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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie in ihn. »Helene hat ein halbes Jahr unter Dr. Williams bei Manning gearbeitet. Und davor hat sie sich drei Jahre lang, als sie am Dowling als Sekretärin angestellt war, ständig im Labor herumgetrieben. Jetzt können wir sie auch dort mit Williams in Verbindung bringen.«
    Phillip schien nun wieder bei der Sache zu sein. »Meg, das paßt. Und du glaubst also, daß Victor, nicht dein Vater, den Empfehlungsbrief für Mrs.
    Petrovic an

    Manning geschickt hat?«
    »Ganz genau. Dad war in Scottsdale. Annie hatte einen Unfall gehabt und rang mit dem Tode. Wir können beweisen, daß Dad gar nicht in der Firma war, als der Brief rausging.«
    »Ja, gewiß.«

    Der Anruf von Phillip Carter hatte Dr. Henry Williams um Viertel nach drei am Samstag nachmittag erreicht. Carter hatte darauf bestanden, daß man Williams mitten aus der Untersuchung einer Patientin an den Apparat holte. Die Unterredung war kurz, aber entmutigend.
    »Meghan Collins hat dich mit der Petrovic in Verbindung gebracht«, informierte ihn Carter, »obwohl sie denkt, daß Orsini den Empfehlungsbrief geschickt hat.
    Und ich weiß, daß Orsini etwas im Schilde führt und vielleicht sogar vermutet, was los war. Wir sind vielleicht noch immer nicht in Gefahr, aber egal, was passiert, halte bloß dicht. Weigere dich, Fragen zu beantworten.«
    Irgendwie gelang es Dr.
    Williams, seine übrigen
    Termine zu bewältigen. Der letzte war um halb fünf beendet. Um diese Zeit schloß das Franklin-Institut für künstliche Fortpflanzung gewöhnlich am Samstag.
    Seine Sprechstundenhilfe steckte den Kopf zur Tür herein. »Dr. Williams, kann ich noch was für Sie tun?«
    Niemand kann etwas für mich tun, dachte er. Er schaffte es, zu lächeln. »Nein, nichts mehr, danke, Eva.«
    »Herr Doktor, geht’s Ihnen nicht gut? Sie sehen etwas mitgenommen aus.«
    »Mir geht’s prima. Bin nur ein bißchen erschöpft.«
    Bis Viertel vor fünf war das gesamte Personal gegangen, und er war allein. Williams griff nach dem Foto seiner verstorbenen Frau, lehnte sich in seinen Arbeitssessel zurück und betrachtete es. »Marie«, sagte er leise, »ich wußte ja nicht, in was ich da hineingerate. Ich war ehrlich davon überzeugt, daß ich etwas Gutes bewirke. Helene hat es auch geglaubt.«
    Er stellte das Bild zurück und starrte vor sich hin. Er bemerkte gar nicht, daß draußen die Schatten immer länger wurden.
    Carter war durchgedreht. Man mußte ihm Einhalt gebieten.
    Williams dachte an seinen Sohn und seine Tochter.
    Henry junior war Frauenarzt in Seattle. Barbara war Spezialistin für Endokrinologie in San Francisco. Was würde dieser Skandal ihnen antun, besonders wenn es zu einem langen Verfahren kam? Die Wahrheit würde ans Licht kommen. Es war unvermeidlich. Das wußte er jetzt.
    Er dachte an Meghan Collins, an die Fragen, die sie ihm gestellt hatte. Hatte sie damals vermutet, daß er sie belog?
    Und an ihren Vater. Es war entsetzlich genug zu wissen, ohne erst fragen zu müssen, daß Carter Helene umgebracht hatte, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Hatte er auch etwas mit Edwin Collins’ Verschwinden zu tun? Und sollte Edwin Collins für etwas verantwortlich gemacht werden, was andere getan hatten?
    Sollte man Helene die Schuld für Fehler geben, die sie gar nicht begangen hatte?
    Dr. Henry Williams nahm einen Block von seinem Schreibtisch und begann zu schreiben. Er mußte es erklären, es ganz deutlich darlegen, mußte versuchen, den Schaden, den er angerichtet hatte, wiedergutzumachen.
    Als er fertig war, steckte er die Seiten, die er geschrieben hatte, in ein Kuvert. Meghan Collins hatte es verdient, dies den Behörden zu präsentieren. Er hatte ihr und ihrer Familie schweren Schaden zugefügt.
    Meghan hatte ihre Visitenkarte dagelassen. Williams fand sie, adressierte den Umschlag an sie beim Channel 3
    und versah ihn sorgfältig mit Briefmarken.
    Er blieb lange stehen und betrachtete die Bilder der Kinder, die auf der Welt waren, weil ihre Mütter zu ihm in die Klinik gekommen waren. Für einen Augenblick fand die Düsternis in seinem Herzen Linderung bei dem Anblick dieser jungen Gesichter.
    Dr. Henry Williams machte das Licht aus, als er sein Sprechzimmer zum letztenmal verließ.
    Er nahm den Umschlag zu seinem Wagen mit, hielt bei einem Briefkasten in der Nähe an und warf den Brief ein.
    Meghan Collins würde ihn spätestens am Dienstag haben.
    Doch das hatte dann keine Bedeutung mehr für ihn.

    Die Sonne sank allmählich. Ein Windstoß drückte die kurzen gelben

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