Das Geheimnis von Melody House
duftendes Schaumbad eingelassen hatte. Sie ließ sich in das weiche Wasser sinken und begann über etwas nachzugrübeln, das jetzt schon seit Stunden an ihr nagte.
Josh …
Er war auf der Brücke bei ihr gewesen …
Und dann war er verschwunden. Sie verstand nicht, warum er sie unter solchen Umständen allein gelassen hatte.
“Habe ich dich verloren?” flüsterte sie laut.
Sie bekam keine Antwort. Dann lächelte sie, weil ihr einfiel, dass Josh immer schrecklich diskret war. Er kam nie, wenn sie unter der Dusche oder in der Badewanne war oder sich gerade umzog.
Sie stieg aus der Wanne und schlüpfte in einen der flauschigen Bademäntel von Melody House. Als sie aus dem Bad kam, sah sie, dass Matt weder in seinem Schlafzimmer noch nebenan war.
Sie fand ihn, wie schon so oft, auf dem Balkon.
Sicher, die Sache mit Carter musste ihn hart getroffen haben. Carter war immerhin viele Jahre lang sein Freund gewesen. Matt hatte ihm uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht und ihm freien Zugang zu seinem Haus gewährt. Und Carter hatte dieses Vertrauen sträflich missbraucht.
Sie trat zu ihm auf den Balkon und legte einen Arm um seine Taille.
“Jetzt sind alle Rätsel gelöst, stimmts?” sagte er. “Oder zumindest so gut wie.” Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an. “Und du planst, mich demnächst zu verlassen, richtig?”
Sie schaute ihm in die Augen und spürte, wie sie rot wurde. “Du kannst dir nicht einmal annähernd vorstellen, wie gern ich mit dir zusammen bin, aber … ich bin nun mal so, wie ich bin, Matt, ich kann mich nicht ändern. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Glaub mir, ich habe es oft genug versucht.”
“Die Hellseherin und der Kleinstadtsheriff”, murmelte er. “Hm. Könnte klappen.”
“Nein, Matt, mach dir nichts vor. Wir sind zu unterschiedlich.”
“Wir könnten es schaffen”, sagte er sanft.
“Das sagst du jetzt, aber …”
“Ich bin nicht der Einzige, der es sagt.”
“So?” Sie musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. “Hat Lavinia dich darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Richtige für dich bin? Oder Adam?”
Er lachte. “Lavinia hat bewiesen, dass sie im Grunde ihres Herzens ein anständiger Mensch ist. Sehr anständig sogar. Aber nein, sie war es nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich hüten würde, einen Rat von ihr zu befolgen. Und Adam, nun, vor Adam habe ich große Achtung, aber nein, auch mit Adam habe ich darüber nicht gesprochen. Er ist wahrscheinlich der Meinung, dass wir selbst draufkommen müssen.”
“Möglich. Aber wer war es dann?”
Matt sah sich eindringlich an. “Darcy, als du damals ins Wayside Inn reinspaziert kamst, hatte ich das Gefühl, dass du das Letzte bist, was ich brauchen könnte. Aber heute weiß ich, dass ich dich bis ans Ende meiner Tage lieben werde. Ich liebe dich. Ich liebe alles an dir. Ganz einfach alles. Und ich glaube, du liebst mich auch.”
“Ja”, flüsterte sie. “Aber du glaubst nun einmal nicht an die Möglichkeit, dass es jenseits der menschlichen Ratio noch etwas anderes geben könnte. Wie könnten wir da zusammenleben, wenn wir so unterschiedlich denken?”
“Vielleicht habe ich mich ja geändert. Vielleicht hatte ich ja auch einen klugen Berater.”
Irritiert schüttelte Darcy den Kopf. “Was meinst du? Wer hat dich zu diesem Sinneswandel bewegt?”
Er lächelte. “Josh.”
“Josh!”
“Ich habe nicht die Wahrheit gesagt, Darcy. Ich habe mich selbst ebenso belogen wie dich, das weiß ich inzwischen. Dieser Verdacht kam mir zum ersten Mal an dem Tag, an dem du in der Bibliothek diesen Unfall hattest. Ich wollte ins Wayside Inn zum Mittagessen – und dann merkte ich plötzlich, dass ich aus unerfindlichen Gründen auf dem Weg in die Bibliothek war. Und heute … heute ging es mir gut. Richtig gut. Es hat Spaß gemacht, den Soldat zu spielen. Und dann rief plötzlich Randy Newton an, um mich über vermisste Personen zu informieren, die zuletzt hier bei uns in der Gegend gesehen worden waren. Als ich die Namen hörte, wusste ich aus unerfindlichen Gründen sofort, was los war, obwohl der Verdacht weiß Gott nicht gerade nahe liegend war. Im selben Moment wurde mir klar, dass ich dich suchen muss. Ich hatte keine Ahnung, wo du sein könntest. Aber da war eine Stimme in meinem Kopf, die mich führte. Und ich folgte ihr.”
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, legte eine Hand um ihren Kopf und küsste sie sanft auf den Mund.
“Ich
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