DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition)
Spannung." Sie lächelte. "Scheißegal, ob du in ihn verliebt bist. Es geht doch einfach nur um ein bisschen Spaß."
Nita schob ein weiteres Buch in das Regal und lehnte sich für einen Moment dagegen. "Ich will aber keinen Spaß, sondern meine Ruhe."
Vom Verkaufstresen her hörte sie die Stimme von Herrn Volkmann. "Haben Sie den neuen Roman von Bergmann schon ausgepackt, Nita?"
"War bei dieser Lieferung noch nicht dabei", rief sie ihm zu.
"Ruhe bekommst du noch mehr als genug", fuhr Claudia fort. "Trotzdem solltest du nicht vergessen, dass du jung bist. Jung und gutaussehend. Und es wird Zeit -"
"Dass wir das der Welt da draußen zeigen", fiel Nita ihr ins Wort. "Ja ja, ich weiß. Aber ich kann nicht mit derselben Euphorie an die Sache herangehen wie du, tut mir leid."
"Euphorie verlangt ja auch niemand von dir. Ein klein bisschen weniger Trägheit würde für den Anfang schon genügen."
"Diese Trägheit passt wenigstens ausgezeichnet zu dem Film, den ich mir heute Abend ausleihen werde." Sie hob abwehrend die Hand. "Und bevor du irgendetwas sagst: Ich freue mich darauf. Die Nummer vom Pizzaservice liegt schon auf dem Küchentisch, und nichts und niemand wird mich von meinen Plänen für diesen Abend abhalten können."
Claudia wollte etwas erwidern, erkannte jedoch, dass jedes weitere Wort überflüssig war.
"Wenn du meinst", sagte sie schließlich. "Dann versink halt weiterhin in Selbstmitleid."
"Es ist kein Selbstmitleid, Claudia, sondern Ruhe." Sie nahm das letzte Buch aus der Kiste. "Einfach nur Ruhe."
Kapitel 7
"Sie arbeiten zu viel, mein Junge."
"Zurzeit eher unfreiwillig. Im Verlag ist man der Meinung, die Übersetzung des letzten Kapitels sei zu weit entfernt vom Original."
"Entfernt vom Original?", wiederholte Frau Jäger, ohne zu wissen, was er meinte. Mit einem überdimensionalen Kochlöffel rührte sie in einem ebenso großen Kochtopf, aus dem blubbernde Geräusche und der Geruch von Zimt und Kirschen in Richtung Küchendecke stiegen.
"Jedenfalls wartet noch eine Menge Arbeit auf mich", sagte er. "Und der Abgabetermin rückt immer näher."
"Nichtsdestotrotz, jetzt wird erst einmal gegessen. Meine Kirschsuppe hat noch jeden Ärger vertrieben."
"Es ist ja auch kein Ärger, Frau Jäger. Einfach nur viel zu tun. Die Arbeit an einem Manuskript nimmt nun einmal sehr viel Zeit in Anspruch und erfordert einiges an Konzentration."
Sie stellte den Herd aus und setzte sich für einen Moment zu ihm an den Tisch.
"Sie könnten etwas mehr Farbe vertragen", sagte sie. "Gehen Sie überhaupt an die frische Luft? Wie wäre es, wenn Sie mich heute Nachmittag auf meinem Parkspaziergang begleiten?"
Es war nicht das erste Mal, dass sie ihm diesen Vorschlag machte.
"Darf ich Sie etwas fragen?", begann er schließlich, ohne auf ihre Einladung einzugehen.
"Na klar, mein Junge. Fragen Sie."
"Ich hoffe, dass es nicht zu persönlich ist."
"Zu persönlich?" Sie lachte. "Was könnte schon zu persönlich sein?"
"Ich habe mich nur gefragt ... nun ja ... ob Sie jemals verheiratet waren?"
"Aber sicher", antwortete sie ohne zu zögern. "Und zwar mit dem besten Mann, den sich eine Frau wünschen kann."
"Und ist er ..."
"Gestorben, ja. Vor mehr als zwanzig Jahren."
Simon schluckte. Zwanzig Jahre.
"Ein Schlaganfall, den wir zu spät erkannt haben", fuhr sie fort. "Aber der liebe Gott wollte es so, und da hilft alles Weinen und Fragen nicht. Wenn die Zeit gekommen ist, ist sie nun einmal da."
Die Bestimmtheit, mit der sie diese Feststellung äußerte, erschreckte ihn für einen Moment. Ob das jahrelange Verarbeiten des Schmerzes aus ihr sprach? Oder hatte sie einst mit demselben verzweifelten Sehnen zu kämpfen wie er jetzt?
"Und seitdem leben Sie allein?"
Sie legte ihre Hand auf seine. Eine für sie typische Geste.
"Es ist mir einfach niemals wieder jemand wie Hans über den Weg gelaufen", antwortete sie. "Und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich auch nicht damit gerechnet."
Sie lächelte. "Manche Menschen finden die große Liebe nie, egal wie sehr sie danach suchen. Deshalb bin ich umso dankbarer dafür, dass ich sie 23 Jahre lang erleben durfte."
Unvermittelt erwiderte er ihr Lächeln. Ein Lächeln, das ihm fremd erschien und dennoch von Herzen kam. Sie schien zu meinen, was sie sagte.
"Wir haben uns in einer zwielichtigen Bar kennengelernt, wissen Sie?"
"Einer Bar?", fragte er.
"Ja. Ich war Tänzerin, er war Türsteher. Eine wilde Zeit war das damals."
Ungläubig musterte er die Frau vor sich und
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