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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bruske
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gerannt. Die Kaiserin hat sich nach Farseth zurückgezogen, und das kleine Heer der Südreiche ist ihr gefolgt. Wenn ihr mich fragt, sieht es dort bald genauso aus wie hier...“
    Jayel blickte ihre Begleiter besorgt an: „Dann müssen wir so schnell wie möglich weiter in die Hauptstadt...“
    Der Heilkundige fragte: „In die Hauptstadt wollt ihr? Könnt ihr eine Bestellung von mir mitnehmen? Wir brauchen dringend Medikamente, und in Uhlenburg gibt es fast nichts mehr. Ich weiß zwar nicht, wie lange es in Farseth noch Nachschub geben wird, aber einen Versuch ist es wert.“
    Jayel, die gerne helfen wollte, nickte und folgte dem Arzt ins Zelt. Der Geruch von Krankheit und Blut schlug ihr entgegen, als sie das Zelt betrat, und angestrengt versuchte sie, nicht durch die Nase zu atmen. Aufgereiht standen zu beiden Seiten des Zeltes Feldbetten, die alle belegt waren; auch auf dem Fußboden lagen Verwundete, so dass Jayel teilweise über die Soldaten hinweg steigen musste. Ein beständiges Stöhnen und Wimmern lag in der Luft, und zwischen den Betten eilten Krankenschwestern umher, die in ihren hellen Gewändern wie Geister erschienen. Der Arzt steuerte auf ein Schreibpult am anderen Ende des Zeltes zu, und Jayel musste ihm wohl oder übel folgen. Sie bemühte sich, keinen der Soldaten, die um sie herum lagen, direkt anzusehen und heftete ihren Blick auf den Rücken des Heilers. Abwartend blieb sie stehen, als er an dem Pult stehen blieb und ein Pergament und einen Federkiel ergriff. „Ich schreibe nur rasch die Liste“, sagte er und begann, hastig, Worte auf das Pergament zu kritzeln.
    Jayel blieb nun nichts anderes übrig, als zu warten. Sie betrachtete die Gegenstände auf dem Schreibtisch des Arztes, da hörte sie plötzlich eine Stimme, ein paar Schritt hinter ihr. „Jayel... Jayel...“
    Die Bardin fuhr herum. Sie kannte diese Stimme!
    Ungläubig ging sie auf das Feldbett zu, von dem die Stimme kam. Der Krankheitsgeruch wurde intensiver, und fast wäre Jayel doch wieder umgekehrt und hätte weiter auf den Tisch gestarrt. Doch sie wusste, sie musste sehen, wer in diesem Bett lag. Und als sich ihr eine blutverschmierte Hand entgegenstreckte und eine heisere Stimme erneut „Jayel!“ krächzte, erkannte sie ihren Bruder!
    Fassungslos starrte Jayel auf das gerötete Gesicht. Fast der gesamte Kopf war mit einer weißen Binde umwickelt, und nur ein Auge, Nase und Mund waren freigelassen worden. Wie abwesend ergriff sie die zitternde Hand, die ihr noch immer entgegengestreckt wurde. „Grat“, flüsterte sie entsetzt.
    Ihr Bruder verzog den Mund, was so viel wie ein Lächeln bedeuten sollte. „Jayel ... du bist es wirklich. Ich dachte, ich träume schon wieder, als ich dich an meinem Bett vorbeilaufen sah. Du lebst! Das wird Vater und Mutter ein Trost sein...“
    „Grat, von was redest du?“, fragte Jayel verstört. „Was tust du hier?“
    Grat hustete, und mit Entsetzen bemerkte Jayel, dass eine rötliche Flüssigkeit seine Lippen benetzte. „Ich habe mich dem Heer der Kaiserin angeschlossen“, keuchte ihr Bruder, „es gehört doch zu meiner ... Pflicht, mein Land zu verteidigen ... und wir dachten, du seist auch beim Heer...“
    „Aber was sollte ich denn beim Militär?“, fragte Jayel verzweifelt. Der Anblick ihres leidenden Bruders lähmte ihr Denken, und beinahe panisch umklammerte sie die Hand des Verletzten.
    Grat hustete erneut, diesmal etwas stärker: „Wir haben nichts mehr von dir gehört seit dem Unglück in Farseth. Schließlich dachten wir, du wärst entweder tot oder beim Heer, wie die überlebenden Barden. Ich wollte auch gegen die Südländer kämpfen ... dich rächen oder dich finden.“
    „Der Bote mit meinem Brief ist nicht durchgekommen...“, flüsterte Jayel in plötzlichem Verstehen. Grat wurde wieder von einem Hustenkrampf geschüttelt. Bluttröpfchen landeten auf der weißen Bettdecke, und Jayel sah sich angstvoll nach einem Heiler um. „Bitte, wir brauchen hier Hilfe!“, rief sie, doch niemand schien sie zu hören.
    Grat drückte ihre Hand: „Ist schon in Ordnung, Schwesterchen. Es wird schon jemand kommen, der sich meiner annimmt.“ Er lehnte sich aufseufzend in die Kissen zurück. „Hör zu, ich habe in den letzten Tagen seltsame Träume gehabt ... von dir! Und ich weiß, dass du eine besondere Aufgabe zu erfüllen hast. Nein, lass mich ausreden!“ Er hob seine andere, noch freie Hand und legte sie auf die Hand der Schwester: „Du musst jetzt nur an diese Aufgabe

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