Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
bringst, was uns versagt worden ist.“ Anschließend schaute er Zustimmung heischend in die staunende Runde und nickte Gero, dem nicht eingefallen wäre, zu widersprechen, bedeutungsvoll zu. „Und so soll es sein.“
Gero hatte zu jener Zeit nicht die leiseste Ahnung, welches Gewicht ein solcher Schwur für ihn haben sollte. Geschweige denn, ob er ihm gerecht werden konnte. Aber es hatte ihm gefallen, wie wohlwollend ihn die Männer nach einer solch gewichtigen Ankündigung gemustert hatten. Jedes Mal, wenn fortan die Rede darauf kam, ließen sie ihm anerkennende Blicke zukommen, ähnlich einem prachtvollen Hengst, den man gewinnbringend versteigern wollte.
„Gero ist jetzt schon ein stattlicher Bursche“, waren sich die Bewunderer seines Vaters einig. „Größer als andere und geschickt mit dem Schwert.“
„Die Templer werden viel Freude mit ihm haben, und die Heiden wird er das Fürchten lehren, sobald sie ihn sehen“, hatte ein anderer gemeint. Worte, die Gero gegenüber seinem älteren, linkischen Bruder als zukünftigen Helden dastehen ließen. Was ihm eine gewisse Genugtuung verlieh. Denn Eberhard, der um einiges kleiner und schmächtiger war als Gero, hielt ihm ständig unter die Nase, dass er als der Ältere das Lehen des Vaters erben würde und damit auch dessen Machtanspruch. Gero blieb als Zweitgeborenem höchstens der Weg in einen christlichen Orden, wie Eberhard mit hämischem Grinsen bemerkte.
„Aus mir wird mal ein Burgherr, und aus Gero wird mal ein Mönch“, verkündete Eberhard gegenüber jedem, der es wissen wollte, mit hochnäsiger Miene. Wobei er absichtlich verschwieg, dass die weißgewandeten Tempelritter zwar Mönche, aber in erster Linie Krieger waren und damit unter der hiesigen Ritterschaft weit mehr Bewunderung auf sich vereinen konnten als gewöhnliche Ordensleute.
„Mönchskrieger“, verbesserte Gero ihn fortan und grinste zufrieden, obwohl er nicht wirklich einschätzen konnte, ob er sich mit einer solchen Aussicht wahrhaftig besser stand als sein Bruder.
Immerhin wurde über den Orden der Templer in den Reihen der Klosterschüler, denen Gero bis zum vierzehnten Lebensjahr angehörte, gerne und viel spekuliert. Nicht selten hinter vorgehaltener Hand, was die Sache für Jungs seines Alters nur noch spannender machte. Es hieß, sie seien in Wahrheit streitende Engel im Auftrag des Herrn, die sich im Kampf gegen die Heiden im Handumdrehen in fürchterliche Dämonen verwandeln konnten. Dabei ließen sie nicht die geringste Gnade walten und schlugen jedem noch so gewitzten Feind den Kopf ab. Selbst wenn Gero still für sich diese Behauptung anzweifelte, weil er sich fragte, wie es denn dann überhaupt zum Verlust des Heiligen Landes gekommen war, schien die Geschichte für sein Ansehen unter den Mitschülern durchaus nützlich zu sein.
Jeder wusste inzwischen, dass er spätestens nach der Schwertleite mit einundzwanzig selbst dieser kämpfenden und betenden Truppe von Engeldämonen angehören sollte. Besonders die schmächtigen Kameraden, denen allenfalls ein Leben als Klosterschreiber beschieden war, beneideten ihn glühend um die Aussicht, zu jener legendären Truppe der Templer zu gehören.
Allein schon aus diesem Grund wäre Gero nicht einmal im Traum eingefallen, den Vorstellungen seines Vaters zu widersprechen.
Im Nachhinein gab es wohl noch andere Gründe, warum er seinem Vater gefallen wollte. Gründe, die ihm damals nicht ins Bewusstsein gerückt waren. Richard von Breydenbach war vor seiner Abreise ins Heilige Land immer ein großer, respekteinflößender Mann gewesen, dem ebenbürtige Adlige mit erheblicher Achtung und seine Leibeigenen mit ängstlicher Unterwürfigkeit begegnet waren. Doch am Tag seiner Rückkehr hatte Gero ihn erstmals als einen gebrochenen Krieger erlebt, was bei ihm zu einer tiefen Verunsicherung geführt hatte. Es war eine seltsame Mischung aus Mitleid und Furcht, die ihn durchströmte, wenn er daran dachte, wie verwundbar sein starker Vater ihm plötzlich erschienen war. So ganz anders als vor diesem Krieg. Wobei ihn vor allem der Gedanke ängstigte, dass Gott der Allmächtige den christlichen Rittern offenbar seine Gnade verweigert hatte, und das, obwohl etliche von ihnen ihr Leben geopfert hatten, um das Land, in dem Sein Sohn geboren und gekreuzigt worden war, von den heidnischen Besatzern zu befreien. Stattdessen hatte der Allmächtige nur untätig zugeschaut, während das sogenannte Heilige Land die überlebenden Christen
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