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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Hesskamp die Hand.
    »Matthias«, begrüßte er den Polizisten, der ihm offensichtlich keineswegs fremd war. Das war keine Überraschung, schließlich war Danner früher selbst Polizist gewesen und ging noch heute im Präsidium ein und aus.
    »Hab gehört, du bist jetzt Dorfpolizist in Gerthe.« Danner zog sich einen Stuhl heran. »Da kannst du ja mit deinen Kindern zu Mittag essen. Was treibt dich hierher?«
    Hesskamp deutete auf Staschek: »Lenny.«
    Ich kochte vor Wut, weil Danner vollkommen selbstverständlich das Gespräch übernahm. Obwohl bis vor zwei Sekunden doch ich für unsere Detektei gesprochen hatte. Und ich ließ mich auch noch selbst von ihm ablenken. Ich war kein bisschen besser als die Hühner am Nebentisch.
    Danner gab Staschek eine Kopfnuss: »Wenn deine Frau mitkriegt, dass du Lila anbaggerst, wird die Scheidung teuer, Alter.«
    »Deine Sprüche waren schon mal besser«, rempelte Staschek bereitwillig zurück.
    Ich kam mir vor, als wäre ich zwischen ein paar U-Bahn-Drängler geraten. Aber eins war klar: Von mir gab es kein schüchternes Lächeln zur Belohnung. Stattdessen drückte ich Staschek einen Kuss auf die babyarschglatt rasierte Wange.
    »Wenn du nicht petzt, gibt es keine Zeugen«, erklärte ich Danner.
    Hesskamp zog die Brauen hoch, Staschek grinste dümmlich, Danner schnaufte verächtlich. Ich hatte die Aufmerksamkeit der Herren zurückerobert. »Lenny hat Arbeit für uns«, sprach ich weiter, bevor sich das erneut ändern konnte.
    Danner musterte Staschek mit zusammengekniffenen Augen: »Sind die Exkollegen so schnarchnasig geworden, dass du jetzt schon Privatdetektive engagieren musst, um mal wieder einen Ermittlungserfolg vorweisen zu können?«
    Nachdem er das ausgesprochen hatte, fiel ihm anscheinend ein, dass auch Matthias Hesskamp zu den Schnarchnasen gehörte. Er ergänzte: »Sorry, Matze. Du scheinst ja heute wach zu sein.«
    »Genauer gesagt, will Herr Hesskamp uns beauftragen«, grinste ich. »Er vermisst seit drei Wochen eine Freundin aus der Nachbarschaft und fürchtet, ihr könnte etwas zugestoßen sein.«
    Danners Blick wurde scharf: »Gibt es einen konkreten Grund für die Befürchtung?«
    Hesskamp zuckte hilflos die Schultern: »Meine Frau glaubt, ja.«
    Danner verzog keine Miene.
    »Weil die Kripo nicht grundlos unbescholtenen Bürgern hinterherschnüffelt, sollt ihr das übernehmen«, brachte Staschek die Sache auf den Punkt.
    »Meine Frau macht sich Sorgen«, rechtfertigte sich Hesskamp eilig.
    Danner lehnte sich amüsiert zurück. »Dann bist du quasi gezwungen worden, uns zu beauftragen.«

 
    Klick.
    Sie liegt auf dem Küchentisch. Nackt. Zwischen den Schälchen, in denen noch die Frühstücksflakes der Kinder schwimmen. Die Beine streckt sie in die Luft, ihre Füße in sein Gesicht, während er es ihr besorgt.
    Schöner Schnappschuss.
    2.
    Danner lenkte seinen riesengroßen und uralten Geländewagen am Rewirpower-Stadion und der JVA vorbei, von der Castroper Straße auf den Castroper Hellweg in Richtung des Bochumer Stadtteils Gerthe, wo Polizeiobermeister Matthias Hesskamp mit seiner Frau Katrin und zwei Teenagertöchtern lebte.
    Während ich aus dem Fenster sah, überlegte ich, ob in Molles Kaffee versehentlich ein paar fröhlichbunte Pillen geraten sein konnten. Seit über einem halben Jahr lebte ich in Bochum, aber die Wörter ›grün‹ oder ›bunt‹ zur Beschreibung meiner Wahlheimat zu verwenden, war mir bisher nicht in den Sinn gekommen.
    Bis heute.
    Die sonst mindestens vierstöckigen Wohnblöcke der Innenstadt waren im Laufe der Fahrt zusehends niedriger geworden. Jetzt rollte die Schrottschüssel an einem alten Fachwerkgehöft vorbei, das genauso gut in einem Dreihundert-Seelen-Dorf vor Hannover hätte stehen können. Und dahinter – ich traute meinen Augen kaum – graste ein Pferd. Auf einer mit weißem Elektroband eingezäunten Weide.
    An einem Schulzentrum bogen wir in die Schwerinstraße ein. Reihenhäuser säumten die Straße. Bunte Gebäudefronten mit Vorgärten so winzig, dass gerade eine Bank darin Platz fand. Sonnengelb, grün, blau, sogar vor einem schmutzigen Rot war man nicht zurückgeschreckt, um das eigene Reich kenntlich zu machen. Das Altrosa des Eckhauses war ebenfalls ein Hingucker. Den Asphalt der Fahrbahn hatten Kinder mit Straßenmalkreide verschönert.
    Zumindest gab es hier kein Parkplatzproblem. Dank der überlangen Ladefläche, die Danners Schrottkiste anstelle eines Kofferraumes besaß, war in der Innenstadt kaum ein

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