Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
bedeutete, dass sie sich bereits lange vorher Gedanken gemacht hatte, wie sie ihre tiefen Gefühle für ihn zu Papier bringen konnte. Etwas, das ihn all seinen Kummer über die Abreise vergessen ließ.
Nachdem er sich mit einer höfischen Verbeugung und einem angedeuteten Kuss von seiner Mutter verabschiedet hatte, salutierte Gero vor seinem Vater. Dabei setzte er eine möglichst grimmige Miene auf, die seine Bereitschaft, von nun an mit scharfen Waffen kämpfen zu wollen, eindrucksvoll unterstrich. Doch als er vor Lissy stand, um sie ein letztes Mal brüderlich in den Arm zu nehmen, zwinkerte er ihr zu und bedachte sie mit einem warmen Lächeln. Er würde schon bald zu ihr zurückkehren und sie heiraten, wenn er erst den Ritterschlag erhalten hatte. Aber bis dahin galt es, durchzuhalten und sich nicht zu verraten.
Kapitel V
D ie Nacht war bereits hereingebrochen, als Gero und sein Bruder zusammen mit dessen Mannen Waldenstein nach einem scharfen Ritt ohne größere Pausen endlich erreichten. Vor dem modrig riechenden Wassergraben, der die Festung zum Schutz gegen Angreifer umgab, mussten sie haltmachen. In der dunklen Brühe des Grabens spiegelte sich das lodernde Feuer der Fackeln, die Gero und seine Begleiter während der letzten Stunde entzündet hatten. Ein kühler Wind zerrte an ihren Kleidern und den bunten Schabracken der Pferde. Obwohl die Burgwachen von ihrem Ausguck herab im Schein des Feuers erkennen konnten, wer da um Einlass begehrte, und man sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits erwartet hatte, ließen sie die Zugbrücke nur gegen ein Losungswort herunter. Die Blicke des diensthabenden Kommandeurs huschten währenddessen in stetiger Wachsamkeit über die Umgebung vor den Festungswällen. Um ihn herum stand eine schwerbewaffnete Truppe von wild aussehenden Burschen.
Geros Bruder rief dem Kommandanten den geforderten Satz zu, wobei er gegen den Wind ankämpfte und gegen das Geräusch der flatternden Banner auf den Brückenköpfen.
Danach dauerte es einen Moment, bis sich die spitzen Eisenzähne des schweren Gitters unter Einsatz eines von Eseln betriebenen Kettenrades in die Höhe kämpften. Sobald die Besucher samt ihrer Pferde wohlbehalten den weitläufigen Burghof erreicht hatten, wurde es mit einem lauten Rattern wieder zu Boden gelassen. Gero sah sich rasch um. Überall brannten Feuerkörbe und die wild im Wind flackernden Flammen belegten Wälle, Türme und Mauern mit einem gespenstischen Licht.
Einen ganzen Tag und die anbrechende Nacht hatte der Ritt von der Breydenburg ins benachbarte Dreiländereck zwischen Lothringen, Luxemburg und dem Erzbistum Trier gedauert, und nun waren Tiere wie Menschen erschöpft.
Trotz allem kam bei Gero Freude auf, als Roland von Briey, den man pflichtgemäß über die Ankunft der Gäste in Kenntnis gesetzt hatte, ihnen mit offenen Armen entgegeneilte.
„Habt ihr unbehelligt zu uns durchdringen können?“, fragte der Burgvogt, an Eberhard gerichtet, dem der Wind die hellblonden Haarsträhnen ins Gesicht blies.
„Ja, warum nicht?“, erwiderte der zukünftige Erbe der Breidenburg und sah sich bestätigend nach seiner finster dreinblickenden Wachmannschaft um.
„Seit ein paar Wochen gibt es in den Nachbarregionen Probleme mit einer Raubritterbrut“, erklärte ihm Roland und wies ein paar Stallburschen an, die Pferde der Besucher über den Burghof zu den Stallungen zu führen. Dann fuhr er fort: „Unter dem Zeichen eines schwarzen Eberkopfes auf blutrotem Grund überfallen sie Bauernhöfe. Sie stehlen das Vieh und töten die Bewohner. Manchmal verschleppen sie auch die Frauen, von denen keine bisher wieder aufgetaucht ist.“
Eberhard nickte wissend und stellte ein paar Vermutungen an, um wen es sich bei dem Angreifer handeln könnte. Doch Gero konnte nicht länger zuhören, weil im selben Moment Gräfin Margaretha auf dem Burghof erschien und ihm, in einen grünen Hausmantel gehüllt, freudig entgegenging. Gero wollte sich formvollendet verbeugen, doch sie umarmte und drückte ihn sogleich an ihre schlanke Gestalt.
Gero täuschte einen Hustenanfall vor, um ihr auf diese Weise Einhalt zu gebieten, weil ihm das hämische Grinsen seines Bruders nicht entgangen war.
„Mein lieber Junge!“, rief Margaretha angstvoll, „Was ist mit dir, hast du dich erkältet? Soll ich sogleich nach einer heilkundigen Magd rufen lassen. Du wirst doch nicht krank werden?“
Eberhard wurde von solcherlei Attacken verschont. Und Gero fragte sich, ob es ein gutes oder
Weitere Kostenlose Bücher