Das geschenkte Leben
möchte, daß wir als Freunde voneinander scheiden. Wie wäre es mit einem Versöhnungskuß, Matthew, bevor ich diese alte Erde verlasse?«
»Uh …«
»Bitte, Matthew. Machen Sie sich nichts aus dem dicken Bauch; den kann ich ein wenig zur Seite drehen.« Sie hob ihr Gesicht und schloß die Augen.
Nach einem Moment seufzte sie zufrieden und schmiegte sich an ihn. »Das ist besser, Matthew. Nun kann ich mit guten Gefühlen an Sie zurückdenken, wenn ich zum Mond gehe. Es ist ein weiter Weg, und ich habe ein wenig Angst. Wie wäre es mit einem zweiten Kuß – zum Abschied? Er soll mich auf der langen Reise warmhalten.« Sie schloß die Augen und wartete.
(He, Joan, diesmal gibt er sich Mühe.) (Du sollst mich nicht stören, ich bin beschäftigt.)
Mr. Barnes löste sich schnaufend aus ihren Armen. »Uh, Mrs. Salomon …«
»Joan Eunice, Matthew.«
»Joan Eunice, ich glaube, wir sollten lieber aufhören. Sie – Sie bringen mich in Verwirrung, und ich habe ein Wartezimmer voller Leute. Und Sie haben noch vier Stunden Formalitäten vor sich, bevor Sie in die Quarantänestation entlassen werden. Wenn Sie mit Ihrem Hausarzt reisen wollen, sollten Sie jetzt gehen.«
»Ja, Matthew. Sehen Sie – auf dem Mond werde ich mit Vergnügen an diese letzte Begegnung auf der Erde zurückdenken, nicht mit Verdruß. Durch diese Tür?«
»Durch diese Tür, und dann immer den Hinweispfeilen nach. Leben Sie wohl, Joan Eunice. Es war eine Bereicherung für mich. Alles Gute.«
(Joan, ich weiß nicht, ob das gut war, oder schlecht. Hat er uns geküßt? Oder eine Milliarde Dollar?) (Mir schien – obwohl ich, verglichen mit euch zwei Schlampen, ein armer Lehrling bin –, daß der gute Mann anfing, eine Milliarde Dollar zu küssen … und damit aufhörte, daß er Joan küßte. Uns. Und mit Gefühl, denn ich fand, daß meine tierische Natur beträchtlich angeregt wurde. Ich sehe voll Erwartung dem Tag entgegen, wo wir wieder im Umlauf sein werden.) (Das tun wir alle, Jock, Liebling. Mir fällt gerade ein, Joan, daß es auf dem Mond viele heimwehkranke Einwanderer geben muß die ein liebevolles und bereitwilliges Mädchen zu schätzen wissen werden.) (Eunice, das ist, worauf ich zähle. Sieben Milliarden Menschen machen die Erde zu einem schrecklich einsamen Ort … aber auf dem Mond gibt es nur ein paar tausend, und wenn wir uns Mühe geben, können wir sie alle kennenlernen und die meisten von ihnen lieben. Was meinst du, Jake?) (Joan, wir können es versuchen. Aber hier ist die nächste Station. ›Gesundheitstest‹. Gänsehaut und unwürdige Behandlung. Aber was, zum Teufel, kümmert es uns? Jemand hat uns zum Abschied geküßt.)
– KAPITEL –
VIERUNDZWANZIG
Wie der ›Christian Science Monitor‹ genüßlich meldete, verurteilte die ›Iswestija‹ den Aufruf der Mondkommission zur Bildung eines interdisziplinaren Ausschusses, der Untersuchungen über die Bewohnbarmachung des Mars durchführen soll, als ›ein weiteres provokantes Beispiel für den unverhüllten imperialistischen Expansionsdrang der Vereinigten Staaten, der in der Zusammenbruchsphase der kapitalistischen Führungsmacht noch einmal als Sicherheitsventil für den unerträglich gewordenen Druck im Innern zu dienen hat‹, und forderte den UN-Sicherheitsrat und die Vollversammlung der UNO auf, den Vorstoß der von Washington ausgehaltenen und vom Pentagon ferngesteuerten Mondkommission durch eigene Initiativen zu neutralisieren.
Im Sequoia-Nationalpark wurden drei Familien entdeckt, die siebzig Meter hoch in der Krone eines gewaltigen Mammutbaums lebten. Die Gruppe (sieben Erwachsene und fünf Kinder, darunter zwei Säuglinge) gab an, seit mehr als drei Jahren auf dem Baum zu wohnen; umfangreiche und ausgeklügelte Vorkehrungen für ihre einzigartige Lebensweise schienen ihre Behauptung zu bestätigen. Es wurde eine ganze Reihe von Anklagen gegen sie erhoben, doch der zuständige Bezirksstaatsanwalt verweigerte deren Behandlung mit der Bemerkung: »Ich werde weder meine Zeit noch das Geld der Steuerzahler für eine Horde Affen verschwenden. Jagt sie auf die Bäume zurück.«
Die alljährlich von der ›Nationalen Liga für Camping, Freizeit und Erholung‹ ausgerichtete Sternfahrt führte die Campingfreunde diesmal nach Long Beach, Kalifornien. Während des Abschlußtreffens (17 000 Teilnehmer) kam es zu 543 Fällen von akuter Lebensmittelvergiftung (Botulismus D), 47 Raubüberfällen und 23 Vergewaltigungen.
Ein in Sun Valley, Idaho abgehaltenes
Weitere Kostenlose Bücher