Das Geheimnis der Mangrovenbucht
entweder am Feuer zu
schaffen machte oder offensichtlich sehr entspannt in seinem Sessel lag. Dieser
Anblick wirkte sehr beruhigend auf sie.
Als sie aufwachte, war es
bereits sieben Uhr, und zögernd fiel das Tageslicht durch das Fenster herein.
Die Kerzen waren abgebrannt, und im Morgenlicht sah der Raum unordentlich und
verkommen aus. Anthony kratzte die Kohlen zusammen und hing einen eisernen
Kessel auf einen Haken darüber. Pauline gähnte und setzte sich auf. Ohne sich
dabei umzudrehen, sagte er: »Sie schnarchen nicht. Ich kann Ihnen jederzeit ein
diesbezügliches Zeugnis ausstellen.«
»Sie auch nicht — oder haben
Sie am Ende überhaupt nicht geschlafen?«
»Ich habe genügend geschlafen.
Große Geister brauchen nicht viele Stunden des Vergessens. Ich werde jetzt
etwas Tee machen, wenn das Wasser kocht. Bleiben Sie also, wo Sie sind.«
»Und anschließend?«
»Dann wird die Flut so weit zurückgewichen sein, daß ich durch den Sumpf waten
kann, obwohl ich nicht sehr viel Lust habe, mich da hineinzuwagen. Aber ich muß
einfach zu einem dieser Häuser gehen, um die Polizei zu verständigen.«
»Welche Häuser? Es war so
finster gestern abend , daß ich gar nichts sehen
konnte, aber ich dachte, daß wir meilenweit von jeglicher menschlichen
Behausung entfernt wären.«
»Keineswegs. Ganz im Gegenteil,
wenn Sie die ziemlich grausige Bucht durchqueren und auf der anderen Seite den
Hügel hinaufklettern, dann kommen Sie zu einer Straße, die auf der einen Seite
nach Willesden führt und auf der anderen Seite an den
Felsklippen entlanggeht, bis sie eine Biegung macht, nach der sie plötzlich
aufhört. Es sind nur zehn Meilen bis zur Stadt, und in der Nähe der Straße
leben viele Leute — warum, das verstehe ich auch nicht.«
»David sagte, sein Grundstück
läge auf der anderen Seite der Bucht. Müssen wir da durchgehen?«
»Seines und das seiner
Nachbarn. Ich bin gestern über etliche Zäune geklettert; wem die gehörten, weiß
ich nicht.«
»Warum haben Sie nicht auch —
so wie ich — das Boot genommen?«
»Weil ich meinen Wagen dabei
hatte. Die Flut war zu hoch, um durchzukommen; aber zufälligerweise entdeckte
ich ein uraltes Ruderboot, das an einen Mangrovenbaum gebunden war. Ich
schaffte es gerade noch, hineinzuspringen. Es leckte überall und sank beinahe,
bevor ich das Ufer erreichte.«
»Können wir nicht heute wieder
damit hinüberfahren? Ich hasse diesen Sumpf.«
»Ausgeschlossen. Es liegt
völlig trocken oben am Ufer, aber David sagt, daß man bei Ebbe leicht
hinüberkommt. Aber warum sagen Sie >wir Sie brauchen nicht mitzugehen.«
»Wenn Sie glauben, daß ich hier
allein bleibe — mit diesem...«
»Verzeihen Sie. Eine taktlose
Idee von mir. Nein, keine Tragödie zu dieser frühen Stunde. Das Wasser kocht. Wieviel Milch? Dieses pulvrige Zeug ist fürchterlich.«
Er brachte ihr eine große,
dicke Tasse mit sehr heißem Tee und auf dem Feuer gerösteten Toast. »Stärken
Sie sich jetzt. Die Reise wird ziemlich kalt und unangenehm sein, obwohl das
Wetter besser ist. Es wird ein sonniger Tag werden.«
»Wirklich ein Segen. In der
Sonne sieht es hier vielleicht weniger grausig aus.«
»Nicht so schrecklich. Grüne
Weiden, blaues Meer, und so weiter.«
»Und eine quabbelige Sumpfebene mit Mangrovenbäumen.«
»Was Sie nur immer mit diesen
Mangroven haben. Aber jetzt lasse ich Sie allein, damit Sie sich anziehen
können. Ich muß zum Bootshaus hinunter.«
»Warum nur? Sie können doch
nichts tun?«
»Es abschließen. Ich habe eine
Kette und ein Schloß gefunden. In Kriminalromanen schließt man immer alles ein,
bis die Polizei kommt.«
»Aber es wird doch sicher
niemand hierherkommen?« Ihre Augen wurden groß vor Angst. Sie stellte sich
bereits vor, daß der Mörder sich ganz in der Nähe verbarg. Er bemerkte ihre
Panik und sagte leichthin: »Kein Grund zur Beunruhigung. Mörder treiben sich
selten in der Nähe ihrer Opfer herum. Aber wie auch immer, kommen Sie ruhig
mit. Im übrigen glaube ich...«, dann zögerte er.
»Glauben Sie was?«
»Neugier, dein Name ist Weib!
Also, wenn Sie es schon unbedingt wissen müssen — ich glaube, daß die Tat nicht
im Bootshaus begangen wurde.«
»Aber — aber — sein Kopf?«
»Man hat ihn sicher ermordet —
aber nicht dort.«
»Wieso können Sie das behaupten?«
»Keine Spur eines Kampfes. Kein
Tropfen Blut, und so weiter.«
»Dann glauben Sie also, daß die
Leiche hierhergebracht wurde?«
»Es könnte sein. Dafür spricht
auch
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