Das Geheimnis von Spooky Hill
unterschrieben, was der ihm unter die Nase gehalten hat.“
„Wenn wir nichts beweisen können, ist alle Mühe vergeblich“, brummt Kugelblitz.
„Warten Sie mal“, überlegt der Pastor. „Lord Percy sagte damals etwas von einer Abschrift, die er mir zur Sicherheit anvertrauen wollte. Aber dazu ist es dann nicht mehr gekommen.“
Jetzt hört man Hufgeklapper auf dem Kiesweg hinter den Bäumen.
„Ich glaube, da kommt noch jemand, der auf Dr. Serafin überhaupt nicht gut zu sprechen ist!“
Donelly deutet auf ein junges Mädchen, das jetzt auf einem schwarzen Pferd zum Seeufer geritten kommt.
„Das ist Ann. Eines der Waisenkinder aus der Klosterschule. In ihrer Freizeit betreute sie die Pferde des Lords. Sie mochte den Lord sehr.“
Martin gefällt das sportliche junge Mädchen sofort. Sie ist ungefähr so alt wie er und hat glatte, rotblonde Haare.
Ann springt vom Pferd und begrüßt den Pastor herzlich. Dann wirft sie einen fragenden Blick auf KK und Martin.
„Sie sind Gäste im Schloss. Wir haben gerade ein wenig über den neuen Schlossherrn geplaudert“, erklärt der Pastor.
Anns Miene verfinstert sich schlagartig. „Gut, dass ich nicht dabei war“, sagt sie. „Ich kann den Kerl nicht ausstehen.“
„Gibt es einen Grund dafür?“, erkundigt sich KK gespannt.
„Er ist arrogant und scheinheilig. Sein wahres Wesen erkennt man am besten, wenn man ihn beim Reiten beobachtet. Er schindet die Pferde.“
„Nicht nur die Pferde“, bemerkt Martin. „Zu seinen Angestellten ist er auch nicht sehr nett.“
„Außerdem halte ich ihn für keinen guten Arzt. Vermutlich hat er seinen Doktortitel im Lotto gewonnen. Ich denke, dass er auch Lord Percy falsch behandelt hat ...“
„Vorsicht, mein Kind“, greift jetzt der Priester ein. „Das sind schwere Anschuldigungen, für die du keine Beweise hast.“
„Aber ich habe Beweise, dass er ein Erbschleicher ist. Denn Lord Percy hat mir mein Lieblingspferd Stella versprochen. Bei unserem letzten Ausritt! Er hat gesagt, dass er es in sein Testament geschrieben hat. Er wollte mir auch ein Medaillon zum Geburtstag schenken. Weil ich ihn an jemanden erinnere, hat er gesagt.“
„An seine Schwester vermutlich“, mischt sich der Priester ein.
Anns Stimme ist auf einmal ganz traurig. Man spürt, dass sie den Lord sehr gemocht hat.
„Aber dann war die Kassette mit dem Familienschmuck plötzlich nicht mehr aufzufinden ...“
„Nun, das sind leider alles keine richtigen Beweise“, bedauert Kugelblitz. „Wir müssten schon das echte Testament finden – oder zumindest die Abschrift, von der Lord Percy Pater Donelly erzählt hat.“
„Aber wie? Serafin lässt mich nicht mehr ins Schloss. Pferdemädchen stinken, die haben dort nichts zu suchen, hat er gesagt. Dabei bin ich früher dort ein- und ausgegangen“, beklagt sich Ann.
„Wir werden uns darum kümmern“, verspricht Martin und wirft Ann einen aufmunternden Blick zu. „Nicht wahr, Onkel Isidor!“
„Gewiss“, sagt Kugelblitz. „Notfalls werde ich im Schloss bei Nacht ein wenig herumgeistern.“
Sie unterhalten sich noch eine Weile.
Dann sagt Pastor Donelly: „Nach dem Angeln sollten Sie wirklich unserem Pub einen kleinen Besuch abstatten. Erstaunlich, was man dort alles erfährt, wenn man die Ohren offen hält. Aber nehmen Sie die Straße. Der Weg durchs Moor ist zu gefährlich, wenn man sich nicht auskennt.“
Dann verabschiedet er sich und steigt auf sein Stahlross.
Ann reitet ebenfalls weiter.
„Ich glaube, jetzt hat bei mir etwas angebissen“, sagt Martin und zerrt an der Angel. Weil er es allein nicht schafft, hilft ihm sein Onkel Isidor. Aber auch gemeinsam bekommen sie den Fang nicht hoch.
„Da gibt es nur eine Möglichkeit: Entweder hat sich Nessie dran festgebissen, oder der Haken hängt an einem Gegenstand fest“, vermutet Kugelblitz. „Weißt du noch, als wir mal einen alten Kinderwagen an der Angel hatten?“
„Ich werd mal nachsehen!“, sagt Martin. Er zieht sein T-Shirt aus und springt ins Wasser.
Kurz darauf taucht er prustend wieder auf. In der rechten Hand hält er eine mit Schlingpflanzen umhüllte Kassette.
Kugelblitz entdeckt das Wappen im Deckel und sagt: „Ich fress einen Besen, wenn das nicht die vermisste Kassette der Lemons ist!“
„Sie ist leer“, sagt Martin enttäuscht.
„Na klar“, schmunzelt KK. „Der Dieb hat sie ausgeraubt und dann in den See geworfen.“
„Damit er nicht verdächtigt wird“, ergänzt
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