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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Überanstrengung ab. Ann mußte zu Farbtopf und Pinsel greifen, um ihm
ein neues Gesicht anzumalen. Dem betrübten Eisernen Holzfäller rannen ununterbrochen Tränen über die Wangen, und er mußte, um nicht zu rosten, stündlich
geölt werden.
Besonders schwer wurde Kaggi-Karr die Teilnahme an der Sitzung. Immer wieder
fielen ihr die Augen unter den geschwollenen, schweren Lidern zu. Nur wenn sie
den Kopf schüttelte, konnte sie sie wieder aufreißen. Als erster sprach der Scheuch.
Wie immer unterschied sich seine Rede durch Kürze und seine schon sprichwörtliche
Weisheit. Er sagte:
„Wir dürfen den Fremdlingen nicht die Initiative überlassen. Während die
Wasserleitung verlegt wird, müssen wir andere Offensiven starten. Wir müssen den
Fremdlingen unsere Taktik aufzwingen und sie in die Verteidigung drängen. Was gibt
es für Vorschläge?” fragte der Gebieter. „Haltet euch kurz. Bedenkt, daß es dort, wo
viele Worte gemacht werden, der Weisheit mangelt.”
Die Rede des Scheuchs wurde selbstverständlich gebilligt, doch keiner hatte es eilig mit
Vorschlägen. Es fällt ja bekanntlich immer leicht, etwas dahinzureden. Viel schwieriger
aber ist es, weise zu sein.
Als erster brach Faramant das Schweigen. Die langen Wachen am Tor regten zu
ernsthaften Überlegungen an. Wenn ihr einen guten Rat braucht, wendet euch also vertrauensvoll an den Torhüter. Er hat sie massenweise parat.
„Wir müssen einen Überfall auf das Lager der Fremdlinge unternehmen”, sagte
Faramant. „Es muß ein machtvoller Überraschungsangriff werden. Vor allem aber müssen die Hauptwaffen der Fremdlinge, die Strahlpistolen, unwirksam gemacht werden.
Kurz, als Ausführende sehe ich keinen, außer den Holzköpfen.” Hier unterbrach ihn Din
Gior, der als Feldmarschall für die Erfolge der militärischen Unternehmungen im
Zauberland verantwortlich war.
Er sprach:
„Faramants Gedanke gefällt mir. Es fragt sich nur, ob die Holzköpfe in der Lage sind,
die Operation durchzuführen. Wir haben ihnen freundliche Gesichter angemalt, wissen aber nicht, wie sich diese Veränderungen auf ihre geistigen Fähigkeiten
ausgewirkt haben. Ich habe nichts gegen den Vorschlag, denke nur, daß wir diesen
Umstand diskutieren müssen: Davon hängt der Ausgang der Operation ab.” Hier war
also Widerspruch lautgeworden. Es war an der Zeit für den Weisen, sich
einzumischen. Deshalb sagte der Scheuch:
„Wer gütig ist, ist auch klug. Ein Dummkopf kann kein gütiges Antlitz haben. Dazu
fehlt es ihm an Verstand. Offensichtlich finden wir keine besseren Kämpfer als die
Holzköpfe. Wir müssen nur darüber nachdenken, wie wir sie vor den Strahlpistolen
schützen. Der Strahl tötet sie nicht, kann aber die hölzernen Körper in Brand setzen.
Welcher Meinung sind die Ratsmitglieder?”
„Man könnte den Holzköpfen nasse Umhänge geben”, krächzte Kaggi-Karr. Ihre
Angewohnheit, Ratschläge zu erteilen, siegte über ihre Müdigkeit.
„Umhänge trocknen rasch an der Sonne und im Wind. Das geht also nicht”, äußerte sich
endlich der Eiserne Holzfäller, der bislang kein Wörtchen sagen konnte, weil alle
Mitglieder des Militärrats durcheinander redeten.
„Wir müssen die Holzköpfe mit Spiegelschilden ausstatten”, sprudelte der Scheuch
hervor. Als Enzyklopädist hatte er niemals Schwierigkeiten mit passenden Ratschlägen.
Selbstverständlich war nun Cunning an der Reihe, sich zu äußern, da es um technische
Lösungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Kenntnisse ging.
„Spiegelschilde sind nicht nur ein hervorragender Schutz gegen die Strahlwaffe”,
bemerkte er. „Wenn man sie zudem in Form eines Zerrspiegels anordnen würde, so
kann man die Strahlenenergie sammeln und sie reflektieren, so daß sie auf die
Fremdlinge zurückfällt.”
Damit hätte die Beratung beendet werden können, da man sich darüber einig war, den
Menviten mit einer eigenen Angriffsoperation zuvorzukommen. Es war klar, wer die
Operation ausführen sollte. Es war klar, wie man sich gegen die Waffe der Fremdlinge
schützen konnte. Man hatte außerdem eine Methode herausgefunden, um diese Waffe
gegen ihre Erfinder zu kehren. Die Vorbereitungen auf den Überfall nahmen nicht viel
Zeit in Anspruch. Während kunstfertige Meister die Messingschilde anfertigten und sie
nach einem Rezept von Cunning mit einem Quecksilberbelag versahen, damit sie
spiegelblank glänzten, exerzierten die Holzköpfe unter Befehl von General Lan Pirot

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