Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
des Geborgenseins, das ihn wie ein magischer Zauber durchströmte.
Was immer auch geschieht , sagte eine Stimme in seinem Kopf. Es hat seinen Sinn, selbst wenn er sich dir nicht sogleich erschließen sollte. Die Antworten liegen in der Zukunft, die nur der Allmächtige kennt, deshalb musst du annehmen, was Er dir befiehlt.
„Hat es einen Sinn, dass Elisabeth und ich so leiden müssen?“, fragte er leise. „Warum kannst du meinem Vater kein Einsehen vermitteln, dass wir uns lieben und dass wir füreinander geschaffen sind?“
Er wartete einen Moment auf die Antwort und wollte schon aufgeben, als die Stimme in seinem Innern sich wieder erhob.
Folge dem Weg, der dir von Gott bestimmt ist, denn nur Er ist dein Vater.
„Wie kann ich denn wissen, welcher Weg mir bestimmt ist?“, fragte Gero nun laut.
Der Weg Gottes ebnet sich dir, ohne dafür eine Anstrengung unternehmen zu müssen, erklärte die Stimme. Lass die Dinge geschehen, und du wirst erkennen, dass alles, was ist, seine Berechtigung hat.
„Das bedeutet, dass selbst meine Liebe zu Elisabeth vor Gott ihre Berechtigung hat“, sagte er mehr zu sich selbst. „Wenn Er nicht gewollt hätte, dass wir uns lieben, hätte er uns gar nicht erst miteinander in Verbindung gebracht. Geschweige denn, dass er ihren Leib gesegnet hätte.“
Geros Herz schlug wild, als er auf eine Antwort lauschte, aber keine erhielt. Dabei war es ihm, als ob die Stimme in seinem Kopf immer noch flüsterte. Geh deinen Weg , hallte es ganz tief in ihm.
Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr beruhigte es ihn.
Unvermittelt fiel er in einen leichten Schlaf und träumte von einer mächtigen Burg, die so groß war, dass er sich vollkommen darin verlor. Während er durch die vielen aufeinanderfolgenden Räume irrte, auf der Suche nach einem blonden Jungen, den er unbedingt finden musste, bevor es andere taten, dachte er an Elisabeth. Auf dem Weg durch die langen, labyrinthartigen Gänge rannte er immer schneller, doch weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Dann entdeckte er plötzlich am Ende eine Ganges eine schlanke Gestalt in Frauenkleidern. Nach einer Weile war er sicher, dass es sich nur um Lissy handeln konnte. Sie war immer noch wunderschön, aber irgendwie sah sie um einiges älter und reifer aus. Sie rief ihn zu sich, doch immer, wenn er glaubte, ihr endlich nahe zu sein, verschwand sie im nächsten Gang.
Als Gero zitternd erwachte, dauerte es eine Weile, bis er begriff, dass er immer noch vor dem Altar lag und erbärmlich fror. Raureif glitzerte an den Mauerwänden, und er beschloss, den Rest der Nacht lieber kniend in den Holzbänken zu verbringen, als sich auf den eisigen Steinen am Ende den Tod zu holen. Mit steifen Gliedern erhob er sich und begab sich in die Obhut des knarzenden Kirchengestühls, während er den Verlauf seiner dampfenden Atemwölkchen beobachtete.
Als er niederkniete, fiel sein Blick auf die Muttergottes, die als Schnitzwerk mit Kind rechts vom Altarkreuz auf einem kleineren Podest stand und ihm im Kerzenschein huldvoll zulächelte. „Heilige Maria“, betete er leise, „bitte für uns bei Gott dem Allmächtigen, dass Elisabeth und ich zusammenbleiben können. Bitte für uns, dass unser Kind heil zur Welt kommt, und bitte darum, dass wir eine Familie sein dürfen.“
Er senkte ehrerbietig das Haupt und beschloss, den Rest der Nacht immerzu das Ave Maria zu beten. So oft hintereinander, bis der Morgen graute und sein Bruder kam, um ihn als Zeuge seiner Wacht ins Haus zu geleiten, wo er seine eigens für diesen Tag angefertigte Kleidung anlegen würde.
Kapitel XI
L ebst du noch?“, fragte Eberhard spöttisch, als er am Morgen das Portal zur Kapelle öffnete und seinen jüngeren Bruder vor Kälte bibbernd auf einer der Kirchenbänke vorfand. „Ich dachte, du seist bei der Aufzählung all deiner Sünden erfroren.“
Gero antwortete nicht, sondern stand auf und ging wortlos an seinem Bruder vorbei auf den Burghof.
„Da bist du ja“, empfing ihn seine Mutter wenig später mit offenen Armen, als er immer noch frierend in der geheizten Halle erschien. Einen Moment hielt Gero sich händereibend am knisternden Kaminfeuer auf, bis ihn Eberhard mit sich zog in die Küche, wo ein gewärmtes Bier für ihn bereitstand.
Eigentlich hätte er damit warten müssen, bis er die heilige Kommunion aus den Händen des Erzbischofs empfangen hatte. Bohemond von Warnesberg war bereits seit gestern auf der Burg und weilte mit großem Gefolge in seinen
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