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Das fuenfte Imperium

Titel: Das fuenfte Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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ein stehendes Fernsehbild. Einige Sekunden schaute er so und schmatzte dabei.
    »Keine Angst«, sagte er, »ich bin kein Triebtäter. Diesbezüglich kannst du ganz beruhigt sein.«
    »Was sind Sie dann?«
    »Ich bin ein Vampir. Und Vampire sind nie pervers. Manchmal tun sie so, aber in Wirklichkeit haben sie ganz andere Ziele und Interessen.«
    Kein einfacher Perverser, dachte ich, sondern ein durchgeknallter. Ich darf nicht aufhören zu reden, er muss beschäftigt sein ...
    »Ein Vampir? Sie trinken also Blut?«
    »Nun ja, nicht becherweise«, antwortete Brahma, »und nicht, dass ich darauf meine Identität gegründet sehen möchte. Aber es kommt vor, ja.«
    »Und wozu tun Sie das?«
    »Es ist die beste Art, einen Menschen kennenzulernen.«
    »Wie das?«
    Die Augen in den ovalen Höhlen blinkerten ein paarmal, bevor der Mund hinter dem schwarzen Lappen sprach: »Es gab eine Zeit, da waren zwei an der Wand wachsende Bäume, eine Zitrone und eine Apfelsine, nicht bloß Bäume, sondern das Tor in eine geheimnisvolle magische Welt. Und dann geschah etwas. Das Tor verschwand, zurück blieben zwei gerahmte viereckige Stücke Stoff an der Wand. Nicht nur das Tor verschwand, auch die dahinterliegende Welt. Und selbst der grässliche Flughund, der den Eingang zu dieser Welt bewachte, wurde zum geflochtenen Fächer aus einem tropischen Seebad ...«
    Verblüffung ist ein zu schwaches Wort für das, was ich empfand. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Was der Mann da sagte, hätte jedem normalen Menschen als törichtes Abrakadabra Vorkommen müssen - für mich war es der Geheimcode meiner Kindheit. Vor allem aber gab es nur einen Menschen auf der Welt, der das so hätte formulieren können, und der war ich.
    Ich schwieg eine Weile. Dann konnte ich nicht länger an mich halten.
    »Das ist unbegreiflich«, begann ich. »Gut, von den beiden Bildern könnte ich unter Umständen geredet haben, während ich nicht bei Bewusstsein war. Aber die magische Welt hinter dem Tor - davon habe ich unter Garantie nichts erzählt. Denn ich habe sie noch nie so genannt. Nur jetzt, wo Sie es sagen, sehe ich, dass das so war, jawohl. Es ist die pure Wahrheit ...«
    »Und weißt du, wie das damals alles kam?«, fragte Brahma.
    »Nein. Wie?«
    »Die magische Welt, in der du einmal lebtest, war die Erfindung eines im Gras verborgenen Heuhüpfers. Und dann kam ein Laubfrosch, der hat ihn gefressen. Und du hattest keinen Ort zum Leben mehr, obwohl in deinem Zimmer alles so war wie zuvor.«
    »Stimmt«, sagte ich und war baff. »Auch das ist wahr. Es trifft den Nagel auf den Kopf.«
    »Denke an etwas!«, forderte Brahma mich auf. »Etwas, wovon du als Einziger weißt. Irgendwas. Und stelle mir eine Frage. Auf die nur du die Antwort weißt.«
    »Hm«, sagte ich und dachte nach. »Na, zum Beispiel ... An meiner Wand zu Hause hing dieser Fächer. Sie haben eben davon gesprochen. Wie war er an der Wand befestigt?«
    Brahmas Augen in den Schlitzen der Maske verengten sich.,
    »Er war angeklebt. Der Leim in Form eines Vollmondes aufgebracht. Nicht einfach ein Kreis, sondern ein Mond. Gemeint war der Ort, wohin du deine Mama wünschtest, die dir den Fächer über das Bett gehängt hat.«
    »He, woher ...«
    »Warte, das ist noch nicht alles. Festgeklebt hast du ihn deshalb, weil der Fächer dir wie ein Vampir im Hundefell vorkam, der dich nachts beißen will. Was natürlich bodenloser Unfug ist. Eine Beleidigung für jeden echten Vampir.«
    »Wie haben Sie das rausgekriegt?«
    Brahma stand auf und kam zu mir. Schob mit einem Finger das schwarze Tuch zurück, öffnete den Mund. Er hatte große und kräftige Raucherzähne, an denen sich nichts Außergewöhnliches feststellen ließ - höchstens, dass die Eckzähne etwas heller waren als die übrigen. Brahma hielt den Kopf nun so, dass ich seinen Gaumen sehen konnte. Dort gab es allerdings eine Merkwürdigkeit: eine wellige orangene Membrane - wie der an der Schleimhaut haftende rückwärtige Teil einer Zahnprothese.
    »Was ist das?«
    »Das ist die Zunge«, sagte Brahma, das Wort eigentümlich hervorhebend.
    »Die Zunge?«
    »Keine Menschenzunge. Es ist die Seele des Vampirs. Sein Ein und Alles.«
    »Und damit wollen Sie das alles rausgekriegt haben?«
    »Ja.«
    »Wie soll das gehen? Mit einer Zunge?«
    »Zwecklos, das zu erklären. Um es verstehen zu können, müsstest du selbst zum Vampir werden.«
    »Dann glaube ich nicht, dass ich es verstehen will.«
    Brahma kehrte zurück auf sein Sofa.
    »Weißt du,

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