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Das Glück wartet in Virgin River

Das Glück wartet in Virgin River

Titel: Das Glück wartet in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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erwiderte Clay brummend und stellte das Pferd in seine Box. „Gut möglich, dass ich dich die ganze Nacht über mit dem Sattel hier stehen lasse, du undankbares Biest.“
    Streak hob den Kopf und schüttelte ihn. Fast sah es aus, als würde er lächeln. Sieh an, sieh an, dachte Lilly, hat er nicht die größten Zähne? Ihr eigenes Lächeln verbarg sie hinter vorgehaltener Hand.
    „Entschuldigt mich bitte“, sagte Clay. „Bin gleich wieder zurück.“ Und damit verließ er den Stall.
    „Mich müssen Sie dann auch mal kurz entschuldigen“, meinte Gabe, als er fort war. „Ich will ihm etwas Eis besorgen. Er wird jetzt duschen und sich die Stellen ein Weilchen kühlen, anschließend wird er Streak den Sattel abnehmen und alles wieder geradebiegen. Aber Streak muss ein wenig Reue zeigen.“
    „Reue?“
    „Hm-mhm. Und das wird er auch tun, wenn ihm erst mal eine halbe Stunde lang das Fell gejuckt hat, weil er abkühlt, ohne abgebürstet worden zu sein. Und er wird sich ärgern, dass er den Sattel nicht loswird.“
    „Wie wird er denn seine Reue zeigen?“
    „Sehr subtil, aber mein Dad weiß, was er denkt. Und Streak weiß, was mein Dad denkt. Und ich garantiere Ihnen, dass Streak den ganzen Weg von der Stelle, wo er ihn abgeworfen hat, bis hierher gehört hat, was mein Dad denkt. Ich kann Gott nur jeden einzelnen Tag in meinem Leben dafür danken, dass ich Dad bloß höre, wenn er spricht . Bin gleich …“
    „Lass mich ihm das Eis holen“, unterbrach sie ihn. „Wo kann ich es finden?“
    „Beim Doc im OP, im Gefrierschrank. Ähem, Sie müssen aber laut brüllen. Dad könnte … Sie verstehen … nicht angezogen sein.“
    „Ich werde brüllen“, versprach sie und machte sich schnell auf den Weg, bevor Gabe es ihr wieder ausreden konnte.
    Er kann also … die Gedanken der Pferde lesen! Das hatte sie sich doch gedacht. Nicht etwa, weil er versucht hätte, sie damit zu beeindrucken, sondern weil er sie gefragt hatte, ob es ihr genauso ging. Hören konnte sie sie zwar nicht, aber bei ihr stellte sich oft ein Sinn ein, der ihr verriet, was mit ihnen los war … wenn sie mental oder emotional gestört waren. Manchmal glaubte Lilly, sie zu fühlen. Aber sie war sich nie sicher, ob das stimmte.
    Sie holte das Eis, ging zu Clays Unterkunft und klopfte an die Tür, erhielt jedoch keine Antwort. Also machte sie die Tür auf, senkte den Blick und rief: „Clay?“ Wieder keine Antwort. „Ich komme jetzt rein“, verkündete sie dem Rauschen des Wassers. Keine Antwort. Schließlich klopfte sie vor dem Badezimmer an den Türrahmen. „Clay?“
    „Was ist?“, rief er unglücklich.
    „Ich habe Eis hier. Wickel dir ein Handtuch um. Ich mache die Augen zu, bis du etwas gefunden hast, was du dir überwerfen kannst.“
    „Lass das Eis hier und geh wieder!“, rief er aus der Dusche.
    Sie lachte. Der Sprung vom Rücken eines jungen Hengstes trug nicht sonderlich dazu bei, seine Stimmung zu heben. „Ich bleibe, also versuche lieber nicht, uns beide in Verlegenheit zu bringen. Lass mich nur mal einen Blick auf deine Hand und deine Wange werfen. Das muss dich ja völlig unvorbereitet getroffen haben.“ Und wieder brauchte sie ihre Hand, um ein Lachen zurückzuhalten.
    „ Geh endlich!“
    „Nö, ich bleibe.“
    Schließlich wurde das Duschwasser abgedreht, und Lilly richtete den Blick auf den Boden. Sie hörte die angelehnte Badezimmertür quietschen, eine Schublade, die herausgezogen wurde, und schließlich die Worte: „Du kannst die Augen wieder aufmachen.“
    Das klang nicht wirklich freundlich, also hob sie den Blick nur langsam und vorsichtig und richtete ihn auf eine sichere Stelle – seine Augen. „Also Gabe hat mir erzählt … du sprichst mit den Pferden. Und sie sprechen mit dir.“
    „Nicht immer. Es wäre nett gewesen, wenn Streak mir gesagt hätte, ‚Ich werfe dich gleich ab‘.“
    Sie lachte, ließ den Blick ein wenig tiefer schweifen und hätte fast erleichtert aufgeseufzt, als sie auf seine Jogginghose stieß. Aber dieser Seufzer blieb ihr im Hals stecken, als sie sich bewusst wurde, dass er noch kein Hemd trug … und wie eine Statue gebaut war. Groß, durchtrainiert, breite, muskulöse Schultern, Tattoos an beiden Oberarmen. Das lange feuchte Haar fiel ihm in welligen Strähnen bis zur Taille. Es reichte, um ihr eine Heidenangst einzujagen. Gabe war hübsch, aber Clay war ein atemberaubender Berg von Mann. Nichts, was sie in ihrem ganzen Leben schon einmal gesehen hätte. Also blickte sie lieber

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