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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sagte er sichselbst, Illusion. Er durfte nicht nachgeben. Noch immer seine Schritte zählend, stolperte er vorwärts. Bald rutschten seine Füße im Schlamm des Angers, und doch war es im selben Moment, als klapperten seine Absätze auf glatten Steinplatten. Die unsichtbare Burg befand sich in einem furchtbaren Zustand des Fließens, einmal brennend und bebend, dann wieder kalt und körperlos, und das alles in völliger Stille, während ihre Bewohner in ahnungslosem Schlummer lagen.
    Traum und Wirklichkeit schienen undurchdringlich miteinander verwoben. Durch Guthwulfs eigene Schwärze wimmelten flüsternde Geister, die ihn beim Zählen verwirrten; aber er kämpfte sich weiter, getragen von der grimmigen Entschlossenheit, die ihm als Elias’ Hauptmann durch so manche furchtbare Schlacht geholfen hatte. Er stapfte weiter, auf den Mittleren Zwinger zu. Endlich blieb er stehen, um einen Augenblick auszuruhen – nach seinen unsicheren Berechnungen nahe der Stelle, wo einmal die Wohnung des Burgarztes gelegen hatte. Er roch den säuerlichen Geruch der verkohlten Balken, streckte die Hand aus und fühlte, wie sie unter seiner Berührung zu Asche zerfielen. Undeutlich entsann er sich des Brandes, der Morgenes und einige andere getötet hatte. Plötzlich, wie von seinen Gedanken herbeigerufen, züngelten überall knisternde Flammen empor und umschlossen ihn mit ihrem Feuer. Es konnte keine Einbildung sein – er fühlte die tödliche Hitze! Die Glut umschloss ihn wie eine zermalmende Faust und versperrte ihm den Weg, ganz gleich, in welche Richtung er lief. Guthwulf stieß einen erstickten Verzweiflungsschrei aus. Er war gefangen, gefangen! Er würde verbrennen!
    »Ruakha, ruakha Asu’a!« , schrien Geisterstimmen hinter den Flammen. Das graue Schwert war jetzt in ihm, in allem. Er glaubte seine unirdische Musik zu hören, die Lieder seiner unnatürlichen Schwestern. Drei Schwerter. Drei unheilige Schwerter. Jetzt kannten sie ihn.
    Ein Rauschen wie der Schlag vieler Schwingen, dann fühlte der Graf von Utanyeat plötzlich, wie sich vor ihm eine Öffnung auftat, eine Lücke in der sonst ununterbrochenen Flammenwand – eine Türöffnung, die kühle Luft atmete. Ihm blieb kein anderer Weg – er warf sich den Mantel über den Kopf und stolperte hinab in einen Gang voller Schatten, die still waren und kalt.

Erster Teil Der wartende Stein

1
Unter fremdem Himmel

    imon kniff die Augen zusammen und sah zu den Sternen auf, die in der schwarzen Nacht dahintrieben. Es fiel ihm immer schwerer, wach zu bleiben. Seine müden Augen richteten sich auf das hellste Sternbild, einen unregelmäßigen Kreis von Lichtern, die ungefähr eine Handbreit über dem gähnenden, an eine zerbrochene Eierschale erinnernden Rand der Kuppel zu schweben schienen.
    Da. Das war doch wohl das Spinnrad? Es machte einen eigenartig länglichen Eindruck – als sei der Himmel selbst, an dem die Sterne standen, zu einer ungewohnten Form verzerrt. Doch wenn es nicht das Spinnrad war, was sonst konnte mitten im Herbst so hoch am Himmel scheinen? Der Hase? Aber zum Hasen gehörte ein kleiner Sternknopf dicht daneben, der Schwanz. Und der Hase war doch nie so groß gewesen?
    Der Wind streckte eine Klaue in das halbverfallene Gebäude hinunter, das Geloë die »Sternwarte« nannte – vermutlich einer ihrer trockenen Witze, entschied Simon. Erst die langen Jahrhunderte hatten die Kuppel aus weißem Stein dem Nachthimmel geöffnet, darum wusste Simon, dass hier nicht wirklich eine Sternwarte gewesen war. Gewiss konnten nicht einmal die geheimnisvollen Sithi durch eine Decke aus massivem Fels die Gestirne beobachten.
    Wieder wehte der Wind, diesmal stärker. Er brachte Schneegestöber mit. Obwohl es ihn vor Kälte zittern ließ, war Simon dankbar, denn die eisige Kälte vertrieb einen Teil seiner Schläfrigkeit. Es ziemte sich nicht für ihn, jetzt einzuschlafen – nicht ausgerechnet in dieser Nacht aller Nächte.
    Schließlich bin ich jetzt ein Mann , dachte er. Oder doch beinahe.
    Er streifte den Hemdsärmel hoch und betrachtete seinen Arm. Er versuchte, die Muskeln hervortreten zu lassen, und runzelte die Stirn über das wenig befriedigende Ergebnis. Mit den Fingern strich er über die Haare an seinem Unterarm und befühlte die Stellen, an denen Schnittwunden zu wulstigen Narben geworden waren. Hier hatten die geschwärzten Nägel eines Hunen ihr Zeichen eingeprägt, dort war er am Hang des Sikkihoq ausgeglitten und auf einen Felsen geprallt. War es das, was

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