Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
geflissentlich.
»Dann bis heute Abend, Commissarius?!«, verabschiedete er sich.
»Ja, gerne«, erwiderte Matthias nachdenklich. Eine Zeitlang setzten sie ihren Weg zum Lateran schweigend fort. Doch unvermittelt blieb Maurus stehen.
»Du hast gelogen, Matthias!«, stellte er fest.
»Wie meinen?«
»Das Skizzenbuch. Es ist nicht mit dem Schiff untergegangen, du hast es mir doch gezeigt. Wenn man es bei dir finden sollte, dann Gnade dir Gott.«
»Man wird es nicht finden.«
»Warum nicht?«
»Weil es an einem sicheren Ort ist.«
Misstrauisch sah Maurus seinen Freund an, als versuchte er etwas in dessen Gesicht zu erspähen. Lachend schüttelte Matthias hingegen den Kopf.
»Oh nein, sag, dass das nicht wahr ist. Du hast es auf Patmos gelassen. Im Kloster! Stimmt’s?«
»Maurus, Maurus, du bist unverbesserlich oder sollte ich besser sagen: Pater Maurus?!«
»Freu dich nicht zu früh, noch ist nicht aller Tage Abend«, gab Maurus verärgert zurück und folgte seinem Freund zum Lateranpalast.
Als er sein Zimmer im Gästetrakt betrat, erlebte Matthias eine Überraschung. Auf seinem Bett lag ein Päckchen. Ein gefalteter Brief lag dabei.
Wir haben Euch viel zu verdanken.
Ein unseliges Geheimnis wissen wir sicher verwahrt.
Darum ist es an der Zeit, Euch etwas zurückzugeben
stand darauf geschrieben. Unterzeichnet war der Brief mit
Wer war MB? Grübelnd hielt er den Brief in der Hand. Maffeo Barberini, kam es ihm in den Sinn. So hieß Papst Urban mit bürgerlichem Namen. Sollte der Papst ihm das Päckchen heimlich gesandt haben? Er nahm das kleine Paket und riss das Papier auf, in das es eingeschlagen war. Eine alte, angestaubte Ledermappe kam zum Vorschein. Den brüchigen Kanten nach schätzte der Advocatus die Mappe sehr, sehr alt ein. Er legte die Akte auf einem Sekretär ab, der neben dem Bett, einem Schrank, einer Waschkommode und zwei gepolsterten Stühlen das Zimmer ausstattete. Vorsichtig löste er die Bänder, mit denen die Ledermappe verschlossen war und schlug sie auf.
Acta de equitem Wilfred leeve Kneht vun de Lynde
Montségur, Martius a. d. MCCXLIV
»Aufzeichnungen über den Ritter Wilfred leeve kneht vun de Lynde, Montségur, März, im Jahre des Herrn zwölfhundertvierundvierzig«, las er halblaut vor. Staunend zog er einen Stuhl heran, setzte sich und las die in der Aktenmappe befindlichen Pergamente. Plötzlich bekam er feuchte Finger, dann verstand er, was er da in den Händen hielt.
»Ich freue mich, wieder einmal mit Euch zu speisen und zu plaudern, werter Commissarius.«
Ein Diener schenkte beiden Wein ein.
»Auf den glücklichen Ausgang Eurer Abenteuer«, erhob Carafa das Glas auf Matthias.
»Auf meinen Gastgeber«, erwiderte Matthias den Trinkspruch.
»Ich bewundere Euch und beneide Euch um Eure Abenteuer, Commissarius.«
»Aber Exzellenz«, wehrte Matthias ab. »Das sagtet Ihr mir auch schon bei unserem letzten Zusammentreffen.«
»Doch, doch. Ich wünschte manchmal, ich hätte etwas von Eurem Mut und Eurer Begeisterung, wie Ihr an die Dinge herangeht. Aber lasst uns doch auf heute Vormittag zurückkommen. Ihr hieltet den Ritterschlag für ein Possenspiel. Dem ist nicht so! Ich weiß zufällig, dass es seiner Heiligkeit sehr daran gelegen ist, Euch in Euren Angelegenheiten zu unterstützen. Dieser Ritterschlag sollte ein Signal an Euren Herrn sein, Euch Euren Titel, besser gesagt den Titel Eurer Vorväter zurückzugeben.«
»Hat er mir deswegen heute Dokumente zukommen lassen, die meine Abstammung eindeutig belegen?«
Der Nuntius blickte auf.
»Ihr seht mich überrascht!«
»Sagt, Exzellenz, wer ist MB? Maffeo Barberini?«
Matthias reichte Carafa den kurzen Brief.
»Erstaunlich, wirklich. MB könnte aber Matteo Barberini bedeuten. Er ist der jüngere Bruder des Heiligen Vaters und hat in seiner Funktion ebenfalls Zugang zu den Akten der Inquisition.«
»Wie dem auch sei. Die Pergamente scheinen echt zu sein. Aber ohne Siegel oder nachweisbare Unterschrift sind sie im Grund wertlos, darum traue ich dem Ganzen noch nicht.«
Carafa lächelte.
»Wie immer misstrauisch wie ein schlauer Fuchs. Ich werde sehen, was ich herausbekommen kann.
Übrigens, wir werden gemeinsam nach Bonn reisen. Meine Angelegenheiten in Rom sind abgeschlossen und meine Anwesenheit in Bonn scheint dringend vonnöten zu sein.«
»Es wird mir eine Ehre sein. Sagt, spielt Ihr Schach?«
»Aber ja!« Carafas Züge erhellten sich. Endlich jemand, der ein Spiel nach seinem Geschmack spielte, ein
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