Das Glück reicht immer für zwei
sich auf einmal mit geschmeidigen Locken und in einem farbenfrohen Kleid und lachte und witzelte
mit dem Publikum. Mia hatte ihre Schwester schon lange nicht mehr lachend und scherzend erlebt, und sie fragte sich, ob vielleicht die Arbeit an dem Buch einen Wendepunkt in Britts Leben bedeutete. Aber weit gefehlt. Paula erzählte ihr, dass, sobald die Sendung vorbei gewesen sei, Britt sich geweigert habe, mit den anderen Prominenten gemütlich zusammenzusitzen; unter dem Vorwand, sie sei müde, bestand sie darauf, umgehend nach Hause zu gehen, wo sie sich nicht schnell genug ihres Make-ups und ihrer Locken habe entledigen können. Außerdem habe sie gesagt, dass die Show sie eine riesige Anstrengung gekostet habe und sie hoffe, nie mehr eine solche Erfahrung machen zu müssen.
In Mias Augen war es typisch für Britt, dass ihr ein solch erfolgreicher Auftritt gelang, obwohl sie nicht die geringste Lust darauf verspürt hatte. Wäre sie in Britts Situation gewesen, hätte sie wahrscheinlich kein einziges Wort herausgebracht. Britt hingegen war nahezu in allen Dingen gut, vor allem in jenen, die ihr widerstrebten. Einmal hatte sie zu Mia gesagt, es sei einfach, gut in etwas zu sein, was man gern macht. Gut in Dingen zu sein, die man hasst, sei hingegen eine Herausforderung. (Damals war Mia gerade dabei, ihre Mathehausaufgaben zu erledigen, etwas, was ihr gar nicht gut gelang. Im Gegensatz zu Britt versagte sie bei Aufgaben, die sie hasste.)
Wie auch immer, Britt konnte auch äußerst halsstarrig sein und lehnte, sehr zu Merediths Leidwesen, nach wie vor die meisten PR-Auftritte ab. »Ich kann schließlich mein restliches Leben nicht damit verbringen, anderen Frauen zu erzählen, wie sie den richtigen Mann finden«, sagte sie zu ihrer Entschuldigung. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemandem auffällt, dass ich selbst keinen habe, und man mir Fragen stellt, auf die ich keine Antworten habe.«
Und so hatte Britt nur nach langem Drängen dieser Kreuzfahrt zugestimmt. Für Mia ein zusätzlicher Ansporn, um der von Meredith übernommenen Rolle gerecht zu werden. Damit Britts Auftritt
auf der Aphrodite ein voller Erfolg wurde, musste sie sich angewöhnen, in ihrer Schwester eine erfolgreiche Autorin zu sehen und nicht mehr die irritierende ältere Schwester, die sie bis dato für sie gewesen war. Doch Mia war keineswegs überzeugt davon, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr gelangte sie zu dem Schluss, dass ihre Bereitschaft, in Merediths Louboutin-High-Heels zu schlüpfen, eine ziemlich schlechte Idee gewesen war.
Auch wenn sie sich längst damit abgefunden hatte, dass Britt alles gelang, was sie anpackte, hatte sich Mia darauf verlegt, ihre ältere Schwester in ihre Schranken zu weisen, statt sich ihr zu fügen. Als sie klein waren, hatte sie Spinnen in Britts Bett getan oder ihre Schulbücher versteckt, und später als Teenager hatte sie den letzten Rest ihres Parfums versprüht, nur um sie in Rage zu versetzen. Sie provozierte Britt bei jeder Gelegenheit, und sei es nur, um sie aus ihrer selbstgefälligen Art herauszureißen, mit der sie ihre hervorragenden Schulnoten hinnahm oder die Tatsache, der Liebling der Lehrer zu sein.
Als kleines Mädchen war Mia felsenfest davon überzeugt gewesen, adoptiert worden zu sein. Sie konnte einfach nicht glauben, mit jemandem blutsverwandt zu sein, der so überaus erfolgreich war wie Britt. Und noch dazu blond und blauäugig und mit einem Schmollmund gesegnet war. Es erschien ihr unmöglich, dass dieselben Menschen, die beim ersten Mal eine solch wunderbare Tochter in die Welt gesetzt hatten, beim zweiten Mal so kläglich versagt haben sollten. Umso wahrscheinlicher erschien es ihr daher, dass Paula und Gerry sie adoptierten, nachdem ihre leibliche Mutter sie als Baby weggegeben hatte. Als Teenager bildete sich Mia ein, dass sie die Tochter einer (leicht molligen) russischen Prinzessin war, deren Familie während der Russischen Revolution hatte fliehen müssen und in Not geraten war, sodass sie sich schweren Herzens entschlossen hatte, sich von ihren Kindern zu trennen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Mia
brauchte lange, um die Echtheit ihrer Geburtsurkunde anzuerkennen und sich mit der Tatsache abzufinden, dass sie tatsächlich Paulas und Gerrys leibliches Kind war. (Nie hatte sie ihnen indes verziehen, dass sie die nicht ganz so vorteilhaften Gene ihr und nicht Britt vermacht hatten.)
Britt indes war völlig
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