Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
den Arm angewinkelt halten und sich beim Gehen zur Seite neigen, damit er nicht über den Boden schleifte. Und ständig stieß er gegen ihr Bein.
»Häuscher af busch, häuscher af rossen vun seven af seven af seven. Sin ville de seven« , murmelte Lulu beim Gehen. »Gran vun sude, san vun blot, sat de rossen. Fin de rot, fin de blot. But de seik af de farten vil se kamen. Borleif . «
Die Gobblings erwarteten sie hinter dem äußeren Ring. Sie begleiteten Lulu immer, besser gesagt, ein Teil von ihnen begleitete Lulu, die übrigen blieben zu Hause oder begleiteten ein anderes Familienmitglied. Jovindas äußeren Ring, die Grenze zum Anwesen der alten Hexe, überschritten sie jedoch nie. Lulu hatte keine Ahnung, warum. An Evchen konnte es nicht liegen. Zu Hause gab es ja auch eine Katze, nein, keine Katze, verbesserte sich Lulu, einen Kater. Sein Name war Murks. Außerdem konnte keine Katze der Welt einen Gobbling fangen, niemand konnte das. Gobblings waren verdammt schnell, winzig, aber schnell.
Auch jetzt hielten sie auf ihren winzigen Beinchen mühelos mit Lulu Schritt, und wenn Lulu Siebenmeilenstiefel getragen hätte, hätten sie auch Schritt gehalten. Ihre kleinen Gesichter imitierten genau Lulus Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Kummer, Empörung, Sorge und Konzentration. Ihre Münder bewegten sich und formten lautlos den fremden Text, den Lulu unaufhörlich vor sich hin murmelte, um ihn nicht zu vergessen, und die meisten von ihnen gingen genauso schief wie Lulu und taten so, als trügen sie einen Vogelkäfig in ihren Händchen.
Lulus Mama behauptete, Gobblings brächten Glück in ein Haus, aber die Kinder hatten den Verdacht, dass sie das nur erfunden hatte, weil man gegen die Anwesenheit von Gobblings sowieso nichts tun konnte. Wenn sie kommen wollten, kamen sie, und wenn sie bleiben wollten, blieben sie. Warum also die Dinge nicht positiv sehen? Aber wie auch immer, ob sie nun vollkommen nutzlos waren, wie Rafaela behauptete, oder ob sie Glück brachten, man gewöhnte sich an sie. Nach einer Weile konnte man sich ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen. Sie waren wie das Salz auf dem Ei oder der Zuckerguss auf dem Kuchen. Sie machten, dass man sich nie einsam fühlte, dass man sich wichtig vorkam, weil sie einen bei allem, was man tat, so ernsthaft beobachteten und imitierten. Und sie brachten einen zum Lachen mit ihrer albernen Nachmacherei.
Vielleicht war das ja schon Glück, überlegte Lulu. Vielleicht wäre die alte Jovinda weniger mürrisch, wenn auch in ihrem Haus ein paar Gobblings wohnten. Obwohl sich Lulu unter Glück immer etwas anderes vorgestellt hatte, etwas Größeres wie einen Goldschatz, ein fliegendes Pferd, oder einfach Schutz vor schrecklichem Unglück. Womit sie wieder beim Thema war.
»Häuscher af busch, häuscher af rossen vun seven af seven af seven. Sin ville de seven« , rezitierte sie pflichtbewusst und wechselte den Käfig in die andere Hand. Er wurde jetzt doch schwer, schnitt ihr in die Finger. Der Weg würde lang werden heute, zum Glück war Hochsommer, die Zeit der endlosen Tage.
» Gran vun sude, san vun blot, sat de rossen. Fin de rot, fin de blot. But de seik af de farten vil se kamen. Borleif .«
Der Käfig stieß gegen ihr Bein, machte ihr wahrscheinlich lauter blaue Flecke. Sie stolperte über eine Wurzel und fluchte. Die Gobblings stolperten ebenfalls und machten verärgerte Gesichter. Endlich erreichte Lulu die Mitte des Waldes. Erleichtert stellte sie fest, dass der Versammlungsplatz, der Steinkreis inmitten der alten Buchen, heute nicht benutzt wurde. Eine Versammlung von Hexen und Zauberern, alles Bekannte und Freunde ihrer Mutter, die sie höflich hätte begrüßen und deren Fragen sie freundlich hätte beantworten müssen, das hätte sie jetzt nicht ertragen. Nur eine Hasenfamilie mümmelte auf dem Platz und trollte sich träge, als sie Lulu und ihr Gefolge bemerkte. Lulu brauchte eine Pause. Sie stellte den Käfig ab und setzte sich daneben. Die Krähe sah furchtbar aus, wie ein halb gerupftes schwarzes Suppenhuhn.
»Krah«, sagte sie schwach.
Sofort wurde Lulu von schlechtem Gewissen übermannt. Die ganze Zeit hatte sie sich über den Käfig geärgert, über seine Klobigkeit, dass er ständig gegen ihr Bein stieß und sie zu einem schiefen Gang nötigte. Keine Sekunde hatte sie an die Gefangene darin gedacht. Die Ärmste musste furchtbar durchgeschüttelt und herumgeworfen worden sein. Wahrscheinlich war ihr speiübel.
»Ach Corina«,
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