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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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dass ihn irgendein Schurke auf dem Weg dorthin überfallen könnte, weil Mondino darauf beharrte, allein aus dem Haus zu gehen, ohne den roten Talar der Ärzte als Schutz zu tragen oder sich von einem Diener begleiten zu lassen. Dass sein Neffe jedoch in eine solche Situation kommen würde, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
    »Warum hast du ihn nicht dort liegen gelassen, als du die
Wohnung in Brand gesteckt hast?«, fragte Mondino misstrauisch. »Dann hätte der Inquisitor nur eine verkohlte unkenntliche Leiche gefunden und du wärst nicht unglaubliche Risiken eingegangen, um ihn mit dir herumzuschleppen.«
    Gerardo wandte ihm den Rücken zu und starrte stumm auf den Toten auf dem Marmortisch. Ein Windhauch ließ die Flammen der Lampen flackern, und einen kurzen Moment wirkte es durch die tanzenden Schatten, als hätte Angelo da Piczanos Körper sich bewegt. Unwillkürlich wich Mondino einen Schritt zurück.
    »Antworte mir, Templer«, rief er, wütend darüber, dass er sich so erschreckt hatte. Es fiel ihm immer noch schwer, seinen Schüler Gerardo zu nennen. Das Gesicht, die langen Haare, die blauen Augen, der kräftige, gut proportionierte Körperbau, all das verband er in seinem Kopf mit einem Bild, dem er dem Namen Francesco Salimbene aus Imola gegeben hatte. Und nun wehrte er sich gegen die Vorstellung, ihn anders nennen zu müssen.
    »Möglicherweise wäre er nicht vollständig verbrannt«, antwortete Gerardo, ohne sich umzudrehen. »Und seine Überreste hätten unserem Orden schweren Schaden zufügen können. Denn durch sie wäre die Beschuldigung, wir würden den Teufel anbeten, die man gegen uns erhebt, gestärkt worden.«
    Gerardo deutete zum zweiten Mal an, dass schwarze Magie im Spiel gewesen sein könnte, doch an dem Toten auf dem Tisch fiel bis auf die abgeschnittenen Hände nichts Seltsames auf. Das Gesicht zeigte eher Erstaunen als Todesangst. Ein wenig getrocknetes Blut im Nacken zwischen den kurzen Haaren verriet, dass man ihn von hinten niedergeschlagen hatte.
    »Also«, meinte Mondino, »du hast diesen Mann nackt und tot in deiner Wohnung gefunden. Du hast ihm etwas übergezogen, hast Feuer gelegt und bist geflohen. Wie wolltest du dich seiner entledigen?«

    Gerardo riss verblüfft den Mund auf. »Woher könnt Ihr wissen, dass er nackt war?« Dann nickte er. »Ach natürlich. Das Gewand.«
    Der Umstand, dass der andere sich so schnell von seiner Überraschung erholte, verärgerte den Arzt ein wenig. Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt, um über solche Nichtigkeiten nachzudenken. Er musste weiter mit Gerardo reden und darauf hoffen, dass die Totengräber bald kamen.
    »Ja, genau, das Gewand«, sagte Mondino. »Es ist zwar blutbefleckt, aber nicht zerrissen, ein Zeichen dafür, dass man ihm die Wunde an der Brust zugefügt hat, nachdem man ihn entkleidet hatte. Und vielleicht«, fuhr er fort und trat ein wenig zur Seite, um die Leiche genauer zu betrachten, »auch nachdem er schon tot oder zumindest durch den Schlag auf den Kopf bewusstlos war.«
    »Euer Scharfblick wird Eurem Ruf gerecht«, sagte Gerardo. »Ihr wisst alles, obwohl Ihr selbst nicht dabei wart.«
    Gegen seinen Willen empfand Mondino Genugtuung über dieses Kompliment, denn er spürte, dass es ehrlich gemeint war, und tadelte sich gleich darauf stumm. Eitelkeit gehörte zu seinen größten Fehlern.
    »Du hast auf einen Pakt mit dem Teufel angespielt«, sagte er. »Was ist so merkwürdig an dieser Verletzung?«
    Gerardo drehte sich um und sah ihn an. Sein Blick schwankte zwischen Angst und Entschlossenheit. »Seht selbst, Magister.«
    Mit schnellen, aber respektvollen Bewegungen hob er den Oberkörper des Toten an und zog ihm die Tunika über den Kopf. Sobald Mondino die Wunde an der Brust sah, steigerte sich sein Interesse ins Unermessliche. Er bat Gerardo, sich zwischen die Bänke des Hörsaals zurückzuziehen und näherte sich, ihn stets im Auge behaltend, dem Tisch. Über den Toten gebeugt zog er mit dem Finger die Ränder der Wunde auf der kalten Haut nach.

    »Wer dies getan hat, weiß genau, wie er Knochen und Fleisch zerteilen muss«, sagte er dann mit Bestimmtheit. »Ich habe tagelange Versuche benötigt, bis mir ein so sauberer Schnitt gelang.«
    Das Brustbein war der Länge nach durchgesägt und die Rippen unter der schwarz verfärbten Haut an den Seiten gebrochen. Links befand sich ein kleines dreieckiges Loch. Nachdem er sein Opfer durch den Schlag auf den Kopf betäubt hatte, musste der Mörder ihm mit einem

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