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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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    In dem Moment, als Isabelle den Mann zur Tür im Eingangsbereich hereinkommen sah, ergriff sie ein so heftiges und verwirrendes Gefühl des Déjà-vu und des Wiedererkennens, dass ihr der Atem stockte und ihr Herz ein paar Schläge aussetzte. Ihr wurde schwindelig, ihr Blick trübte sich, der Boden des Restaurants schwankte unter ihren Füßen wie das Deck eines Schiffes, und sekundenlang hörte sie nur ferne Echos statt der gewohnten Geräusche von Löffeln in Tassen, Stimmen in der Küche und gedämpfter Musik.
    Irgendwo schlug eine Tür zu, und schon war es wieder vorbei.
    Der Mann war einfach nur ein Gast. Er sah weder wie ein Filmstar aus noch wie ihr Lieblingsprinz. Er ähnelte überhaupt niemandem, den sie kannte. Er war einer von Hunderten, die hier täglich kamen und gingen.
    Vielleicht lag es an seinem Blick.
    An dieser Stelle blieben zwar alle Eintretenden kurz stehen, um zu schauen, wo noch ein Tisch frei war, und um zu überlegen, ob sie vor der großen Fensterfront in der Sonne oder an der Zwischenwand im Schatten Platz nehmen wollten, doch Isabelle hatte den Eindruck, dass dieser Mann schnell und unauffällig die Umgebung und die Menschen überprüfte, dass er dies gewohnheitsmäßig tat und ihm nur wenig entging. Sie bemerkte, wie auch sie einer Prüfung unterzogen wurde. Der Schwindel blieb diesmal aus, als sie seinen Blick erneut auf sich gerichtet spürte, stattdessen stieg nun die sichere und reichlich beklemmende Gewissheit in ihr auf, dass dieser Mann ihr Leben verändern würde.
    Ihr Verstand sagte ihr, dass das kompletter Unsinn war. Sie hatte nichts mit ihm zu tun. Sie war eine Kellnerin, zu jung für eine mysteriöse Vergangenheit und zu durchschnittlich für ungewöhnliche Ereignisse, übernatürliche Wahrnehmungen und einschlagende Blitze. Isabelle holte tief Luft, wodurch ihr Lächeln ein bisschen später auf ihrem Gesicht erschien als sonst.
    Der Mann erwiderte es mit einem flüchtigen Nicken und kam auf sie zu. Am Zeitungstisch blieb er stehen, wählte aus den Tageszeitungen eine Volkskrant, bestellte beiläufig Kaffee und schlenderte mit der Zeitung hinüber zu der Seite mit Blick auf die Weiden.
    Auch das überraschte sie, denn fast alle Besucher zogen die von Isabelle und ihren Kollegen so genannte »Straßenseite« vor, den rechten, größeren Teil des Restaurants mit einer spektakulären Aussicht auf die Autobahn und den dichten Verkehr über die neue Brücke.
    Zehn Uhr morgens war meistens die ruhigste Zeit des Tages, und auf der »Straßenseite« waren nur zwei Tische besetzt. An dem einen saßen drei Damen, die nacheinander eingetroffen waren, was darauf schließen ließ, dass sie sich wohl hier verabredet hatten, um gleich zusammen in einem Auto nach Den Bosch zum Einkaufen zu fahren. Am anderen Tisch saß ein magerer, ungefähr vierzig Jahre alter Vertreter oder Buchhalter bei seiner dritten Tasse Kaffee und seiner ungefähr zehnten Zigarette, drei aufgeschlagene Klemmordner mit festen schwarzen Einbänden vor sich. Er tippte nervös auf einem Taschenrechner herum, schrieb Zahlen auf und strich sie wieder durch.
    Auf der Seite mit Blick auf die Weiden saß niemand, außer dem Mann.
    Er blickte von seiner Zeitung auf, als sie mit dem Kaffee zu ihm kam, und wieder hatte sie das Gefühl, als würde sie einer Prüfung unterzogen und als registrierten seine wachsamen Augen einfach alles, sogar die Tatsache, dass sie das linke Bein ein klein wenig nachzog, was sonst nie jemandem auffiel, vor allem nicht morgens früh, wenn sie von der Arbeit noch kein bisschen müde war.
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und dann lächelte der Mann, als wollte er sich entschuldigen. Ohne diese Wachsamkeit, die ihnen eine gewisse Kühle verlieh, blickten seine Augen freundlich. Er schob höflich die Zeitung beiseite und rutschte auf seinem Stuhl ein Stück zurück, um ihr Platz zu machen, damit sie das Tablett mit dem Kaffee abstellen konnte. Bei dieser Bewegung fiel ihr eine Narbe auf seinem linken Handrücken auf, ein kleiner Kreis verheilten Gewebes, als habe er sich irgendwann einmal an der Spitze eines glühenden Stabes verbrannt, etwa in einer Schmiede.
    Aber der Mann sah nicht aus wie ein Schmied – er trug einen blauen Maßanzug, dazu ein etwas dunkleres Seidenhemd, goldene Manschettenknöpfe und einen teuren Schlips mit einer goldenen Krawattennadel. Er hatte wunderschöne Hände, trotz der Narbe, mit langen Fingern, die an die eines Pianisten erinnerten.
    Wenn nicht viel

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