Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Medaillons kam. Aber wir wissen, dass es niemals mit dem Amulett verbunden werden darf. Eine Verbindung würde ihm erlauben die Welt nach seinem Belieben zu verändern und zu beherrschen. Er wäre der Einzige, der einen freien Willen hätte und er wäre unsterblich, wenn er es nicht bereits ist. Der Seelentropfen des Amuletts darf nie in seine Hände fallen. Alleine sind die Schmuckstücke mächtig. Zusammen ist es unmöglich, genau zu sagen, wozu er fähig sein wird. Wir können nicht erklären, was wir nicht erlebt haben. Wir teilen euch nur unsere Erinnerungen an Gedanken mit, die sich jeder von uns darüber gemacht hat. Getragen von einem Alverra und einem Kanterra sind beides nur Schmuckstücke. Sie können der Welt nicht gefährlich werden. Sie können sie nur beschützen. So wie es sein sollte. In der Hand des Meisters ist das Medaillon jedoch der Schlüssel zur Zerstörung von allem. Ihr müsst es an euch bringen. Es gehört in den Besitz von Keira Kanterra. Erst dann ist die Welt sicher. Wir können euch nicht sagen, wozu er inzwischen in der Lage ist. Viele von uns hatten gehofft, er wäre gestorben, aber euer Eintreffen bringt uns die bittere Einsicht, dass unser Hoffen, über die Generationen hinaus, sinnlos war.«
Ich stand wie gelähmt inmitten der schimmernden Erinnerungen. Ich hatte auf ein paar Antworten gehofft und nun sah ich mich mit dem ganzen Schicksal der Welt konfrontiert. Ich war hergekommen, um meine eigene kleine Welt zu retten und jetzt musste ich einsehen, dass es die ganze Welt war. Länder, in denen ich noch nie gewesen war. Menschen, die ich nie getroffen hatte. Alles hing von Keira und mir ab. Hing davon ab, dass wir etwas wiederbeschafften, das seit Jahrhunderten in den Händen eines Wahnsinnigen war. Etwas, das ihm unbeschreibliche Magie verlieh. Magie, deren Ausmaße keiner kannte. Magie, die dazu bestimmt war, Leben zu beschützen, die er verwendete, um es zu zerstören. Ich wandte mich zu Keira, nur um zu sehen, dass ihr Gesicht dem eines Geistes glich. Sie war blass und starrte in die Menge unserer Vorfahren. Auch sie hatte nicht mit etwas Derartigem gerechnet. Wie hatten wir bloß denken können, dass der Zirkel der Seelensammler das Schlimmste gewesen war, das der Welt je hatte wiederfahren können. Wie naiv unser Denken gewesen war. Wie beschränkt. Wir waren ein Teil etwas viel Größerem. Ein Teil von etwas, das seit dem Beginn der Zeit zu existieren schien.
»Wir haben euch alles gesagt. Wir können euch nicht weiter helfen. Mehr Erinnerungen besitzen wir nicht.«
Die Ränder der Erinnerung verschwommen. Sie lösten sich in das Licht auf, aus dem sie bestanden.
»Wartet!«, sagte ich hastig. Ich habe noch eine weitere Frage. Die Gesichter der Erinnerungen wandten sich alle in derselben Sekunde zu mir um und sahen mich fragend an.
»Wozu ist ein Seelenseher imstande? Ich meine, was kann seine Magie alles?«
Irgendwie kam ich mir wie ein kleines Kind vor, das fragte, warum der Himmel blau war. Zumindest starrten die Erinnerungen mich an, als hätte ich die dümmste Frage gestellt, die mir hätte einfallen können.
»Wir verstehen deine Frage nicht.«
Ich seufzte erschöpft. Wie sollte ich es denn anders formulieren?
»Ich meine, wozu ist ein Seelenseher fähig? Was kann seine Magie?«
»Er kann die Seelen der Menschen sehen, ihre Gefühle, ihre Beweggründe, ihr Verlangen, Wünsche ... Und mit dem Amulett kann ein Alverra die Seele kontrollieren.«
Ich seufzte erneut, darauf hatte ich nicht hinaus gewollt.
»Das ist es nicht. Das weiß ich alles schon. Ich meine, gibt es noch mehr neben der Seelensicht. Eine andere Art Sicht, so etwas?«
Ich spürte, dass Keira mich skeptisch und ein wenig besorgt von der Seite ansah.
»Wir verstehen deine Frage nicht.«
Was war daran bloß so schwer? Ich seufzte erneut, bevor ich versuchte es anders zu erklären.
»Ich verfalle manchmal in eine andere Sicht. In eine rote Sicht, in der ich das Blut der Menschen und Geschöpfe vor mir zu sehen scheine. Wie kontrolliere ich das? Wie wird sich meine Magie noch entwickeln? Ich will wissen, zu was ich möglicherweise noch fähig bin. Zu was ich werden könnte«
Es war ein lächerliches Bild, als die Erinnerungen den Kopf schief legten und mich ausdruckslos ansahen.
»Wir haben keine Kenntnis von dieser Magie. Sie ist kein Teil unserer Erinnerung. Wir können dir nicht helfen.«
Bevor ich sie wieder aufhalten konnte, verschwanden die Erinnerungen in den Wänden. Keira und ich
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