Das Geheimnis der 13 Sprache
Weisheitszähne hat.«
»Wo kann ich die kaufen?«, fragte ich ihn.
»Diese Zähne kann man nicht kaufen. Nur wer weise ist, bekommt sie«, antwortete Großvater.
»Was muss ich tun, um weise zu werden?«, wollte ich wissen.
»Na ja«, sagte Großvater, »du musst in die Schule gehen.«
»Gut«, sagte ich, »das tue ich. Ich gehe jetzt und mache meine Aufgaben für morgen fertig.« An der Tür drehte ich mich noch einmal um und fragte: »Wer ist diese Ritanna, die dir den Hut geschenkt hat?«
»Das ist eine alte Geschichte. Bitte deine Mutter, dass sie sie dir vor dem Einschlafen erzählt.«
Königinmutter Atra
oder
Oben, unten, zwischen zwei'n,
kann das anders möglich sein?
Nach dem Abendessen ging ich so schnell ins Bett wie nie, denn ich wollte die Geschichte über Ritanna hören. Meine Mutter war überrascht. Sie dachte, ich müsste ein bisschen größer sein, um sie zu hören. Aber ich wollte und musste die Geschichte kennen lernen.
Als sie sah, dass ich nahe davor war zu weinen, begann sie zu erzählen.
»Ritanna war eine Königin.«
»Eine echte?«, fragte ich.
»Ja«, antwortete meine Mutter, »sie war eine echte Königin. Denn ihre Mutter, Atra, war auch eine Königin. Sie war die allermächtigste Königin, die es jemals gab. Zu ihrem Reich gehörte alles, was auf dieser Welt ist. Ihr gehörte alles, was oben und unten ist«, antwortete meine Mutter und wollte mit der Geschichte fortfahren.
»Altes?«, unterbrach ich sie wieder.
»Die Geschichte sagt: alles.«
»Auch unser Garten?«, fragte ich.
»Alle Berge, Wiesen, Flüsse, Meere, Wolken, Winde, Tiere, Blumen, Steine, alles gehörte ihr, und auch unser Garten«, antwortete meine Mutter, noch immer ruhig.
»Hätte ihr auch mein Pyjama gehört?«, wollte ich wissen.
»Willst du die Geschichte hören oder Fragen stellen?«, fragte meine Mutter, schon ein wenig gereizt.
»Natürlich möchte ich die Geschichte hören. Ich sage kein Wort mehr!«, antwortete ich und legte mich bequemer hin.
»Ritanna war«, erzählte meine Mutter weiter, »das jüngste Kind der allermächtigsten Königin Atra. Sie hatte noch zwei Brüder. Der ältere hieß Ork und war der größte Zauberer der Welt. Der jüngere hieß Lal und war gut und fleißig. Königin Atra liebte ihre drei Kinder. Als sie erwachsen waren, wollte sie ihr Reich in drei gleiche Teile teilen. Ritanna und Lal stimmten zu, aber der älteste Sohn war dagegen. Ork meinte, dass ihm als Ältestem das ganze Königreich gehören sollte. Als Atra das hörte, war sie sechs Tage lang so wütend, dass sie alles durcheinander wirbelte und viele Sterne auf die Erde fielen. Am siebten Tag traf sie ihre Entscheidung. Sie teilte ihr Königreich in drei Teile. Alles, was oben war, gab sie Ritanna. Alles, was unten war, schenkte sie Lal. Ork übergab sie alles, was zwischen unten und oben war. Außerdem schenkte sie Ritanna einen Armreif mit einem blauen Stein, der alle Wünsche erfüllte, Lal schenkte sie eine Kette mit einem feuerroten Stein. Wer sie trug, konnte sich durch seine Arbeit alle Wünsche erfüllen. Ork bekam kein Geschenk. Als Atra all das erledigt hatte, verschwand sie. Seit jener Zeit ist unsere Welt in drei Teile geteilt. Oben herrscht Ritanna, unten Lal und in dem Reich zwischen unten und oben Ork.«
Ich hatte die Augen geschlossen, um besser zuhören zu können. Meine Mutter dachte, ich sei eingeschlafen, und wollte leise aus dem Zimmer gehen. Ich schlug die Augen wieder auf: »Und was passierte weiter?«
»Weiter passierte«, antwortete meine Mutter, »dass du jetzt schläfst und ich dir morgen die Fortsetzung erzähle.«
Aber am nächsten Abend kam etwas dazwischen und tags darauf erzählte mir meine Mutter eine andere Geschichte. Eine Woche später fuhren wir in den Urlaub und ich hörte viele verschiedene Geschichten, aber nicht die Fortsetzung der Geschichte von Königin Ritanna.
Eines Tages bekam ich mit, wie meine Mutter zu meinem Großvater sagte, dass alles Unglück auf der Welt entstanden sei, weil Ritanna ihren Armreif verloren habe.
Mein Großvater entgegnete, dass Ritanna ihn nicht verloren habe; Ork hätte ihn gestohlen und irgendwo in einem Fluss versteckt. Natürlich wollte ich wissen, in welchem.
»Das möchte ich auch gerne wissen«, sagte meine Mutter lächelnd, »und nicht nur ich, sondern alle Menschen.«
Mein Großvater schlug vor, am nahen Fluss fischen zu gehen und Ritannas Armreif zu suchen. Natürlich fanden wir ihn nicht, die einzige Ausbeute
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