Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Grund.«
»Doch, da ist einer. Halten Sie
sich fest, während ich Sie herausziehe. Gott sei Dank sind Sie ein
Leichtgewicht.«
Trotzdem war das Unternehmen
ziemlich mühsam, denn der Sumpf klammerte sich an ihren Beinen und Füßen fest.
Er stolperte einmal, worüber Pauline aus vollem Halse lachen mußte, denn sie
stellte sich vor, daß beide auf der Nase lägen und sich anschließend
gegenseitig den Schlamm von den Gesichtern kratzten, bevor sie die Polizei
verständigten. Anthony sagte streng: »Keinen Unsinn jetzt, Mädchen. Strengen
Sie sich an. Klammern Sie sich fest — es ist, als ob man ein Schlachtschiff
schleppte.«
Doch es gelang ihm, sie zu
befreien, und bald waren die beiden auf ziemlich festem Boden und hatten das
Ärgste überwunden. »Entschuldigen Sie, daß ich so gelacht habe«, sagte Pauline,
»aber diesmal glaubte ich, daß es uns beide erwischt hätte.«
»Das wäre dann auch kein Grund
zu lachen gewesen. Sie sollten mir auf Knien danken. Viele Männer hätten es
nicht für wichtig befunden, Sie zu retten, und hätten Sie Ihrem Schicksal überlassen.
Aber jetzt sind wir endlich da.« Dann standen sie auf dem Grasufer ,
und Pauline sank zu Boden, um wieder zu lachen — diesmal nur etwas weniger
laut.
»Nicht für wichtig befunden,
mich zu retten. Sie sind wirklich der grausamste Mann, den ich je kennengelernt
habe.«
»Aber verdammt originell. Aber
machen Sie sich nichts aus meinen Komplimenten. Jetzt müssen wir zunächst einen
Teich finden, in dem wir uns einer Generalreinigung unterziehen können, wie
Nancy Mitford sagen würde.«
Sie fanden eine Stelle, weiter
unten, wo das zurückweichende Wasser noch nahe ans Ufer herankam. Mit
Grasbüscheln rieben sie sich den Schlamm von den Beinen. Dann sagte Anthony:
»Das muß genügen. Beeilen Sie sich mit Ihren Schuhen. Ich muß jetzt zu einem
Telefon, ansonsten werden wir mit der Polizei nicht viel Spaß erleben. In der
Zwischenzeit werde ich David erzählen, was ich von seiner einfachen Überquerung
halte.«
Sie gingen den grünen Abhang
hinauf; manchmal öffneten sie eine Zauntüre , aber
meistens zwängten sie sich durch Gitter hindurch und folgten den Spuren, die
Schafe oder grasende Kühe auf den Weiden hinterlassen hatten. Die Straße, von
der Anthony gesprochen hatte, kam gerade in Sichtweite. Wie ein weißes Band
wand sie sich zwischen den grünen Weiden und weißen Felsen hindurch.
»Gott sei Dank«, sagte Pauline.
»Ich habe langsam genug von diesem Querfeldein-Wandern, obwohl es ganz hübsch
ist, wenn man erst einmal von dieser gräßlichen Bucht
weg ist. Was ist denn das für ein sanfter, grüner Hang, der aussieht wie ein
Rasen — dort, inmitten der Weide?«
»Ein Flugzeuglandeplatz,
natürlich.«
»Was machen denn die hier mit
einem Flugzeuglandeplatz?«
»Was für eine unwissende
Städterin Sie doch sind! Wissen Sie denn nicht, daß die Bauern ihre Felder
heutzutage vom Flugzeug aus düngen? Schauen Sie sich nur dieses schöne Gras und
diese Luzernen-Weide an. Glauben Sie, daß das alles ohne Düngung gedeihen
würde?«
»Und ich vermute, daß das alles
diesem brummigen Farmer gehört, der mich gestern abend nicht mitnehmen wollte. Er sagte, daß er ein Düngeflugzeug erwarte«, worauf sie
Anthony von ihrem diesbezüglichen Ärger berichtete. Er nahm die Erzählung mit
geradezu widerlicher Vernunft auf.
»Kann es dem Burschen nicht
verdenken. Schließlich hatte er Sie ja gar nicht gesehen und war daher Ihren
Reizen nicht erlegen. Und wer fährt denn schon gerne bei einer derartigen Nacht
ein fremdes Mädchen durch die Bucht? Jetzt können Sie die Häuser sehen, von
denen ich sprach. Da sind zwei sehr kleine und bescheidene auf dieser Seite —
und auf der anderen dieses scheußliche Ding aus Stahlbeton, mit dem
lächerlichen, häßlichen Schuppen davor, der den Kapitalisten dort ziemlich viel
von ihrer Aussicht wegnimmt.«
»Ich frage mich nur, wer darin
lebt und was die Menschen alle tun?«
»Fragen Sie mich nicht. Sind
wahrscheinlich alle pensioniert. David hat nie etwas von seinen Nachbarn
erwähnt. Ich glaube nicht, daß er sich an seinen Wochenenden viel um
gesellschaftliches Leben kümmerte.«
»Und was ist mit Ihrem Heiler?
Vergessen Sie Ihr Knie nicht. Es muß ziemlich ermüdend sein — manchmal ist es
das linke, manchmal das rechte und manchmal gar keines. Äußerst merkwürdig.«
»Ich hasse Leichtsinnigkeit.
Eines dieser Häuser muß übrigens dem Kerl gehören — ich glaube, da ist sogar
der Mann«,
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