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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Gray
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noch zwei Generationen ab – dann wird das Menschengeschlecht sich selbst gereinigt und alle Fehler und Mißstände ausgeschieden haben. Es wird sich mit der Zeit befreien von allen rückständigen, uneinsichtigen Elementen, die einfach das Rad der Geschichte aufhalten und die Menschheit nicht in den Zustand der Reife gelangen lassen möchten. Die Mörder werden den Tod finden, ehe sie Nachkommen in die Welt setzen können, und ebenso werden die Rauschgiftsüchtigen, die Kranken, Irren und Schwachen ohne Nachkommenschaft sterben. Alle werden sterben, sie alle werden den Tod verdient haben: die Schwachen, die Widerspenstigen, alle, die sich nicht anpassen mögen und Flucht und fremden Schutz suchen. Jedes Geschlecht ist genauso stark wie seine einzelnen Mitglieder, kein bißchen stärker. Das ist ein Naturgesetz – das einzige, um dessen Anerkennung wir uns nicht herumdrücken können. Nach zwei Generationen wird die Erde von den besten und stärksten Menschen bevölkert sein, die es jemals gegeben hat. Und wer stark ist, ist niemals grausam oder sadistisch, und kein Starker könnte seinen Kindern Fürsorge und Mitleid versagen.“
    Er schaute die beiden noch einmal freundlich an und wandte sich langsam zur Tür. Lorna schrie auf, von plötzlicher Angst überwältigt.
    „Was wird nun aus uns?“
    Der Graue blieb stehen und wandte sich dann ganz ruhig wieder um.
    „Wir sind nicht böse und rachsüchtig. Sie haben versucht, Ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und der Sieg ist Ihnen versagt worden. Wir haben alle Hochachtung vor Ihrem Mut, mag er auch einer noch so unsinnigen Sache gegolten haben und noch so vergeblich gewesen sein. Sie beide sind stark und tüchtig, und in unserer Welt gibt es Platz für alle. Warum sollten Sie diesen Platz nicht finden können?“
    Noch einmal lächelte er die beiden jungen Menschen an, gut und fast liebevoll, und dann war er fort. Und mit ihm verschwanden alle die graugekleideten Wachmänner.
    Er war alles vorüber.
    Dell holte tief Luft. Noch nachträglich schauderte er im Gedanken an all das Fürchterliche, das die letzten Stunden und Tage gebracht hatten. Dann senkte er den Blick und sah der jungen Frau fest ins Gesicht.
    „Er hat vollkommen recht“, murmelte er ganz langsam. „Wenn wir uns den Gegebenheiten in unserer Welt nicht fügen und anpassen können, verdienen wir nichts anderes als den Tod.“ Ganz unbewußt fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. „Es gibt noch eine Möglichkeit, daß ich das da loswerde. In der Hauptstadt verfüge ich über einiges Geld, und nun, da Bender der Tod ereilt hat, habe ich die volle Verfügungsgewalt über meine Fabrik. Einem Chirurgen bereitet es keine große Mühe, mein tätowiertes Mal zu entfernen, und dann können wir so leben, wie man eigentlich leben sollte.“
    „Können wir das wirklich, Dell?“ Es war ein seltsamer Klang in ihrer Stimme. Er senkte den Blick tief in ihre Augen und erkannte das ferne Glitzern von Tränen, die noch nicht den Weg ins Freie gefunden hatten.
    „Zweifelst du daran, Lorna?“ flüsterte er. Und plötzlich lag sie in seinen Armen, und eine ungeahnte Zuneigung zu diesem Mädchen erfüllte sein Herz.
    Sanft hob er ihren Kopf und zog das Mädchen ganz fest an sich.
    „Sie haben recht gehabt“, flüsterte er, und auf einmal fühlte er, wie ungeahnter Frieden sich auf ihn herabsenkte. „Die Unparteiischen haben absolut recht gehabt. Unsere Welt könnte geradezu wundervoll sein, das wahre Paradies – nun, da wir ihr Geschenk erhalten haben.“
    Langsam und behutsam zog er sie mit sich, hinaus aus dem Zimmer, das so voll von bitteren Erinnerungen hing, hinaus auf die Straße, auf den Weg in ein ganz neues Leben, und er fühlte sich grenzenlos glücklich.
     
    ENDE
     
     
     

     
     
     
    Nachdruck der Buchausgabe: Das Gesetz der Freiheit
     
    „TERRA“ – Utopische Romane/Science Fiction – erscheint wöchentlich Im Moewig-Verlag München 2, Türkenstraße 24. Postscheckkonto München 139 68. – Erhältlich bei allen Zeitschriftenhandlungen. Preis je Heft 60 Pfennig. Gesamtherstellung: Buchdruckerei A. Reiff & Cie., Offenburg (Baden). – Für die Herausgabe und Auslieferung in Österreich verantwortlich: Farago & Co., Baden bei Wien. Printed in Germany, Scan by Brrazo 01/2013, Anzeigenverwaltung des Moewig-Verlages: Mannheim R 3, 14. Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 4 gültig. Dieses Heft darf nicht in Leihbüchereien und Lesezirkeln geführt und nicht zum gewerbsmäßigen

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