Das Geheimnis der Saurierinsel
seinen jüngsten Sohn unter den Arm wie ein Paket und trat den Rückweg an. Irgendwie sah er plötzlich nervös aus.
Max blieb ein Stück zurück und schoss Steine ins Wasser, als ihm auf einmal ein Muster unter seinen Füßen auffiel. Mit einem Satz sprang er zur Seiteund betrachtete neugierig die Felsplatte, auf der er gestanden hatte.
»Wow!«, entfuhr es ihm überrascht. Mit zwei Fingern strich er vorsichtig über das spiralförmige Muster, als könnte das riesige schneckenähnliche Tier unter einer groben Berührung zerfallen. Aber natürlich tat es das nicht. Es war ja versteinert und hatte hier gelebt, als an die Menschheit noch nicht zu denken war.
»Das ist ein …« Max hob den Kopf. »Ammonit!«, rief er seinem Vater nach.
Aber der hörte ihn nicht. Das Baby schrie immer noch. Max zuckte mit den Schultern und bestaunte seine Entdeckung. Er hatte Ammoniten schon im Naturkundemuseum gesehen, aber keiner war so groß gewesen wie dieser hier. Leider zu gewaltig und schwer, um ihn mitzunehmen. Vielleicht gab es ja irgendwo noch ein kleineres Exemplar?
Max nahm eine Handvoll Steine auf und musterte jeden einzelnen. Es kam ihm merkwürdig vor: Eben noch hatte er geglaubt, ein Stein sei wie der andere. Aber jetzt … So von Nahem betrachtet, sahen sie völlig unterschiedlich aus. Manche waren rund wieBillardkugeln, manche länglich wie versteinerte Nasen, andere hatten Löcher und auf einigen fanden sich geheimnisvolle Muster.
Max hörte seinen Vater rufen. Aber er reagierte nicht – jedenfalls nicht gleich. Schließlich hatte er Ferien. Beinahe trotzig untersuchte er die Brocken, die um den Ammoniten verstreut herumlagen. Doch sein Vater hörte nicht auf, ihn zu rufen.
Max seufzte. Gerade als er sich erheben wollte, entdeckte er etwas, das er bisher übersehen hatte. Direkt neben dem Ammoniten lag ein kleiner Knochen. Jedenfalls sah das Ding auf den ersten Blick so aus. Auf den zweiten erkannte Max immerhin, dass es auch ein Stein war. Ein versteinerter Knochen! Doch von welchem Tier? Max steckte seinen Fund rasch in die Hosentasche und beeilte sich, seinen Vater einzuholen.
Eine geheimnisvolle Insel
Max erwachte bei Tagesanbruch. Es war still in der Ferienwohnung. Spärliches Licht drang ins Zimmer und warf einen schmalen Streifen auf seine Bettdecke, so als sei sogar der Tag zu müde zu beginnen. Normalerweise hätte Max sich noch einmal umgedreht und ein bisschen weitergeschlafen . In den Ferien gehörte das Ausschlafen nun mal dazu. Aber er fühlte sich putzmunter und zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er das Fossil noch in der Hand hielt. Hatte er etwa die ganze Nacht mit einem Stein in der Faust geschlafen? Max wunderte sich über sich selbst.
Dann sprang er aus dem Bett und zog sich seine Hose an. Er hatte im T-Shirt geschlafen, was er ziemlich praktisch fand. Jetzt musste er sich nicht einmal umziehen. Klar hatte seine Mutter ihm einen Schlafanzug mitgegeben – mit albernen Schäfchen und Monden und Sternen. Aber seine Mutter war janicht hier. Und sein Vater kam jetzt abends nur noch flüchtig zum Gute-Nacht-Sagen . Er hätte wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, wenn Max mit schmutzigen Gummistiefeln und nasser Regenjacke ins Bett gegangen wäre.
Max schlich über den Flur, an dem Zimmer vorbei, in dem sein Vater mit seiner neuen Familie schlief. Er hörte ein leises Schnarchen und fragte sich, wer das wohl sein mochte. Vielleicht Sylvia? Oder sogar sein kleiner Bruder? Konnten Babys schon schnarchen? Immerhin konnten sie ja auch pupsen und rülpsen.
Und ganz merkwürdig fand Max, dass die Erwachsenen sich so darüber freuten und das Baby lobten. Wenn er mal aus Versehen rülpste, zum Beispiel nachdem er eine Cola getrunken hatte, musste er sogar »Entschuldigung« sagen, obwohl er ja gar nichts dafür konnte, dass die Bläschen wieder aus ihm herauswollten.
Draußen empfing ihn eine frische Brise, aber Max achtete nicht weiter darauf. Im Gehen warf er sich die Jacke über, schlenderte durch eine enge Gasse,vorbei an kleinen bunten Häusern, und sah einer Möwe nach, die kreischend über seinem Kopf segelte. Zum Strand war es nicht so weit.
Max atmete tief die Seeluft ein, die ihn in Empfang nahm, als wollte sie ihn persönlich zu einem Abenteuer einladen. Schon hörte er die Wellen rauschen. Und kurze Zeit später stand er am Ufer und sah der Gischt zu, die über die Felsen schlug. Ein diesiger Nebel lag auf dem Wasser wie eine watteweiche Decke, die das Meer
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