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Das fuenfte Imperium

Titel: Das fuenfte Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Spiralen drehend, an Höhe gewann.
    Um mich her wirbelten wenige große Schneeflocken. Durch diesen weißen Schleier leuchtete Moskau auf besondere Weise, zart und geheimnisvoll. Die Stadt war so schön, dass es einem den Atem nahm. Und es brauchte nur wenige Minuten, bis meine Stimmung gänzlich umgeschlagen war: Alles Grauen war zerstoben; Friede und Sanftmut füllten mich aus.
    Hans Ulrich Rudel hatte etwas Ähnliches gefühlt in jener Weihnachtsnacht am Himmel über Stalingrad - als der Gedanke an Krieg und Tod plötzlich einem überirdischen Gefühl von Ruhe und Frieden Platz machte. Und über die rauchenden Panzer im Schnee hinwegfliegend, begann er zu singen: Stille Nacht, heilige Nacht ...
    Zum Singen war es jedoch zu kalt. Unten herrschte ein anderes Jahrtausend; was da räucherte, waren keine angeschossenen Panzer, sondern die Westschlitten stadtflüchtiger Chaldäer. Und überhaupt hatte diese Nacht nicht viel Heiliges an sich ... Aber schön war sie, die Welt, und ich gelobte mir, diese Sekunde unbedingt zu dokumentieren mit allem, was ich dachte und fühlte, einen Abdruck meiner Seele gewissermaßen, um den Augenblick nie wieder zu vergessen. Ich werde diesen Schnee beschreiben, dachte ich, dieses Dämmerlicht und die geheimnisvollen Lichter dort unten ...
    Und beschreiben werde ich, wie ein anderer aus mir wurde.
    Früher benahm ich mich ziemlich idiotisch, da hat Loki ganz recht. Aber seither habe ich dazugelernt und vieles begriffen. Über das Leben, über mich selbst, über den Prinzen von Dänemark und über Hans Ulrich Rudel. Und ich habe meine Wahl getroffen.
    Ich liebe unser Imperium. Ich liebe seinen aus Armut und Leid geborenen Glamour und seinen im Kampfe gestählten Diskurs. Ich liebe seine Menschen. Nicht der Bonusse und Vergünstigungen wegen, sondern weil wir von gleicher roter Flüssigkeit sind - wenn auch natürlich verschiedener Ansicht. Mein Blick geht hinab auf die imperialen Bohrtürme, die den Adern des Planeten die schwarze Flüssigkeit aussaugen - und ich sehe, dass ich meinen Platz im System gefunden habe.
    Hier komme ich, Superstecher!
    Aber das System muss geschützt werden. Auf uns kommen schwere Zeiten zu. Denn weder rote noch schwarze Flüssigkeit ist auf der Welt ausreichend für alle vorhanden. Demnach werden wir bald Besuch kriegen von anderen Vampiren, die unserem lieben Iwan den Geist B vernebeln werden und dabei ihr listiges Auge werfen auf alles, was nach Bablos aussieht und sich saugen lässt. Und dann wird die Frontlinie einmal mehr durch jeden Hof und jedes Herz gehen.
    Darüber jedoch, wie wir unsere unvergleichliche Dach- Zivilisation mit ihrer stolzen superethnischen Mission schützen können, werden wir später nachdenken. Jetzt ist es ringsum still und friedlich. Schmetterlingsgroße Schneekristalle kommen auf mich zugeschwebt. Jeder Flügelschlag bringt mich näher zu meiner sonderbaren Freundin - und, wozu verhehlen, näher zum Bablos auch.
    Das jetzt alles unser ist.
    Alles unser. Alles unser.                    Alles unser.                                      Alles unser.                                                        Alles unser.                                                                         
    Wie oft muss man sich diese Worte aufsagen, um ihren Sinn ganz zu begreifen? Dabei ist er unmissverständlich.
    Bergsteiger Rama II. meldet: Der Fuji ist bezwungen.
    Auf eine wichtige Nuance gilt es dabei jedoch noch hinzuweisen.
    Der Fuji ist keineswegs jener Berg, an den man als Kind geglaubt hat. Keine Märchenwelt im Sonnenlicht, wo die Grashüpfer träge zwischen den hohen Halmen hocken und die Schnecken selig lächeln. Auf dem Fuji droben ist es kalt und finster, einsam und öde. Und das ist auch gut so, denn in Ödnis und Kälte kann die Seele gut rasten. Und wem es beschieden ist, bis ganz nach oben zu kommen, der wird schrecklich müde sein vom Weg. Und mit dem, der diesen Weg einst in Angriff nahm, wird er kaum noch etwas gemein haben.
    Ich weiß gar nicht mehr, wie ich damals war. Was mir aus jener Zeit noch dunkel im Bewusstsein ist, scheint eher ein Abklatsch gesehener Filme zu sein als ein getreues Abbild meiner eigenen Geschichte. Ja, ich sehe dort unten eine Leuchtspur, gut, ich erinnere mich, dass da Straßen sind, über die ich noch unlängst mit dem Skateboard rollte ... Da waren meine Bewegungen im Raum noch ganz ohne Ziel. Dann auf

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