Das Gift von Argus
Gerechtigkeit halber möchte ich, daß er aus ExPEND ausgestoßen wird. Wenn Sie damit einverstanden sind, bin ich bereit, von einer gerichtlichen Anklage gegen ihn wegen des Versuchs zu töten oder zu verstümmeln abzusehen. Ich werde auch keine Schritte unternehmen, wenn Conrad selbst um seine Entlassung ersucht und sich freiwillig einer psychiatrischen Behandlung unterzieht, da ich nicht möchte, daß das Ansehen von ExPEND geschädigt wird.
3. Mit allem Respekt muß ich Sie jedoch erinnern, daß dieser Mann keineswegs unentbehrlich ist. Das gegenwärtige ExPEND Rekrutierungs- und Ausbildungsprogramm hat mehrere Männer mit ausgezeichneten Führungsqualitäten hervorgebracht. Ich würde vorschlagen, daß Kapitän Willard Sikorsky, ehemals UN-Raumdienst, das Kommando über die Santa Maria für die Sicherung Argus’, des dritten Planeten von Alpha Lyrae (Wega) übertragen wird.
MEMORANDUM
VON: Generalsekretär, Vereinte Nationen
AN: Direktor, ExPEND
BETRIFFT: Commander James Conrad und bezügliche Angelegenheiten
1. Commander Conrad hat sich freiwillig einer Untersuchung durch ein Team von Ärzten und Sachverständigen für Psychiatrie unterzogen. Der Befund besagt, daß er zwar aggressiv, von sich selbst überzeugt und intolerant gegenüber Dummheit und Schwächen ist, aber nicht abnormal in klinischem Sinn. Wie Sie selbst wissen, haben gerade diese erwähnten Charakterzüge zu ausgezeichneten beruflichen Erfolgen geführt – wie die Berichte über seine Handlungsweise bei den Kratos-, Tantalus- und Zelos-Projekten beweisen.
2. Was den bedauerlichen tätlichen Angriff auf Sie betrifft: Conrad gibt persönliche Motive zu, weigert sich aber, sie zu nennen. Er wurde jedoch einer Vernehmung mit Lügendetektor unterworfen, die vertraulich ist.
3. Ich bedaure, aber ich kann Ihren Antrag auf Entlassung Conrads aus dem ExPEND nicht befürworten. Conrad ist ein ausgezeichneter Mann und für die gesamte Operation von unschätzbarem Wert. Ich führte ein paar vorsichtige Gespräche mit Medienleuten und glaube, daß eine weitere Eskalation dieses internationalen Skandals vermieden werden kann.
4. Aus politischen Gründen, wie Sie sicher verstehen werden, ist es erforderlich, diese bedauerliche Sache im bestmöglichen Licht zu zeigen. Mit Ihrer Hilfe als Direktor vom ExPEND, müßte es möglich sein – soweit es die Medien betrifft –, die Bedeutung dieses Vorfalls zu bagatellisieren. Ich stelle mir eine passende Auslegung etwa so vor: Commander Conrad war während seiner erfolgreichen Planetensicherungen ungemeinem Druck und Streß unterworfen. Der Vorfall läßt sich deshalb einem Mißverständnis zuschreiben. Ich ersuche Sie darum, so freundlich zu sein und zu erklären, daß Sie keinen persönlichen Groll gegen Conrad hegen, daß Sie größte Hochachtung vor seinen Leistungen haben, und daß ihm – nach einem ausgedehnten Urlaub – für das Argus-Projekt wieder das Kommando über die Santa Maria übertragen wird. Auf diese Weise, davon bin ich überzeugt, wird die ganze Sache schnell vergessen werden.
5. Ich hoffe, Sie haben sich wieder ganz erholt.
Persönlicher Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen von Direktor, ExPEND (nicht für die Akten)
Sehr geehrter Generalsekretär,
Conrad hat mein Gesicht unverzeihlich zugerichtet. Meine Kiefer waren mehrfach gebrochen und sieben Zähne ausgeschlagen. Wenn er nicht umgehend um seine Entlassung ansucht, werde ich nichts tun, um ihn vor der Schande zu bewahren, die er wahrhaftig verdient. Dieser Mann ist unmöglich. Entweder geht er, oder ich gehe.
Hochachtungsvoll
Charles T. Edwards, Direktor, ExPEND
Persönlicher Brief an den Direktor von ExPEND von UN Generalsekretär (nicht für die Akten)
Sehr geehrter Direktor,
ich bedaure Ihre Unnachgiebigkeit. Ich erwarte nun Ihr Gesuch, Ihres Postens als Leiter von ExPEND enthoben zu werden. Sie haben die Wahl zwischen folgenden Gründen: Überlastung, bedenklicher Gesundheitszustand, familiäre Schwierigkeiten, Auswanderung zum Mars oder Mond.
Untersuchungen haben ergeben, daß Sie einen größeren Aktienbesitz der Selbstprogrammierbare-Roboter-Gesellschaft haben. Zumindest im Augenblick werden noch keine Schritte gegen Sie unternommen.
Hochachtungsvoll
Roald Amundsen, UN-Generalsekretär
3.
Der kleine weißhaarige Mann blickte von seinem Schreibtisch zu Conrad hoch und seufzte. »Was soll ich nur mit Ihnen machen, Commander
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