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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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PROLOG
    Am St. Patrick’s Day (17. März) des Jahres 1996 fährt Daniel Coleman, ein Mitarbeiter des New Yorker FBI-Büros, der für Ermittlungen im Ausland zuständig ist, nach Tysons Corner in Virginia, um eine neue Stelle anzutreten. Die Gehsteige sind noch unter dicken Schneewehen begraben nach dem Blizzard, der vor ein paar Wochen gewütet hat. Coleman betritt ein unauffälliges Regierungshochhaus, das Gloucester Building, und fährt mit dem Aufzug in den fünften Stock, sein Ziel: die so genannte Alec Station.
    Andere CIA-Stationen befinden sich in den jeweiligen Ländern, für die sie zuständig sind; Alec ist die erste „virtuelle“Station und liegt nur wenige Kilometer von der Zentrale in Langley entfernt. Im Organisationsschema erscheint sie mit der Bezeichnung „Finanzielle Verbindungen der Terroristen“und wird als eine Unterabteilung des Counterterrorism Center der CIA geführt, doch in der Praxis widmet sie sich den Aktivitäten eines einzigen Mannes, der sich als wichtiger Finanzier des Terrorismus einen Namen gemacht hat: Osama Bin Laden. Coleman hat erstmals 1993 von ihm gehört, als in einer ausländischen Quelle von einem „saudischen Prinzen“die Rede war, der eine Zelle radikaler Islamisten unterstütze, die Anschläge auf bekannte Plätze in New York geplant hatten, wie beispielsweise auf das Gebäude der Vereinten Nationen, den Lincoln- und den Holland-Tunnel und auf Federal Plaza Nr. 26, das Gebäude, in dem Coleman bislang gearbeitet hat.
    Die Alec Station hat bereits 35 Ordner mit Material über Bin Laden gesammelt, überwiegend Transkriptionen von Telefonaten, die von den elektronischen Ohren der National Security Agency (NSA) belauscht worden sind. Coleman erscheint dieses Material redundant und wenig aussagekräftig. Dennoch legte er eine Akte über Bin Laden an, vor allem als Platzhalter, falls sich herausstellen sollte, dass doch etwas mehr hinter dem „Islamistenfinanzier“steckt.
    Wie viele seiner Kollegen wurde auch Coleman vor allem für den Einsatz im Kalten Krieg ausgebildet. 1973 kam er als Sachbearbeiter zum FBI. Den gebildeten und wissbegierigen Mann zog es zur Spionageabwehr. In den achtziger Jahren war er damit beauftragt, in der vielköpfigen Diplomatengemeinde rund um die Vereinten Nationen kommunistische Spione zu rekrutieren; ein Attaché aus der DDR erwies sich als besonders ergiebige Quelle.
    Nach dem Kalten Krieg wurde Coleman in eine Gruppe versetzt, die sich mit dem Terrorismus im Nahen Osten befasste. Auf diese neue Aufgabe war er völlig unzureichend vorbereitet, was jedoch für die gesamte Bundespolizei galt, die den Terrorismus eher als ein lästiges Ärgernis betrachtete, denn als eine reale Gefahr. In diesen unbeschwerten Tagen nach dem Fall der Berliner Mauer konnte man sich kaum vorstellen, dass den USA jemals wieder ein ernst zu nehmender Feind erwachsen könnte.
    Doch dann erklärt Osama Bin Laden im August 1996 aus einer Höhle in Afghanistan Amerika den Krieg. Als Grund dafür nennt er die fortdauernde Anwesenheit US-amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien auch fünf Jahre nach dem Ende des Golfkriegs. „Euch zu terrorisieren, während ihr in unserem Land Waffen tragt, ist legitim und unsere moralische Pflicht“, verkündet er. Bin Laden behauptet, im Namen aller Muslime zu sprechen, und spricht in seiner ausführlichen Fatwa sogar den damaligen US-Verteidigungsminister William Perry persönlich an. „Ich versichere dir, William, dass diese jungen Leute den Tod genau so lieben, wie ihr das Leben liebt … Diese jungen Menschen werden dich nicht um Erklärungen bitten. Sie werden dir singend erwidern, dass es zwischen uns nichts zu erklären gibt, es gibt nur Töten und Nackenschläge.“
    Außer Coleman interessiert sich in Amerika kaum jemand - auch nicht im FBI - für den saudischen Rebellen. Aus den 35 Ordnern in der Alec Station ergibt sich das Bild eines sendungsbewussten Milliardärs, der aus einer weitverzweigten, einflussreichen Familie stammt, die eng mit dem saudi-arabischen Königshaus verbunden ist. Er hat sich im Dschihad gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan hervorgetan. Aufgrund seiner historischen Kenntnisse weiß Coleman, dass Bin Laden in seinem Schlachtruf auf die Kreuzzüge und die frühen Kämpfe des Islams anspielt. Besonders auffällig an dem Dokument ist, dass die Zeit vor 1000 Jahren stehen geblieben zu sein scheint. Es gibt ein Jetzt, und es gibt ein Damals, doch dazwischen ist nichts. In Bin Ladens Welt, so

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