Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
königliches Spiel. Die meisten vergnügten sich bei Ballspielen wie dem beliebten Paille-Maille, bei dem mittels eines Holzhammers eine Holzkugel entlang einer Bahn durch einen eisernen Reifen geschlagen werden musste, was nicht so einfach war, denn der Reifen hing über dem Boden.
»Schön, dann wird es uns auf der Reise nie langweilig werden. Dennoch bleibt eine Frage offen.«
»Und welche, Commissarius?«
»Was ist mit den Anschuldigungen gegen Juan Brix Martinez?« Carafa lächelte und lehnte sich mit dem Weinglas in der Hand zurück.
»Barberini wird es nicht wagen, gegen ihn vorzugehen, nachdem Ihr die Gunst seiner Heiligkeit erlangt habt, Commissarius. Dies käme einem Bruch mit seinem Onkel gleich. Den Rest könnt Ihr Euch ausmalen.«
»Verstehe«, jetzt lächelte Matthias und genoss das Abendessen, das gerade aufgetragen wurde und einen köstlichen Duft herzhaften Bratens und feiner Kräuter verbreitete.
Am nächsten Tag machte der Advocatus gemeinsam mit Maurus einen Ausflug nach Portus Romae, wo die ägyptische Dau vor Anker lag. Er wollte sich von al Mazar, Kapitän Nuri und seiner Mannschaft verabschieden.
»Was ich schon immer fragen wollte, hat das Schiff eigentlich einen Namen?«, erkundigte er sich zum Schluss spontan. – Später erinnerte er sich nicht mehr, warum er die Frage überhaupt gestellt hatte.
Der alte Kaufmann lächelte und deutete auf den Bug.
»Ich kann das nicht lesen! Was steht dort?«, fragte er den griechischen Mönch, der als Übersetzer fungierte.
» Zahra «, lautete die Antwort. »Wörtlich übersetzt heißt es die Rose. Es ist der Name seiner Tochter!«
Jetzt wusste Matthias, dass er richtig gehandelt hatte. Bei Sulaiman al Mazar war das Skizzenbuch Caravaggios bestens aufgehoben. Er würde es sicher nach Patmos, nach Hause bringen. Ihr Zusammentreffen war nicht zufällig gewesen. Vielleicht hatte sie ja ihre Finger im Spiel, dachte er still bei sich und winkte dem auslaufenden Schiff hinterher.
Kapitel 45
Der Triumph der Hexenjäger
Nach Maurus feierlicher Ordination reisten sie alsbald nach Bonn. Aus dem Norden Italiens kamen schlechte Nachrichten über frühzeitige Schnellfälle und starke Unwetter in den Alpen, die ein Reisen über die hohen Passstraßen fast unmöglich machten. Ihre Reiseroute führte sie zunächst mit dem Schiff nach Marseille, von dort aus ging es in Kutschen weiter, wobei Matthias und Maurus in der churfürstlichen Kutsche reisten. Konrad Gropper, der Kutscher, war überglücklich, seinen Herrn unversehrt wiederzusehen. Carafa reiste in Begleitung eines Sekretärs und eines Dieners in einer päpstlichen Kutsche.
Von Marseille fuhren sie nach Dijon und von dort aus nach Mülhausen. In der Elsassortschaft bestiegen sie ein Rheinschiff, das sie schließlich wohlbehalten nach Bonn brachte. Das Schiff legte am 23. Oktober 1626 in Bonn an.
1. Carafas Antwort
Ein Eilbote hatte die Nachricht von Matthias’ und Maurus’ Rückkehr sowie der Ankunft des apostolischen Nuntius Pier Luigi Carafa in Bonn schon Tage zuvor überbracht. Churfürst Ferdinand hatte demzufolge einen Empfang vorbereitet.
Matthias war überglücklich, seinen Sohn Kaspar Friedrich in die Arme schließen zu können. Maurus nahm mit eiserner Miene die Glückwünsche zu seiner Ordination hin, fühlte sich elend und konnte schon seit Tagen nur noch an Enja und Marinus denken. Was die beiden jetzt wohl machten?
Carafa wurde offensichtlich viel dringlicher als Matthias und Maurus erwartet, denn Ferdinand von Wittelsbach lud ihn unmittelbar nach seiner Ankunft zu einer Audienz in die churfürstliche Residenz.
Carafa hatte lange überlegt und mit sich gerungen, wie er Ferdinands Anfrage hinsichtlich der Untersuchung eines Mirakels begegnen sollte. Grundsätzlich entsprach es dem Kirchenrecht, dass Wunder durch den zuständigen Bischof zu untersuchen waren. Doch dieser Fall lag anders, war juristisch sehr schwierig einzuordnen. Das Wunder, das es zu untersuchen galt, hatte sich im Cöllner Franziskanerinnenkloster St. Klara zugetragen. Die Franziskaner aber unterlagen gemäß päpstlicher Privilegien nicht der Jurisdiktion der zuständigen Erzdiözese, wohingegen die Untersuchung von Wundern eindeutig Angelegenheit des Erzbischofs war. Es war ein politischer Machtkampf, dessen war sich Carafa bewusst. Andererseits hatte er auch Mitgefühl mit der armen Nonne, der das Wunder widerfahren war. Darum hatte er sich vor seiner Reise nach Bonn noch einmal mit Papst Urban VIII.
Weitere Kostenlose Bücher