Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
allen Späßen aufgelegte Magier wirkte verkrampft und müde. Auch Delikata schien sich in ihrer Haut nicht wohl zu fühlen, denn sie blickte sich nach allen Seiten um und stieß unpassende Kicherlaute aus, wobei ihr Bauch auf und ab wackelte. Sie wusste sich in dieser angespannten Lage nicht anders zu helfen. Tröstend legte Medikatus den Arm um die kleine rundliche Dame und fühlte ihren Pulsschlag an ihrer wulstigen Hand. Zufrieden nickte er und ern tete dafür erneut ein scheues Kichern. Am unwohlsten fühlte sich sichtlich Horros in seiner Haut. Finster starrte er zur Tür und verzog dabei keine Miene. Wie eine steinerne Statue hatte er sich auf der Tribüne aufgebaut. Ab und zu zitterte sein rechtes Augenlid vor Anspannung. Das Warten schien an den Nerven der sechs Magier zu zehren und man sah deutlich, dass diese Situation etwas Unbekanntes in ihrem Leben darstellte. Endlich wurde die Türklinke von außen nach unten gedrückt und Leandra steckte ihren Kopf herein. Ihre blonden Locken fielen ihr locker über die Schulter und sie schaute in die neugierigen Augen der Kinder. Wie auf ein stilles Kommando fingen diese plötzlich an zu klatschen und zu jubeln. Keines hielt es mehr auf den Bänken. Sie sprangen vor Freude auf und hüpften ausgelassen auf ihren Sitzplätzen herum. Auch die starre Maske der Magier schien im Nu abzubröckeln, denn sie atmeten beim Anblick der drei Kinder erleichtert auf. Terratus und Alphata blickten sich tief in die Augen und nickten sich schweigend zu. Delikata hatte einen hohen Schrei ausgestoßen und hielt beschämt die Hand über ihren kichernden Mund. Relaxus stellte sich in seiner gewohnt entspannten Standposition auf und seine Lippen umspielten wieder dieses schelmenhafte Grinsen. Erleichtert griff sich Medikatus ans Herz und zählte dabei laut die Anzahl der Schläge. Er war sichtlich mit der Geschwindigkeit zufrieden, denn ein erleichtertes Lachen entwich dem sonst eher ernsten Gesicht. Horros verzog bei dem Anblick der drei Kinder keine Miene. Ungläubig und ängstlich starrte er auf Leandras Hand, in der sie das gläserne Prisma trug. Während Leandra, Luca und Henry nebeneinander auf dem roten Teppich zur Bühne marschierten, hielten ihnen einige Kinder freudig die Hände entgegen und die Drei schlugen fröhlich ein. Terratus hob die Hand und sofort erstarb das Jubeln der Kinder. Sie setzten sich schnell auf ihre Bänke und warteten, dass Terratus zu sprechen begann. Er schritt majestätisch von der Bühne herab und stellte sich vor die drei Kinder. Dann lächelte er sie sanftmütig an und in seinen Augen leuchtete diese gewohnte Milde auf.
»Es freut mich, euch so wohlbehalten wiederzusehen«, be grüßte er die Freunde. »Eigentlich waren wir Magier uns einig, euch wegen eures Ungehorsams zu bestrafen. Dass ihr in dieses Gefängnis eingedrungen seid, versetzte uns in große Aufruhr.«
Leandra, Luca und Henry senkten beschämt ihre Köpfe. Ihnen war nicht bewusst, dass sie die Magier durch ihren Alleingang so tief enttäuscht hatten.
»Aber«, sprach Terratus weiter und wandte sich an Leandra, »es ist dir dank deines Mutes und deines Durchhaltever mögens gelungen, zu beweisen, dass du keine Verräterin bist.«
Leandra ergriff als Erste das Wort und fragte schüchtern: »Woher habt ihr gewusst, dass wir dort eingebrochen sind?«
Terratus zeigte auf die Kinder und antwortete: »Es waren sie, die alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um herauszufinden, was mit euch passiert ist. Francesca aus dem Haus der helfenden Hände informierte nach deinem Wutausbruch ihre Mitbewohner und sie hörten sich bei den anderen Kindern um, was passiert war. So erfuhren sie von deiner überstürzten Flucht.«
Beschämt warf Leandra Francesca einen Blick zu, die sie jedoch ohne Vorwürfe anlächelte.
»Die Bewohner aus dem Haus mit dem scharfen Blick beobachteten euren Flug mit dem Pikal zu Alphatas Schloss und informierten uns Magier.«
»Dann wusste Alphata, dass wir uns in der Nische versteckt hatten, als sie die Wendeltreppe heraufstieg«, schoss es Leandra durch den Kopf und sah der Lehrerin in die Augen.
Diese verzog jedoch keine Miene.
»Das Haus der offenen Ohren hörte von dem Gerücht , das Jenny über dich in die Welt gesetzt hatte. Kein Kind wollte ihr Glauben schenken. Zu sehr haben sie dich in ihr Herz geschlossen um in dir Böses zu vermuten«, erzählte Terratus weiter.
»Aber die Kinder waren froh, dass sie mich loswerden. Sie hatten sogar eine Gasse für mich
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