Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
seine schwarzen, hässlichen Pestbeulen, »merkte auch niemand, dass Jenny schon immer diese geschwollene Zunge hatte! Ich brauchte einfach nur den Mund zu halten und meinen geschulten traurigen Blick aufsetzen . Keiner schöpfte Verdacht, wenn ich schwieg. Auf das Mitleid von euch Kindern ist einfach Verlass!«
»Du hast uns schamlos ausgenützt und benutzt, du widerliches Scheusal! Aber warum bin ich diejenige, die du suchst? Warum hast du gerade mich als Opfer auserwählt?«, rief Leandra ratlos.
»Weil nur du übrig bist! Mit deinem Tod wird Mikosma endlich untergehen!«, schrie der Terron wie von Sinnen und begann, über Leandra herzufallen.
Seine spitzen Krallen packten sie am Hals und drückten ihr die Kehle zu. Die Augen des Terronen blitzten gelb auf und Leandra las daraus die Gier nach ihrem Tod. Das Mädchen wehrte sich so sehr es konnte und begann unter der Atemnot zu taumeln. Leandra japste nach Luft und wandte ihren Körper unter dem Druck der Pranken hin und her, sodass sie mit ihrer Fußspitze das Prisma berührte. Sie holte weit aus und versetzte diesem einen heftigen Tritt. Strauchelnd öffnete der Terron seine Krallen und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Leandra nutzte diese Gelegenheit und flüchtete, von Panik ergriffen, so schnell sie konnte, in die Richtung der Zimmertüre. Hastig und voller Angst riss sie ihren Kopf herum, um zu sehen, ob sie ihren Verfolger abhängen konnte. Der Terron hatte seine Balance wiedergefunden und fixierte sie mit einem hasserfüllten Blick. Dann setzte er zum Sprung an und hechtete mit ohrenbetäubendem Brüllen auf das Mädchen zu. Seine Begleiter krochen aus den Spiegeln heraus. Die hässlichen, entstellten Fratzen rissen ihre Mäuler auf und kreischten mit schrillen Stimmen ihren Namen. Pfoten mit langen, grünen Krallen griffen nach ihrem T-Shirt. Leandra schrie so laut sie konnte , weil sie sah, dass ihr Fluchtweg in einer Sackgasse enden würde. Die Zimmertüre war verschlossen. Sie verlor das Gleichgewicht, knallte mit ihren blutig geschlagenen Knien auf den Boden auf und blieb eingerollt wie ein Baby liegen. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Leandra war bereit zum Sterben. Sich ihrer Beute sicher, kreisten die Terronen über ihr, griffen in ihr blondes , lockiges Haar und zogen daran, lachten hämisch über das eingeigelte Etwas und machten sich bereit, ihr Opfer zu zerteilen. Das Mädchen spürte, wie der Lebenshauch in ihm erlosch. Die Eiseskälte kroch in ihre Glieder und breitete sich wie ein Spinnennetz in ihrem Körper aus.
»Leandra, Leandra! Steh auf!«
Terratus erschien in ihren Träumen und lächelte sie sanft an.
»Du weißt, ich glaube an dich! Man muss den Täter mit seiner eigenen Waffe schlagen!«
Er lächelte sie erneut an und reichte ihr die Hand. Leandra ergriff die langen, schlanken Finger und zog sich mit ihrer Hilfe hoch. Leandra spürte ein loderndes Feuer in sich. Wie brennende Flammen sprudelte das Blut durch ihre Adern. Sie schlug die Augen auf und drehte sich flink um. Sie griff in ihre Hosentasche und fischte den pechschwarzen Granitstein heraus. Sie richtete sich unter den nach ihr greifenden und kreischenden Terronen auf und holte weit aus. Dann schleuderte sie den Stein mit einem gezielten Wurf gegen den ersten Spiegel, der mit einem lauten Knallen in tausend Stücke zerbrach. Der Terron, der in diesem seinen Ursprung gefunden hatte, brüllte entsetzt auf und zerplatzte in tausend kleine Splitter, die langsam zu Boden fielen. Durch den Druck war der Stein auf einen zweiten geprallt, der ebenfalls im Nu zerbarst . Wie ein Domino schlug der Stein wild auf alle Spiegel ein, bis er schließlich vor dem roten Samtsofa anhielt. Leandra hielt gebannt die Luft an und starrte auf den Terron, der mit großen Augen auf seine zerbrochenen Untertanen blickte. Dann schnaubte er wild und richtete seine gelben Augen auf das Mädchen. Mit einem Satz sprang Leandra über die vielen Glasscherben hinweg, um den Stein zu erreichen. Das Monstrum bekam jedoch ihren Fuß zu fassen und brachte sie unsanft zur Landung. Leandra schlug mit ihrem Körper hart auf den Boden auf und die Glasscherben zerschnitten ihr Gesicht. Blut rann ihr in die Augen und tropfte von den Wangen auf ihr T-Shirt. Sie rieb sich mit ihrem Handrücken das rote Nass aus den Augen und drehte sich blitzschnell auf den Rücken . Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie der Terron versuchte, zu schrumpfen, um mit seinem Nebel in dem Glasprisma zu
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