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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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ein wenig ängstliche Mannschaft setzte mit Kapitän Macneil über. Die Männer hatten Macneils und Jorkens Erwähnung einer eventuellen Seuche gehört und verheimlichten deshalb ihre Erleichterung nicht, als der Käpt’n ihnen befahl, im Beiboot auf ihn zu warten.
    Kapitän Macneil stieg allein an Bord. Als er das Deck erreichte, band er sich zunächst ein in Essig getauchtes Halstuch um Mund und Nase. Sollte doch eine Seuche auf dem Holländer herrschen, mochte es ihn vielleicht vor einer Ansteckung schützen. Jedenfalls war es die einzige Schutzmaßnahme, die im Erstehilfebuch in der Schiffsapotheke angegeben war.
    »Hallo! Jemand an Bord?« rief er vorsichtshalber noch einmal. Nur Schweigen antwortete ihm.
    Ein unerwartetes Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Aber er hatte den Grund dafür schnell entdeckt. Die Kombüsentür war zugeschlagen. Er öffnete sie und sah sich im Innern um. Wie er erwartet hatte, brannte kein Feuer im Herd. Er war völlig kalt.
    An Proviant mangelte es jedoch offensichtlich nicht. Es war alles in Fülle vorhanden: Schiffsbrot, Kartoffeln, Pökelfleisch, ja sogar Zwiebeln, die
    auf manchen Schiffen als Luxus erachtet wurden. Töpfe und Pfannen glänzten vor Sauberkeit und standen ordentlich auf Regalen und in Wandschränken.
    Macneil machte sich zu den Offizierskabinen im Heck auf. Wenn er Glück hatte, fand er hier vielleicht das Logbuch und sonst ein paar Anhaltspunkte über das mysteriöse Verlassen.
    Die Kabinen waren geräumig und fast luxuriös ausgestattet. Die Vorratskammer, die zur Kapitänskajüte gehörte, war ebenfalls wohlgefüllt – mit Dosenfleisch, Marmelade und Regalen vollguten Weins und anderen Alkoholika.
    Aber weder hier noch im Kartenhaus befand sich das Logbuch. Auch der Sextant, das Chronometer und sämtliche Karten waren verschwunden. Die Kiste, die vermutlich den Kompaß enthalten hatte, war ebenfalls leer.
    Nirgends ein Anzeichen von Seuche, Tod oder irgendeiner anderen Katastrophe. Macneil kehrte verwirrter als zuvor auf Deck zurück.
    »Alles in Ordnung, Käpt’n?« brüllte Jorkens durch ein Megaphon herüber.
    Ungeduldig winkte Macneil ab und stapfte zum Vorderdeck. Wenn überhaupt, dann mußte er hier in der Mannschaftslogis einen Hinweis finden. Wenn einer an einer Seuche gestorben war…
    Aber die Luft war so rein, wie sie eben in Mannschaftsräumen sein konnte. Auch hier befand sich keine Menschenseele, und es sah auch nicht so aus, als wäre die Besatzung überstürzt von Bord gegangen. Von den Kojen fehlten die Decken, etwa die Hälfte der Spinde war leer und ebenso viele Seesäcke fehlten.
    Macneil zündete die Petroleumlampe an und blickte sich gründlich um.
    Nein, nichts wies auf einen hastigen Aufbruch hin.
    Aber weshalb war fast die Hälfte der Spinde noch voll? Und die dazugehörenden Seesäcke waren ebenfalls zurückgeblieben. Ein Seemann würde doch seine Schätze nicht so einfach aufgeben.
    Macneil kratzte sich den Kopf und ließ sich zum wartenden Boot herunter.
    Er empfand zweifellos tiefe Erleichterung, als das Boot die Grijt Henryk hinter sich ließ, und das verwirrte ihn um so mehr, weil er sich normalerweise nicht so leicht von Stimmungen beeinflussen ließ.
    Aber irgend etwas war mit dem Klipper los. Selbst an Bord der Unity hatte er noch das Gefühl, als ob das Böse in Person auf der menschenleeren Grijt Henryk lauerte.
    2.
    »Na, was halten Sie davon, Mr. Jorkens?«
    Der Erste Offizier der Unity machte aus seiner Verblüffung kein Hehl. Er zuckte die Schultern. »Keine Spur von Seuche«, rekapitulierte er, »kein Anzeichen, daß sie in einen Sturm gekommen wären… Und doch haben alle den Holländer verlassen. Könnte – könnte vielleicht eine Meuterei stattgefunden haben?«
    »Es könnte « , brummte Kapitän Macneil. »Es könnte auch ein Piratenstreich gewesen sein. Aber bei einer Meuterei oder einem Piratenüberfall geht es wohl kaum ohne Blutvergießen ab. Und ich habe noch nie gehört, daß Meuterer oder Piraten hinter sich das Deck schrubben. Normalerweise würden sich Meuterer wie auch Piraten, nachdem sie das Schiff in der Hand haben, vollaufen lassen. Aber die Alkoholbestände waren reichlich. Und falls es tatsächlich Meuterei war – weshalb hätten sie das Schiff dann verlassen? Sie hätten doch zweifellos gewartet, bis Land in Sicht kam, und sich dann erst mit den Booten davongemacht.
    Und außerdem – die Karten, der Sextant und das Chronometer sind verschwunden. Das deutet darauf hin, daß ein Offizier das

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