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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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I
VATERFREUDEN
     
     
    Es war beinahe so, als spüre das Wetter, daß etwas ausgesprochen Unangenehmes bevorstand. Es war, als wären die Blitze, – Blitze, in denen sich eine Spannung von Millionen Volt entlud, Blitze, die jetzt, in den Stunden vor Morgengrauen den schwarzen Regenvorhang zerrissen und wimmelnd zur Erde fuhren –, als wären diese Blitze die nervösen Zuckungen eines gigantischen meteorologischen Geistes, der zitternd hinter dem Sofa hockte, nachdem er sich eine Nacht lang einen Horrorfilm nach dem anderen reingezogen hatte. Und dieses ganz besonders Unangenehme sollte sich jetzt ereignen. Hier. Und zwar schon bald.
    Ein dröhnender Donnerschlag zerriß die knisternde Stille, mit der der sintflutartige Regen vom Himmel fiel, und rollte hallend über die Berge.
    In einem Gebäude, das so kahl und leer war wie am Tag der Fertigstellung des Rohbaus, in dem nichts war, was auch nur im entferntesten brenn- und entflammbar gewesen wäre, in einem Gebäude, das – metaphorisch gesprochen – vor Scham erröten wollte, weil auch nicht der winzigste Fetzen (ein Stück Tapete oder irgendein Wandbehang) vorhanden war, hinter dem es seine architektonische Schlichtheit hätte verstecken können – in diesem Gebäude waren die Thaumaturgischen Physiker von Losa Llamas fieberhaft mit den letzten Abschlußarbeiten für ihr Experiment beschäftigt. Und während der Regen wie ein tosender Katarakt prasselnd vom Himmel stürzte und die Elemente rasten und tobten, reichte Zhorrothustra, dessen hochgewachsene Gestalt in einen schwarzen Mantel gehüllt war, einem korpulenten Mann eine Tafelkreide, fünf Kerzenständer, einen Winkelmesser und einen Rechenschieber und zeigte ungeduldig auf den Fußboden, auf eine Stelle genau in der Mitte des Raums.
    »Jetzt mach endlich, Zerro«, platzte Zhorrothustra los, »dalli dalli! Wir haben schließlich nicht die ganze Nacht lang Zeit.« Er zupfte an seinem Laborkittel und klopfte nervös mit seinem spitzen Schuh auf den Boden. Die graublauen Augen funkelten aufgeregt und gespannt, als Zerro jetzt daranging, Linien und Winkel auszumessen. Zhorrothustra lächelte selbstgefällig. Er genoß die Vorstellung, daß sie in Kürze schon im thaumaren Schulterschluß gegen die Mauern der Ignoranz anrennen und sie mit vereinter Kraft und mit einem einzigen gewaltigen Stoß niederreißen und dem hellen Licht der Aufklärung die Tür öffnen würden. Wie einen leuchtstarken Richtscheinwerfer stellte er sich dieses Licht vor – wenn Zhorrothustra ›Aufklärung‹ dachte, dann dachte er ›Militärische Aufklärung‹. Und war sich dabei – selige Unwissenheit – nicht im mindesten bewußt, daß sich die beiden Begriffe ungefähr so gut vertrugen wie Feuer und Wasser.
    Wieder schlug der Sturzregen gegen das winzige Fenster hoch oben in der Steinmauer und übertönte mit seinem Tosen einen Augenblick lang das nervtötende Geräusch quietschender Kreide.
    »Hör endlich mit diesem Gequietsche auf!« explodierte Zhorrothustra und trat nach dem auf dem Boden knienden Zerro. »Du weißt genau, daß ich das nicht ausstehen kann. Du tust das mit Absicht! So wie du’s immer mit den Fingernägeln an der Tafel machst!«
    »Nein … Ich …«
    »Weitermachen!« brüllte Zhorrothustra.
    Apathos strich sich das lange braune Haar aus den Augen, wühlte in den geräumigen Taschen seines Laborkittels, zog fünf große Talgkerzen heraus und zupfte nervös und umständlich an den Dochten. Warum ausgerechnet er die Kerzen anzünden mußte, das wollte ihm nicht in den Kopf. Er blies sich zwei, drei Haarsträhnen aus den Augen, fluchte stumm und verwünschte Zhorrothustra und machte sich dann aufs neue an den Dochten zu schaffen.
    Allen fiel ein Stein vom Herzen, als endlich das Gequietsche der Kreide verstummte. Zerro stand auf, trat einen Schritt zurück, wandte sich an seine Kollegen und zeigte auf das Fünfeck, das er auf den Fußboden gezeichnet hatte. »Ich habe meine Schuldigkeit getan«, sagte er. »Das Pentagon ist vollendet.« Vor dem Fenster blitzte knatternd kaltes blaues Licht, erlosch wieder, und unmittelbar darauf folgte ein ohrenbetäubender Krach, wie ihn etwa mehrere tausend Tonnen stürzendes Gletschergeschiebe verursachen. Das Auge des Sturms rückte näher. Um besser sehen zu können.
    Vorsichtig und langsam trat Apathos jetzt vor und stellte die Kerzen auf – in jede Ecke des Pentagons eine. Mit zitternden Händen zog er die Streichholzschachtel aus der Tasche, sandte ein stummes

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