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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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servierte, hing Ulgarts Kopf bereits am Sattelknauf eines Mannes der Erkynwache, unterwegs zu den spitzen Pfählen über dem Nerulagh-Tor, um den dort hausenden Raben als Futter zu dienen.
    Es lag lange zurück, dass die Tischgespräche auf dem Hochhorst geistvoll gefunkelt hatten, dachte Guthwulf, aber heutzutage nahm man die Mahlzeiten fast bei Grabesstille ein, nur unterbrochen vom Ächzen schwitzender Diener – die sich anstrengen mussten, die Arbeit derjenigen mitzutun, die aus der Burg verschwunden waren – und den gelegentlichen unsicheren Schmeicheleien der wenigen Edelleute und Schlossbeamten, die sich der Einladung des Königs nicht hatten entziehen können.
    Jetzt hörte Guthwulf das Murmeln leiser Worte und erkannte Herrn Fluirens Stimme, die dem König etwas zuflüsterte. Der hochbetagte Ritter war erst kürzlich aus seiner Heimat Nabban zurückgekehrt, wo er als Elias’ Gesandter bei Herzog Benigaris geweilt hatte. Heute nahm er zur Rechten des Königs den Ehrenplatz ein. Der alte Mann hatte Guthwulf erzählt, seine Unterredung mit dem König, ein paar Stunden früher am Tag, wäre ohne jede Besonderheit verlaufen; aber trotzdem hatte Elias während des ganzen Essens einen besorgten Eindruck gemacht. Guthwulf konnte ihn zwar nicht sehen, aber die Jahrzehnte, die er in nächster Nähe des Hochkönigs verbracht hatte, ermöglichten es ihm, jeder Betonung, jeder ungewöhnlichen Bemerkung Elias’ einen Gesichtsausdruck zuzuordnen. Hinzu kam, dass Guthwulfs Gehör und sein Geruchs- und Tastsinn – weit empfindlicher, seit er sein Sehvermögen verloren hatte – in Gegenwart von Elias’ furchtbarem Schwert Leid immer noch viel schärfer zu reagieren schienen.
    Seit damals, als der König Guthwulf gezwungen hatte, sie zu berühren, war ihm die graue Klinge beinahe wie ein lebendes Wesen vorgekommen, etwas, das ihn kannte, das reglos, aber seiner Gegenwart schrecklich bewusst auf ihn wartete wie ein Raubtier, das Witterung aufgenommen hat. Die bloße Anwesenheit des Schwertes führte dazu, dass sich Guthwulfs Nackenhaare sträubten und alle Nerven und Sehnen aufs äußerste gespannt schienen. Manchmal, mitten in der Nacht, wenn der Graf von Utanyeat bei trüben Gedanken wachlag, glaubte er durch die Hunderte von Ellen Stein, die sein Zimmer von den Gemächern des Königs trennten, die Klinge zu spüren; ein graues Herz, das nur er allein pochen hörte.
    Elias schob jäh den Stuhl zurück. Das Kreischen von Holz aufStein brachte alles ringsum zu erschrockenem Verstummen. Guthwulf malte sich aus, wie Löffel und Pokale mitten in der Luft tröpfelnd zum Halt kamen.
    »Verdammt, Alter!«, fauchte der König. »Dient Ihr mir oder diesem Welpen Benigaris?«
    »Ich berichte Euch nur, was der Herzog gesagt hat, Majestät«, stotterte Herr Fluiren. »Doch ich denke nicht, dass er es unehrerbietig meint. Er hat Schwierigkeiten mit den Thrithingstämmen an seiner Grenze, und das Wran-Volk ist aufsässig …«
    »Und was geht mich das an?« Guthwulf konnte fast sehen, wie Elias’ Augen schmal wurden, so oft hatte er beobachtet, welche Veränderungen der Zorn in den Zügen des Königs hervorrief. Sein blasses Gesicht würde dunkel und feucht sein. Seit einiger Zeit hatte Guthwulf die Dienerschaft tuscheln hören, der König werde immer magerer.
    »Ich war es, der Benigaris auf den Thron half, Ädon verfluche ihn! Und ich gab ihm einen Lektor, der sich nicht einmischt!«
    Er sagte es und brach ab. Als Einziger der Gesellschaft hörte Guthwulf, wie Pryrates, der dem blinden Grafen gegenübersaß, scharf den Atem einzog. Als merke er, dass er zu weit gegangen war, entschuldigte sich der König mit einem wenig überzeugenden Scherz und setzte dann die leise Unterredung mit Fluiren fort.
    Einen Augenblick saß Guthwulf da wie vom Donner gerührt. Er griff hastig zum Löffel und fuhr fort zu essen, um seine plötzliche Furcht zu verbergen. Wie mochte er aussehen? Starrten sie ihn alle an – konnte jeder die verräterische Röte in seinem Gesicht bemerken? Die Worte des Königs über das Amt des Lektors und Pryrates’ bestürztes Nachluftschnappen hallten in seinem Kopf wider wie ein Echo. Die anderen würden zweifellos annehmen, dass Elias meinte, er habe die Wahl des geschmeidigen Escritors Velligis zum Nachfolger Ranessins als Lektor unterstützt; aber Guthwulf wusste es besser. Pryrates’ Unbehagen, als es den Anschein hatte, der König könne ein Wort zu viel sagen, bestätigte Guthwulfs längst gehegten,

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