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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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wirklich zu hoffen gewagt hatte, in dieser Werkstatt etwas Neues zu erfahren, warf ihn die Vorstellung, dass man sich selbst ein Jahr nach der Tragödie noch an die Berichterstattung erinnern konnte, für einen Moment aus der Bahn.
    Welch lächerliche Idee, herzukommen. Und welch absurder Gedanke, dieser Mann könnte ihm tatsächlich weiterhelfen.
    Simon drehte sich um, ohne eine Antwort abzuwarten, lehnte sich gegen die schwere Tür, die ihm nun noch schwerer als beim Eintreten erschien, und eilte in großen Schritten in die Herbstkälte hinaus.

    *

    "Natürlich freue ich mich, dich zu sehen. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum du dir so etwas antust." Marie lehnte sich, wie Simon, an das Fensterbrett neben dem Kühlschrank. "Was hast du dir nur davon versprochen, einen Fremden aufzusuchen, nur weil er denselben Nachnamen hat wie der Typ aus deinem Buch?"
    "Es ist nicht der Typ aus meinem Buch. Es ist der Mann, bei dem Nita arbeitet. Und andere Anhaltspunkte habe ich nun mal nicht."
    "Warum wühlst du nur immer wieder darin herum? Du siehst doch, was dabei herauskommt. Am Ende erinnert dich sogar so ein kahlköpfiger Typ im Blaumann an deine Vergangenheit. Wenn ich es nicht besser wüsste -," sie legte die Hand auf seine Schulter, "würde ich glatt annehmen, dass du den Schmerz suchst ."
    "Alles, was ich suche, ist Nita", antwortete er. "Weil ich spüre, dass sie die Einzige ist, die mich verstehen und mir helfen kann."
    "Aber ich verstehe dich doch, Simon. Auch ich vermisse Emma. Auch ich leide mit dir."
    "Ich weiß, dass du mit mir fühlst, Marie. Aber darum geht es nicht. Diese Frau macht dasselbe durch wie ich. Sie muss sich mit denselben Problemen herumschlagen. Sie spürt denselben Schmerz." Er senkte den Blick. "Und es muss doch einen Grund dafür geben, dass ihre Worte ausgerechnet in meinem Buch stehen. In Emmas Buch."
    Sie griff nach seinen Händen. "Was auch immer der Grund dafür ist, es kann einfach nicht Sinn der Sache sein, dass dieses Buch deinen Schmerz verschlimmert, Simon."
    "Es verschlimmert ihn nicht", antwortete er leise. "Es gibt mir neuen Sinn."
    "Aber was für ein Sinn soll das sein, wenn du dich immer und immer wieder mit dem Thema Verlust und Trauer beschäftigst?"
    "Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht hilft es mir einfach zu wissen, dass ich nicht allein damit bin."
    "Du bist ja auch nicht allein. Du hast mich, Jan, die Kinder. Deine Freunde. Frau Jäger."
    "Aber niemand von euch hat erlebt, was ich erlebt habe, Marie. Niemand von euch kann wirklich verstehen, was in mir vor geht. Und das meine ich nicht als Vorwurf, es ist nun mal einfach Tatsache."
    "Du weißt doch gar nichts über diese Frau. Vielleicht lebt sie am anderen Ende des Landes, vielleicht ist sie doppelt so alt wie du."
    "Die Umstände sind mir egal. Es geht lediglich um das Gefühl. Und das kann mich einfach nicht täuschen. Es gibt eine Bindung zwischen uns, Marie. Eine ganz besondere Bindung. Das spüre ich. Und ich kann das nicht einfach so hinnehmen, ohne nach ihr zu suchen."
    "Onkel Siiiiimon!" Eine aufgewühlte Mädchenstimme unterbrach die Anspannung des Gesprächs.
    "Na, wenn das nicht meine allerliebste Rhea ist." Sie schlang euphorisch ihre dünnen Arme um seine Hüfte, während er ihr über das Haar strich. "Wo hast du denn deinen Bruder gelassen?"
    "Der repariert draußen den Rasenmäher mit Papa", antwortete sie. "Mama hat gar nicht gesagt, dass du heute kommst."
    "Das sollte auch eine Überraschung sein."
    "Wir haben in der Schule eine Landkarte gebastelt." Erwartungsvoll schaute sie zu ihm auf. "Willst du sie sehen?"
    "Ob ich sie sehen will?" Er lächelte. "Natürlich. Und zwar jetzt sofort."
    "Sie ist in meinem Zimmer. Komm, ich zeig sie dir." Aufgeregt lief sie aus der Küche, während er ihr langsam folgte.
    Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um.
    "Ich muss sie einfach suchen, Marie."
    "Aber warum?"
    "Weil es die einzige Aufgabe ist, die ich im Moment habe."

Kapitel 6
    Sie war begraben unter dunkelrotem Satin, als sie die Augen öffnete. Erst nach wenigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass es nicht ihre Bettwäsche, nicht ihr Bett war, in dem ihre Sinne langsam zu sich kamen. Grelle Streifen Licht zwängten sich durch halb zugezogene Vorhänge. In der Luft stand eine Mischung aus abgestandenem Wein und kaltem Schweiß.
    Sie strich sich das Haar, das nach dem großzügigen Gebrauch von Haarspray ungewohnt widerspenstig war, aus dem Gesicht und musterte das schlafende Etwas neben

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