Mythica 06 - Goettin des Sieges
Liebe Leserinnen und Leser,
okay, ich gestehe – Autoren haben ihre Lieblingsbücher. Ich weiß, ich weiß, Bücher sind wie Kinder, und wir geben nur ungern zu, dass wir eines lieber mögen, aber es stimmt. Die Göttinnen-Bücher sind meine Lieblingskinder.
Wie House of Night , meine Bestseller-Serie für junge Erwachsene, so feiert auch die Göttinnen-Reihe die Unabhängigkeit, Intelligenz und Schönheit der modernen Frauen. Meine Helden haben alle eines gemeinsam: Sie wissen starke Frauen zu schätzen und sind klug genug, sowohl Köpfchen als auch Schönheit zu würdigen. Ist die Mischung von Respekt und Anerkennung nicht ein exzellentes Aphrodisiakum?
Sich in die Mythologie zu versenken und alte Legenden neu aufzuarbeiten macht Spaß. Göttin der Liebe ist alles in allem eine erotische Komödie. Vielleicht ist dieser Band der lustigste und sinnlichste der Serie – schließlich ist ja Venus selbst die Hauptperson! In Göttin des Meeres erzähle ich eine moderne Fassung der Geschichte von Undine, der Meerjungfrau – sie tauscht den Platz mit einer Offizierin der U. S. Air Force, die selbst dringend einen Tapetenwechsel braucht. Dann begeben wir uns – in Göttin des Lichts – mit den göttlichen Zwillingen Apollo und Artemis auf eine nette Reise nach Las Vegas. In Göttin des Frühlings wende ich mich dem Mythos von Persephone und Hades zu und schicke eine moderne Frau in die Hölle. Wer hätte gedacht, dass die Hölle und ihr grüblerischer Gott auch so wunderbare, verführerische Aspekte haben könnten?
Göttin der Rosen ist eine Version meines Lieblingsmärchens Die Schöne und das Biest. Darin habe ich eine magische Welt erschaffen, aus der die – guten und bösen – Träume stammen, und ein atemberaubendes Tier ins Leben gerufen.
Aber auch der Trojanische Krieg interessiert mich schon seit langem, und ich finde, dass Achilles ein Held ist, der endlich auch einmal ein Happy End verdient. Darum geht es in Göttin des Sieges – ich bin gespannt, wie es euch gefällt.
Ich hoffe, ihr habt Spaß in meinen Welten, und ich wünsche euch, dass ihr euren eigenen Funken Göttinnen-Magie entdeckt!
P. C. Cast
Prolog
Als die silberfüßige Thetis aus den Tiefen der versteckten Bucht auftauchte, wartete ihr Sohn bereits auf sie. Mit der seltsamen, fast übersinnlichen Ruhe, die ihn schon als Baby ausgezeichnet hatte, stand er am Strand und blickte auf den fernen Meereshorizont hinaus. Er hatte sie noch nicht bemerkt, und so nutzte sie die Gelegenheit, um ihn eindringlich zu mustern.
Obwohl er erst sechzehn Sommer gelebt hatte, erinnerte er eher an den Mann und Krieger, der er einmal werden würde, als an das Kind, das sie doch noch vor kurzem an ihre Brust gedrückt hatte. Er war atemberaubend – ihr goldener Jungadler, ihr Stolz, ihr Herz – ihr Achilles. Und bei der Erinnerung daran, was Zeus’ Orakel ihr prophezeit hatte, weinte ihre Seele. Thetis wünschte, sie könnte die Wahrheit verleugnen oder gar einfach davonlaufen vor der Entscheidung, die der Große Gott ihr offenbart hatte. Doch auch sie war eine Gottheit, geboren aus dem Wasser, Tochter des Nereus, eines antiken Meeresgottes, und als solche wusste sie nur zu gut, dass die Prophezeiungen der Götter sich stets bewahrheiteten – dass jeglicher Fluchtversuch in Chaos und Kummer und zerstörten Leben enden würde. Niemand konnte dem Schicksal entfliehen, also mussten sie es ertragen.
Wenigstens hatte Achilles eine Wahl.
Der schwache Hoffnungsschimmer, den dieser Gedanke in Thetis entfachte, hielt sich nicht lang. Er befreite sich aus ihrem Herzen, während sie den erstaunlichen Mann, zu dem ihr Sohn sich entwickelte, weiter beobachtete.
Vor seiner Geburt hatte das Orakel vorhergesagt, dass ihr Sohn mächtiger werden würde als sein Vater – was dem lästigen Liebeswerben von Zeus und Apollo ein Ende bereitete. Keiner der beiden Götter hätte es jemals riskiert, einen Sohn zu zeugen, der sie in seinen Schatten stellen würde. Schließlich hatte sie Peleus geheiratet, den König der Myrmidonen. Ein kleines Lächeln umspielte ihre wohlgeformten rosigen Lippen. Peleus hatte sie so heiß begehrt, dass die Prophezeiung des Orakels angesichts der Verlockung ihrer glatten, weißen Schenkel in Vergessenheit geraten war. Thetis warf ihre silberblonden Haare zurück. Sie hatte sich natürlich nicht dauerhaft an einen Sterblichen binden können, nicht einmal an einen König, aber sie dachte oft und gern an Peleus. Vielleicht würde sie ihm später
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