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0848 - Spionin der Hölle

0848 - Spionin der Hölle

Titel: 0848 - Spionin der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Quietly hatte sich nun schon seit Stunden nicht mehr bewegt.
    So ungewöhnlich war das nicht, also kein Grund, sich Sorgen zu machen. Zumal die winzigen ockerfarbenen Augen des Wesens Yola bei jeder ihrer Bewegungen folgten. Quietly ging es also gut. Gefahr bestand ja erst, wenn seine Oberfläche, die der Beschaffenheit eines uralten Ledereinbandes glich, vom glänzenden Schwarz in ein fahles Hellgrau wechselte.
    Dann allerdings war es allerhöchste Zeit, den Kleinen unter Wasser zu tauchen.
    Der Kleine? Wie konnte sich Yola da sicher sein? Vielleicht war Quietly auch eine Sie , vielleicht beides? Yola hatte in den vergangenen Wochen - oder waren es bereits Monate? - so aberwitzige Kreaturen erleben müssen, dass sie mittlerweile nichts, und wirklich absolut überhaupt nichts mehr für unmöglich erachtete.
    Manchmal jedoch glaubte die junge Frau in den Augen des Kugelwesens einen Hauch von Begierde zu entdecken, wenn sie nackt war. Unsinn natürlich… oder? Yola hatte in den Schwefelklüften längst jeden Rest von Prüderie abgelegt. Wo sie Wasser fand, wusch sie sich - wo auch immer ein kleiner See zu finden war, da sprang sie hinein.
    Hygiene war hier eine Sache des Moments, des glücklichen Zufalls, den man sofort ergreifen musste. Ein Albtraum für sie, die als Model auf der Erde gearbeitet hatte, dessen Kapital der eigene Körper war. Stundenlang hatte sie früher im Bad verbringen können. Und jetzt? Ein Wannenbad mit herrlich duftendem Schaum…Yola wusste, dass dies für immer Träumerei bleiben musste.
    Träumerei, so wie der letzte Funke der Hoffnung nur ein Wunschtraum war.
    Dennoch war er irgendwo tief in Yola Hacoon verankert, wollte sich ganz einfach nicht verabschieden.
    Träumen in der Hölle? Was konnte das schon für einen Sinn machen?
    Yolas-Vergangenheit auf der Erde der Menschen - manchmal glaubte sie schon, auch dies gehöre zu einem gewaltigen Traumgebilde, in dem sie sich verfangen hatte. Doch dem war nicht so. Yola erinnerte sich noch zu gut an den Tag, an dem ihre Agentin sie zu einem Casting geschickt hatte. Viel war dort im Grunde nicht geschehen: Zwei Männer hatten Yola betrachtet, die nichts weiter zu tun hatte, als ein paar Schritte auf und ab zu gehen. Dann hatte man sie mit dem üblichen Spruch entlassen: »Wir rufen Sie an…«
    Ein paar Tage darauf war Yola mit ihrer fünfjährigen Tochter Cloe unterwegs - die Kleine hatte Geburtstag, und Mutter und Tochter machten sich einen tollen Tag. Bis zu dem Augenblick, da Yola in eine tiefe Ohnmacht fiel… und in einem Verlies erwachte. Gefangen, in den Klauen von Wesen, die sich nicht zu erkennen gegeben hatten. Nur eine Vision hatte man Yola gezeigt, eine Vision, in der ihre kleine Cloe jämmerlich zu ertrinken drohte. Man würde sie wie eine Katze ersäufen, wenn Yola nicht das tat, was man ihr befahl.
    Einen schlimmeren Augenblick konnte es doch im Leben einer Mutter nicht geben. Yola schwor sich alles zu tun, wirklich alles, wenn ihr Kind nun am Leben blieb.
    Auch morden…
    Genau das war es, was man von ihr verlangte. Sie sollte einen Mann töten, den sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Nach und nach wurde dem Model bewusst, wo sie sich überhaupt befand… und ihr Weltbild fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Die Hölle… es gab sie tatsächlich!
    In den Mauern einer bizarren Stadt, hier, tief in den Schwefelklüften, war es dann geschehen. Yola hatte ihren Auftrag erfüllt. Es war so schrecklich, zugleich so unglaublich leicht gewesen. Ein Schaudern durchlief Yola, als sie sich daran erinnerte, an den kurzen Moment, in dem die Klingen in den Körper des Mannes gefahren waren… an dieses Geräusch, als Stahl in Fleisch drang.
    Anschließend war Yola geflohen, in der Hoffnung, nun zu ihrer Tochter gebracht zu werden. Es war eine Amazone gewesen, die Yola auf dem Rücken ihres Flugsauriers in die Stadt gebracht hatte, und auf gleichem Weg verließ sie die Mauern der weißen Stadt auch wieder.
    Der Schock kam schnell, denn niemand hatte vor, Yola den Lohn für die Bluttat zu gewähren. Man warf sie vor den Stadttoren ab wie ein Stück Dreck, dessen man überdrüssig geworden war. Yola hatte dem entschwindenden Flugmonster noch lange nachgeblickt, dann war sie allein. Umgeben zwar von unzähligen Kreaturen, die in wilder Flucht die Stadt verließen, doch in sich allein und tot. Cloe… Yola wusste, dass sie ihre Kleine nun nie wiedersehen würde, so wenig, wie sie zur Erde gelangen konnte.
    Mechanisch hatte sie einen

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