Buffy - 22 - Spike & Dru
1. Auflage 2001
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Egmont vgs Verlagsgesellschaft mbH
Alle Rechte vorbehalten.
Lektorat: Almuth Behrens
Produktion: Wolfgang Arntz
Umschlaggestaltung: Sens, Köln
Titelfoto: © Twentieth Century Fox Film Corporation 2000
Satz: Kalle Giese, Overath
Druck: Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 3-8025-2843-3
Prolog
New York City, USA
9. März 1940
New York, Zentrum des Universums.
Er stand an der Ecke Sixth Avenue und Thirty-sixth Street und blickte
nach Norden. Die Nacht war längst hereingebrochen, aber die Lichter dieser
außergewöhnlichen Stadt brannten noch immer. Menschen in modischer
Kleidung wimmelten umher, um sich nach dem Ende der Abendshows ins
Nachtleben zu stürzen. Das Jahr 1940 war gerade erst angebrochen, aber die
Depression war schon lange vorbei. Und damit auch die Prohibition. In
Europa überschattete eine dunkle Wolke jede Nation. Der deutsche
Einmarsch in Polen im vergangenen September hatte Frankreich und
Großbritannien dazu veranlasst, Deutschland den Krieg zu erklären, aber
seitdem war in Europa nicht viel passiert. Dennoch war es nur eine Frage
der Zeit. Der Krieg würde kommen. Er warf immer größere, immer
drohendere Schatten über Europa. Aber hier in Amerika begegneten einem
ein Stolz und ein Selbstvertrauen, wie er es noch nirgendwo zuvor erlebt
hatte.
Waren sie schlichtweg ignorant, diese Amerikaner, oder einfach nur
arrogant?
Wie auch immer die Antwort lauten mochte, eine Sache war ihm klar: Mit
seiner überschwänglichen Energie und seinem pulsierenden Leben war
Amerika zum neuen Empire geworden, und keine der europäischen
Nationen – weder Hitler noch seine Gegner – waren sich dessen bewusst.
Während er die vorbeiflanierenden Menschen beobachtete, die Männer
mit ihren gestreiften Anzügen und den Melonen auf dem Kopf, die Frauen in
ihren teuren Kleidern und Mänteln, fragte er sich, ob diese Amerikaner
überhaupt selbst die Veränderungen in der Welt verstanden, zu denen es
gekommen war, seit vor gut zwanzig Jahren der Erste Weltkrieg Europa
verwüstet hatte.
Mit einem Kichern schüttelte er den Kopf. Was sollen wir in Amerika?,
hatte die Liebe seines Lebens gefragt. Er hatte sie zum Fenster geführt und
die Vorhänge zurückgezogen, um ihr die graue Blässe des verängstigten
Londons vor Augen zu führen.
»Schau es dir an, Schätzchen«, hatte er zu ihr gesagt. »Sehen die armen
Schweine dort unten so aus, als hätten sie auch nur ein bisschen Spaß? Sie
sind so ernst und verknöchert, dass ich fast Mitleid mit ihnen habe, bevor sie
Blut lassen müssen. Dann haben doch wenigstens wir ein bisschen Spaß,
einverstanden?«
Das grausame Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, hatte ihn
gründlich betört, und im Licht des wolkenverhangenen Mondes hatte er sich
auf sie geworfen. Sie liebten sich mit wilder Leidenschaft, und sie fügte ihm
Schmerzen zu, indem sie ihm den Rücken mit ihren Klauen zerfetzte. Selbst
jetzt schauderte ihm bei der Erinnerung an diese köstliche Pein.
New York war alles gewesen, was sie sich je erträumt hatten. Partys und
Musik und junge, überschwängliche Debütantinnen voll rotem Leben. Ein
Jägerparadies.
Nur vier Monate später langweilte sie sich.
»Man sollte meinen, dass das ewige Leben einem Mädchen etwas Geduld
beibringt«, flüsterte er in der kühlen Brise vor sich hin, als wäre jemand da,
der die Ironie in seiner Stimme zu schätzen wusste.
Der Wind wurde stärker. Die Ecke, an der er stand, bot keinerlei Schutz,
und er schlug seinen Kragen hoch, um die Kälte abzuwehren. Mit einer
knappen Bewegung zog er den Hut tiefer in die Stirn; früher hatte er einmal
einem grauhaarigen Gentleman gehört, der sich nicht von ihm trennen
wollte. Jetzt befleckten zwei winzige Blutstropfen die Krempe.
In diesem Moment erschien das Objekt seiner Begierde an der
gegenüberliegenden Ecke. Adrienne Montclaire war eine verschlagene
kleine Schlampe mit unschuldigem Blick und dem Herzen einer Mörderin.
Er bewunderte sie dafür, traute ihr aber nicht im Geringsten über den Weg.
Ihre blonden Haare flatterten im Wind und waren viel länger, als es die
modischen Frisuren erlaubten, die derzeit bei der weiblichen Bevölkerung
Manhattans so angesagt waren. Der Wind drückte ihren scharlachroten
Mantel an ihren Körper, der von einer sinnlichen Vitalität war, wie man sie
selten bei ihrer Art fand.
Sie sprühte nur so vor Leben.
Sie ging ein
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