Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
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Ich hasste das Training.
Vor allem, weil ich zu etwas ausgebildet werden sollte, das ich niemals hatte werden wollen: ein Wächter der Abteilung für Andere Rassen. Irgendwie ließ es sich zwar nicht mehr vermeiden, und ich hatte mich auch größtenteils damit abgefunden, aber begeistert war ich darüber nicht gerade.
Die meisten Menschen hielten Wächter für speziell ausgebildete Cops, aber sie waren viel mehr als das. Sie waren Richter und Geschworene in einem, und für die Vollstreckung des Urteils sorgten sie ebenfalls gleich selbst.
Anders als menschliche Cops mussten sie sich nicht an die Gesetze halten. Die meisten Leute, die einem Wächter, bildlich gesprochen, vor die Flinte liefen, waren zwar durchgeknallte gesprochen, vor die Flinte liefen, waren zwar durchgeknallte Psychos, die den Tod durchaus verdient hatten, aber ich hatte trotzdem keine Lust, durch die Nacht zu schleichen und Untote umzulegen.
Selbst wenn mein Jagdinstinkt aufgrund meiner Wolfsgene stärker war, als ich mir eingestehen mochte.
Meine Abneigung gegen das Training nahm noch zu, wenn ich mit meinem Bruder trainieren musste. Ihm konnte ich nichts vormachen, konnte nicht ein bisschen mit ihm flirten oder ihn mit meinen Reizen von der Arbeit ablenken. Es war sowieso zwecklos, so zu tun, als ob ich nicht mehr könnte, denn er war mein Zwilllingsbruder. Er wusste ganz genau, was man mir zumuten konnte und was nicht. Er spürte es. Wir hatten zwar keine telepathische Zwilllingsverbindung, aber wir wussten instinktiv, wenn der andere litt oder in Schwierigkeiten war.
Momentan spürte Rhoan sehr deutlich, dass ich versuchte, mich vor dem Training zu drücken. Und er wusste auch, warum. Ich hatte eine heiße Verabredung mit einem noch heißeren Werwolf. In genau einer Stunde.
Wenn ich jetzt ging, schaffte ich es noch nach Hause, um mich frisch zu machen, bevor Kelen, so hieß der heiße Werwolf, mich abholte. Wenn wir jetzt weitermachten, sah ich, wie so häufig in letzter Zeit, wie ein geprügelter Hund aus.
»wollte Liander heute Abend nicht einen Braten für dich zubereiten?«, fragte ich und wedelte dabei mit einem Holzknüppel in der Luft herum, den Rhoan mir zuvor gegeben hatte. Bislang hatte ich ihn noch nicht zum Einsatz gebracht, denn ich wollte meinen Bruder eigentlich nicht schlagen. Womit er offenbar kein Problem hatte. Das bezeugten die blauen Flecken auf meinem Körper.
Dabei war er im Grunde dagegen, dass ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte und an der bevorstehenden Mission teilnahm. »Doch.« Er umkreiste mich unauffällig und gab sich unschuldig. Davon ließ ich mich jedoch nicht täuschen, denn ich spürte seine Anspannung fast so deutlich wie meine eigene.
»Aber er stellt ihn erst in den Ofen, wenn ich ihn anrufe und ihm sage, dass ich unterwegs bin.« »Es ist sein Geburtstag. Du solltest mit ihm feiern, statt mich hier durch die Mangel zu drehen.«
Plötzlich schoss Rhoan nach vorn und schwang den Knüppel in meine Richtung. So schnell, dass der Stock nur noch wie ein heller Streifen aussah. Ich blieb ganz ruhig stehen und spürte an heller Streifen aussah. Ich blieb ganz ruhig stehen und spürte an meiner linken Hand den Luftzug des vorbeisausenden Schlägers. Er bluffte nur, das war klar.
Hätte er wirklich zuschlagen wollen, hätte ich die Bewegung überhaupt nicht mehr wahrnehmen können. Er grinste. »Ich fahre zu ihm, sobald wir hier fertig sind. Du bist übrigens eingeladen, falls du dich erinnerst.« »Um euch die Party zu verderben?«, fragte ich trocken. »Wohl kaum. Außerdem würde ich lieber mit Kelen feiern.« »Dann ist Quinn also immer noch abgemeldet?«
»Nicht ganz.« Ich verlagerte mein Gewicht und behielt ihn im Auge, während er weiter im Kreis um mich herumschlich. Die grünen Turnmatten, mit denen der Trainingsbereich im Keller der Abteilung gepolstert war, quietschten unter meinen nackten Füßen.
»Das kommt von deinem Schweiß«, bemerkte er. »Aber du hast längst noch nicht genug geschwitzt.« »Jesus, Rhoan, hab Erbarmen. Ich habe Kelen seit fast einer Woche nicht gesehen. Ich willmit ihm herumbalgen, nicht mit dir.« Seine silberfarbenen Augen blitzten diabolisch, während er herausfordernd eine Braue hob. »Wenn du es schaffst, mich auf die Matte zu werfen, lasse ich dich gehen.« »Dich willich aber nicht flachlegen!« »Wenn du nicht gegen mich kämpfst, lassen sie dich gegen Gautier antreten. Ich glaube, das wollen wir beide nicht.« »Wenn ich gegen dich kämpfe und es
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