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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 1: Edition Nancy Salchow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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nicht los, es bei sich zu tragen. Ihr Buch. Die letzten Worte, die sie gelesen hatte. Eine merkwürdige Nähe, erzeugt durch ein simples Buch von ihrem Nachtschrank. Eine Nähe, die schmerzte und doch an Bedeutung zu wachsen schien.
    Er legte die Hand auf den Buchdeckel. Das Glück im Augenwinkel. Erneut fiel ihm der Buchtitel auf, der nicht so recht zu den verzweifelten Worten passen wollte, die er am Tag zuvor gelesen hatte.
    Er schob die Hand zwischen die Seiten und schlug das Buch auf.

    Ich bin gestern zum ersten Mal allein in den Park gegangen. Habe mich zum ersten Mal auf unsere Bank gesetzt. Es hat geregnet. Aber ich war dankbar für den Regen, denn außer mir war niemand dort. Nur ein flüchtig vorbeihetzender Mann im dunklen Mantel, der sich seine Aktentasche über den Kopf hielt. Ein ganz klein wenig hat er mich an dich erinnert und an deine ersten Jahre im Architekturbüro. Wie ehrgeizig du damals warst. So voller Energie. Und ich musste daran denken, wie wenig von dieser Energie am Schluss übrig geblieben war. Der ständige Stress und der Zeitdruck haben dich zermürbt und all deiner Illusionen beraubt. Heute frage ich mich, ob ich es hätte ändern können. Ob ich es hätte ändern müssen. Ich bin mir sogar sicher, dass es meine Pflicht gewesen wäre. Vielleicht wäre dann vieles anders gelaufen. Vielleicht wären die Wege andere gewesen. Aber letztendlich wären wir sie gemeinsam gegangen. Und vermutlich würden wir sie noch immer gemeinsam gehen.
    Ich glaube, dass ich mir eine Erkältung im Regen geholt habe, aber es macht nichts. Im Buchladen interessiert es niemanden, ob ich heiser bin. Die meisten Leute reden eh mit Herrn Volkmann, während ich mich im hinteren Bereich dem Sortieren der Regale widme. Doch in Wahrheit ist jede Tätigkeit nur farblose Kulisse für meine Gedanken. Gedanken, die noch immer, nach all der Zeit, nur um dich kreisen.

    Er schaute auf die Seitenzahl. 139. Waren die Worte gestern nicht noch ganz andere gewesen? Ähnlich in ihrer Tiefe. Ähnlich in ihrem Schmerz. Aber dennoch andere Worte? Farblose Kulisse für meine Gedanken. War nicht jede Tätigkeit in seinem neuen Leben ebenfalls Kulisse? Farblose Kulisse für immer wiederkehrende Gedanken?
    Er schlug das Buch zu und drehte die Flasche neben sich auf. Ein kleines Glas Whiskey vor dem Schlafengehen, das vermutlich eine beruhigendere Wirkung haben würde als aufwühlende Lektüre dieser Art.
    Und überhaupt, er sollte aufhören zu lesen.

    *

    Sie schob den Bleistift in den Anspitzer, drehte ihn einige Male und betrachtete die hölzernen Kringel, die in den Papierkorb neben ihrem Schreibtisch fielen. Nach all den Jahren hatte sie ihre Abneigung gegen Kugelschreiber noch immer nicht abgelegt. Sie mochte den weichen Druck des Bleistifts auf rauhem Papier, liebte es, wie die Worte aus silbergrauen Buchstaben die Seiten füllten.
    Seit Patricks Tod hatte das Schreiben jedoch eine ganz andere Bedeutung angenommen. Kein harmloser Zeitvertreib, keine unschuldigen Kritzeleien. Vielmehr war es zu einer ganz eigenen Form der Trauer geworden. Ein verzweifelter Weg, das letzte bisschen Illusion seiner Anwesenheit am Leben zu erhalten. So absurd es auch war - und so bewusst sie sich diese Tatsache auch immer wieder machte -, für die wenigen Minuten, in denen sie die Briefe an ihn in das Tagebuch schrieb, hatte sie das Gefühl, dass er da war. Dass sie mit ihm sprach und er ihr zuhörte. So wie früher.
    Sie strich mit den Fingern über die letzten Zeilen. Aber in Wahrheit ist jede Tätigkeit nur farblose Kulisse für meine Gedanken. Gedanken, die noch immer, nach all der Zeit, nur um dich kreisen.
    Langsam schloss sie die Augen. Sie hatte im Laufe der letzten Monate das Weinen nahezu gänzlich verlernt. Ein Umstand, für den sie dankbar war. Tränen raubten ihr Kraft. Kraft, die sie brauchte, um der Welt oder zumindest dem, was für sie davon übrig geblieben war, die Stirn zu bieten.

    *

    Ihr Lächeln strahlt wie die Sonne, die sich ihren Weg durch die Äste des Kirschbaumes sucht. Ein paar goldglänzende Strähnen haben sich aus ihrem Zopf gelöst und umspielen ihre geröteten Wangen, während sie sich lächelnd auf die Decke fallen lässt. Grashalme, die an nackten Füßen kitzeln. Ein geöffneter Picknickkorb. Rotwein aus Plastikbechern. Er legt sich neben sie und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Ein Kuss auf den Hals, der ohne Berührung stattzufinden scheint. Und immer wieder dasselbe Lächeln.
    Plötzlich schieben

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