DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)
für immer vorbei war.
Denn trotz allem weiß ich, dass es unmöglich ist. Dass das Leben, wie ich es mit dir geführt habe, niemals wiederkehren wird. Und erneut fand er seine eigenen Empfindungen in Nitas Worten wieder.
Wieder ein Hupen. Diesmal konnte er den Ursprung nicht deuten, erkannte allerdings im selben Augenblick, dass er sein Ziel erreicht hatte. Für einen Moment blieb er stehen, als müsste er sich die Absurdität seiner eigenen Idee ausreden.
Er musterte das rostige Schild über der Eingangstür. Volkmanns Kfz-Meisterwerkstatt. Mit einem kräftigen Kopfschütteln vertrieb er die letzten Zweifel und öffnete die schwere Tür.
Sein erster Blick fiel auf einen unscheinbaren Tresen neben einer offenen Durchgangstür mit der Aufschrift Werkstatt . Dahinter ein Drehstuhl mit einem Überzug aus Lederimitat und ein kahlköpfiger Mann um die Fünfzig, der seinen Blick nur zögernd von seinem Notizbuch löste.
"Tach", begrüßte er ihn brummig.
"Guten Tag", antwortete Simon.
"Reifenwechsel im Moment nur mit Termin", stellte er klar, noch bevor Simon sein Anliegen schildern konnte.
"Ich habe bereits Winterreifen", antwortete er. "Deswegen bin ich auch nicht hier."
"Das müssen Sie entschuldigen. Im Moment gibt's hier kein anderes Thema."
"Schon gut. Das Thema, das mich herführt, ist vielleicht eher ungewöhnlicher Natur, aber ich hätte Sie gerne etwas gefragt."
"Na, dann fragen Sie", antwortete er und klappte das Buch vor sich zu. "Gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Sie wissen schon."
Simon nickte.
"Also?"
"Es geht um Ihren Namen", entfuhr es ihm schließlich.
"Meinen Namen? Wieso? Was ist damit?"
"Sie heißen Volkmann, nicht wahr?" Er deutete auf das eingenähte Namensschild auf seinem Blaumann.
"Ja, irgendwas nicht in Ordnung damit?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Nein, nein. Alles bestens. Ich wollte nur -" Er überlegte kurz. "Ich wollte Sie nur fragen, ob es in Ihrer Familie oder unter Ihren weitläufigen Verwandten vielleicht einen Herrn Volkmann gibt, der in einem Buchladen arbeitet?"
Die Mine des Mannes blieb unverändert, beinahe beängstigend starr. "Wer will das wissen?"
"Ich."
"Und warum?" Er verließ den Tresen und begann, in einem Pappkarton im Wandregal zu wühlen, holte Schrauben heraus, um sie gleich danach wieder hineinzuwerfen und nach der nächsten zu tasten. Ein Ablenkungsmanöver, dessen war sich Simon sicher.
"Ich suche vielmehr den Laden, in dem er arbeitet. Weil dort wiederum eine Frau arbeitet, die ich zu finden hoffe."
Der Mann schob den Karton zurück ins Regal. "Und Sie meinen, ich helfe Ihnen dabei, einen Kerl zu finden, bei dem eine Frau arbeitet, die Sie so wenig kennen, dass Sie bei mir auftauchen müssen, um sie zu finden?"
Die starren Gesichtszüge wichen einem zynischen Lachen. "Eine sehr seltsame Geschichte. So was hab ich ja noch nie gehört."
"Ich weiß. Aber es ist wirklich wichtig, dass ich sie finde. Also, gibt es jemanden in Ihrer Familie, der …"
"Gibt es nicht", fiel er ihm ins Wort und setzte sich zurück an den Tresen. "Tut mir leid. Ich habe nur einen Bruder, und der lebt in Amerika; ansonsten gibt es keinen männlichen Volkmann mehr in meiner Familie."
"Und wenn Sie noch mal ganz genau nachdenken?"
"Hören Sie!" Der Tonfall des Mannes wurde eindringlicher. "Meinen Sie, ich habe vergessen, wie viele Brüder ich habe?"
"Nein. Natürlich nicht, aber …" Simon geriet ins Stocken. Vielleicht hatte er sich das seltsame Verhalten des Mannes auch nur eingebildet. Womöglich fing sein übersensibles Gespür langsam an, in Paranoia überzugehen.
"Moment mal." Der Mann lehnte sich in seinen Stuhl zurück, während er Simon scheinbar zum ersten Mal seit dem Betreten der Werkstatt intensiv musterte. "Ich kenne Sie doch."
Nun war es Simon, dem die Aufmerksamkeit unangenehm wurde.
"Das glaube ich nicht." Und tatsächlich fiel ihm im ersten Moment nicht ein, was er meinen könnte.
"Sie waren doch damals in der Zeitung, sogar im Fernsehen haben sie was darüber gebracht. Wann war das noch? Vor einem Jahr, oder waren es zwei?" Er kratzte sich am Kopf. "Das war doch diese schlimme Sache am …"
"Deswegen bin ich aber nicht hier", unterbrach Simon seine Gedanken, und er spürte sein Herz bis zum Hals schlagen.
"Kann ja sein, aber ich wundere mich nur gerade, dass Sie ausgerechnet in meinem Laden …"
"Offensichtlich können Sie mir wirklich nicht helfen", brach Simon erneut den Satz des Mannes ab. Auch wenn er nicht
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