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Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe

Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe

Titel: Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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trägt doch meinen Namen
    Als wir ins Gemäuer kamen.
     
    Je mehr ich darüber nachdenke, die Zeilen dieses Gedichtes musste mein Freund schon vor dem Einzug in das Warenhaus verfasst haben. In jener Nacht vermochte ich kaum zu schlafen, vor allem anderen, weil ich mich fragte, ob dieses Gedicht Linda bekannt gewesen war. Konnte es nicht sein, dass ihre Kenntnis den Lauf der Dinge geändert hätte? So sah ich mich selbst den ersten Zeichen eines Aberglaubens ausgesetzt und mein Unbehagen wuchs dem Gedichte gleich von Stund' zu Stund'.
    Mir war heiß, einem Fieber ähnlich, obwohl das Warenhaus, wie ich zu Beginn feststellte und was mich nie los ließ, ein Ort der Kälte war. Ich bemühte mich, mir den Beginn einer Erkrankung auszureden und meine Empfindungen ganz und gar der beklemmenden Wirkung des Zimmers zuzuschreiben – ich vergaß, dass mir zuvor doch ruhigere Nächte dort beschieden waren. Aber meine Anstrengungen trieben keine Früchte. Im Fieberwahn glaubte ich mich, als es in meinen Ohren rauschte als sei ein Radio ohne Empfang, und ein nicht zu unterdrückendes Zittern befiel meinen Körper, allmählich doch ausreichend, einer mir grundlosen Furcht ausgeliefert zu werden. Atemlos und schwitzig richtete ich mich auf dem Sofa auf, spähte angespannt ins dichte Dunkel vor den Augen – ohne Kerzenschein und mit Nacht in der Stadt waren nicht einmal Konturen auszumachen – und ich lauschte auf das Rauschen, das doch nicht aus mir zu kommen schien. Eine innere Stimme nötigte mich aufzustehen, in meine Schuhe zu schlüpfen und indem ich nun eilig im Zimmer hin- und herging, versuchte ich, mich aus dem jämmerlichen Zustand, in den ich geraten war, herauszureißen. Doch ich bedurfte dafür größeren Raum – wo wir schliefen war es nicht mehr als eine Kammer – und ich war darauf bedacht, meinen Freund nicht aufzuwecken, den ich schlafend auf seinem Bette wähnte, wo ich ihn vor Stunden noch gesehen hatte, bevor die letzte Kerze erloschen war. So schritt ich hinaus, durch den kurzen Flur in die offene, gähnende Leere, dorthin, wo Dennis seinen Spaziergang pflegte. Trotz des schwachen Lichtes, das von Straßenlaternen ins Haus getragen wurde, blieb mir unwohl. Ja, erst hier erblühte mein Wahn in vollem Glanz, als mir die ersten artikulierten Laute ans Ohr drangen.
    Des Splitters Glanz , hieß es, und wieder, des Splitters Glanz – nicht eine Stimme war es wohl, wie Linda Roder es umschrieben hatte, es klang nach einer Vielzahl von Wesen – im Schrecken erstarrt hoffte ich, dass ich es mir eingebildet hatte, als schon die nächste Phrase durch die Leere schlich. Durchdringen wir Mauern , sagte es, sagten sie, im Blute durchdringen wir Mauern – stets in flüsterndem Ton, kaum wahrnehmbar und zugleich so entsetzlich präsent. Wild nun blickte ich um mich, den oder die Sender dieser ominösen Botschaften zu finden – Eindringlinge mussten es sein, jemandem war es gelungen, aus dem Außen in unser Innerstes zu kommen. In einer lebendigen Welt, die des Todes bedarf . All diese Stimmen zur selben Zeit, doch asynchron, unmöglich zu erahnen, wo eine begann, die andere endete. Höhen und Tiefen in allen Facetten – es mochte jede je erdachte Stimme sein, die ich dort hörte. Dann erblickte ich eine schattenhafte Gestalt, die in einem mir wohl bekannten somnambulen Gang auf mich zu schritt – aus dem Schutz einer der Säulen mag sie gekommen sein – und dem Wesen des Schrittes gleich erklang das nächste Unfassbare dieses Flüsterns verwahrloster Existenzen. Du bist der Engel, der hängt, im drohenden Leid, abstürzend … bist du … im Blute … abstürzend … im Blute . Unendlich kam es mir vor, nicht wie der Augenblick, der er wohl war, da sich diese letzten Worte im Kreise wiederholten und in meine Gebeine fraßen, bis ich zitternd den Halt verlor und mich auf den Steinboden setzte – dann endlich erkannte ich in der schattenhaften Gestalt meinen Jugendfreund Dennis Roder und mir wurde leichter ums Herz. Endlich hatte auch er vernommen, was hier wütete. 
    „Mein Freund“, sagte ich gleich keuchend und schaute zu ihm hinauf, „mein Freund, du weißt nun, dass es dieses Flüstern tatsächlich gibt. Es war nicht nur in deiner Frau. Ist es nicht fürchterlich?“
    Und darauf antwortete er: „Im Blute durchdringen wir Mauern.“
    Aus der Vielzahl dieser Stimmen formte sich nun eine, seine, ebenso zum Flüstern gesenkt. Die wilden Auswüchse seiner überspannten und doch so eindringlichen

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