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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zu Zeiten, als ich deine heimlichen Zusammenkünfte mit Baron d'Holbach und Condorcet ausspionierte...
    — Rodin! rufe ich aus, wie vom Blitz getroffen.
    — Jawohl, ich bin Rodin, der heimliche Jesuitengeneral. Rodin, den du nicht täuschen wirst, den du nicht dazu bringen wirst, in den Schacht dort hinten zu stürzen, wie du's mit den anderen getan. Wisse, o Saint-Germain, es gibt kein Verbrechen und keine Gemeinheit, keine tückische List und keine listige Tücke, die wir nicht vor euch erfunden hätten, zum größeren Ruhme unseres Gottes, der die Mittel rechtfertigt! Wie viele gekrönte Häupter haben wir nicht schon stürzen lassen in dieser Nacht, die keinen Morgen kennt, stürzen in weit subtilere Hinterhalte, um die Weltherrschaft zu erlangen! Und jetzt willst du uns hindern, jetzt, einen Schritt vor dem Ziel, unsere gierigen Hände auf das Geheimnis zu legen, das seit fünf Jahrhunderten die Geschichte der Welt umtreibt?
    Rodin, so sprechend, wird zunehmend fürchterlich. All jene Instinkte einer blutigen, lästerlichen und ruchlosen Ambition, die sich in den Päpsten der Renaissance manifestierten, perlen jetzt auf der Stirn dieses Ignatius-Jüngers. Ich sehe es wohl: ein unstillbarer Durst nach Herrschaft bewegt sein unreines Blut, ein siedender Schweiß überströmt ihn, ein süßlicher, ekelerregender Dunst verbreitet sich rings um ihn her.
    Wie kann ich diesen letzten Feind schlagen? Mich überkommt eine plötzliche Intuition, die nur der zu nähren vermag, für den die menschliche Seele seit Jahrhunderten keine unerforschten Winkel mehr hat.
    — Sieh her! sage ich. Auch ich bin ein Tiger.
    Und mit einer einzigen raschen Bewegung stoße ich dich in die Mitte des Raumes, reiße dir das T-Shirt vom Leibe, löse den Gürtel des eng anliegenden Panzers, der die Anmut deines ambragoldenen Leibes verbirgt. So stehst du nun da im bleichen Mondlicht, das durch die halb offene Tür eindringt, erhobenen Kopfes, schöner als die Schlange, die Adam verführte, hochmütig und lasziv, Jungfrau und Hure, bekleidet mit nichts als deiner fleischlichen Macht, denn die nackte Frau ist die gewappnete Frau.
    Der ägyptische Klaft hängt von deinem dichten schwarzen Haar, das vor lauter Schwärze schon beinahe blau ist, auf deinen wogenden Busen unter dem leichten Musselin. Um die kleine gewölbte und eigensinnige Stirn schlingt sich der goldene Uräus mit den smaragdenen Augen, der seine dreigespaltene rubinrote Zunge über deinem Kopf züngeln lässt. Oh, deine Tunika aus schwarzen Schleiern mit Silberreflexen, zusammengehalten von einer Schärpe, bestickt mit funesten Iriden aus schwarzen Perlen. Oh, deine geschwellte Scham, glatt rasiert von deiner malabarischen Sklavin, auf das du in den Augen deiner Liebhaber die Nacktheit einer Statue habest! Oh, deine Brustspitzen, zart betupft mit demselben Karmesin, das deine Lippen rötet, die einladend lächeln wie eine Wunde!
    Jetzt keucht Rodin. Die langen Zeiten der Abstinenz, das in einem Machttraum verbrachte Leben haben nichts anderes bewirkt, als ihn mehr und mehr in sein unstillbares Verlangen zu stürzen. Angesichts dieser schönen und schamlosen Königin mit den dämonischen schwarzen Augen, den runden Schultern, dem duftenden Haar und der zarten weißen Haut wird Rodin von der Sehnsucht nach einer nie gekannten Zärtlichkeit erfasst, nach einer unsäglichen Lust, er zittert in seinem Fleische, wie ein Waldgott erzittert beim Anblick einer entblößtem Nymphe, die sich im selben Wasser spiegelt, das schon Narziss ins Unglück getrieben. Im Gegenlicht errate ich seinen unbezähmbaren Rictus, er ist wie versteinert von der Medusa, in Stein gehauen in seinem Verlangen nach einer unterdrückten und jetzt erlöschenden Männlichkeit, obsessive Flammen der Libido versengen sein Fleisch, er ist wie ein gespannter Bogen, hochgespannt bis zu dem Punkt, an dem er zerbrechen wird.
    Jäh zu Boden gestürzt, liegt er kriechend vor dieser Erscheinung, die Hand vorgereckt wie eine Kralle, um einen Schluck vom Elixier zu erflehen.
    — Oh, röchelt er, oh, wie schön du bist, oh, diese kleinen Zähne einer jungen Wölfin, die aufblitzen, wenn du deine schwellenden roten Lippen öffnest... Oh, diese großen, smaragdgrünen Augen, die bald funkeln, bald schmachten. O Dämonin der Wollust.
    Er hat schon Gründe, der Elende, während du jetzt deine blaugepanzerten Hüften bewegst und die Scham vorstreckst, um den Flipper vollends zur Raserei zu treiben.
    — O Vision, stöhnt Rodin, sei

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