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Das Glück der Familie Rougon - 1

Das Glück der Familie Rougon - 1

Titel: Das Glück der Familie Rougon - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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neuen Fieber geschüttelt, schläft Miette schließlich in den Armen Silvères ein: »Und in der erschauernden Luft wurden die Klagetöne der Glocken immer heller und wiegten Miette in ihren Schlummer, wie sie vorher ihre Liebesglut begleitet hatten.« Von diesem Wort »Liebesglut«, das im nächsten Satz sinngemäß mit Wirrnisse (»Bis zu dieser Nacht der Wirrnisse …«) wiederaufgenommen wird, entwickelt sich die Vorgeschichte durch eine ganz natürliche Gedankenassoziation: »Früher hatte sie diese Beklemmungen nicht gekannt«, und nun läßt Zola dieses Früher entstehen, mit erster Begegnung, Sichkennenlernen, Sichsuchen und finden, dem Brunnenidyll und den zärtlichen abendlichen Spaziergängen, dem Versteck zwischen den einsamen Holzstapeln und dem Stelldichein auf dem alten verlassenen Friedhof, dessen Tote ihnen zuraunen, sie zu Liebe und Sinnenrausch aufzufordern scheinen und ihnen zugleich ein lockendes »Kommt!« aus den Gräbern zurufen: »Sicherlich hatten sie hier auf dem Grabstein, inmitten der unter dem üppigen Gras ruhenden Gebeine, jene Todessehnsucht eingesogen, jenen herben Wunsch, Seite an Seite in der Erde zu ruhen, wovon sie in dieser Dezembernacht auf der Straße nach Orchères stammelten, während die beiden Glocken ihre Klagerufe hin und her sandten.«
    Mit dem gleichen Kunstgriff, einer Gedankenassoziation, und der Wiederaufnahme des akustischen Leitmotivs der Glocken wird der zweite Übergang hergestellt. Der Rahmen ist vollendet, die Eingliederung vollkommen. Während die nächsten zwei Kapitel den Machenschaften und Intrigen des gelben Salons gewidmet sind, speziell der Rougons, die sich die Situation zunutze machen und aus gestern noch leicht anrüchigen Leuten zu angesehenen und einflußreichen Persönlichkeiten aufsteigen, auch wenn dieser Aufstieg über Verrat und Mord führt – bringt der Schluß des Romans noch einmal die beiden Handlungen zusammen, läßt Zola in einer geschickt angelegten Szene sich alle Familienmitglieder noch einmal gegenübertreten, während das Opfer ihrer Verbrechen, Silvère, nur wenige hundert Meter von ihrer Tür entfernt im Tode erkaltet, in den irren Reden der Großmutter aber gleichzeitig unheimlich gegenwärtig ist.
    Der Ring ist geschlossen. Die Niederlage der Aufständischen hat den Weg frei gemacht für den Aufstieg des Diktators, der Tod Silvères den Triumph der Rougons besiegelt, die Satire des gelben Salons die Idylle der beiden Kinder vernichtet.
     
     
    ebook - Erstellung - Februar 2010 - TUX
     
    Ende
     

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