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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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einkaufen«, sagte der oberste Küchensklave, der eben ein Lamm zerlegte. Er fuhr sich mit der Spitze des blutigen Messers über die Stirn, um sich zu kratzen. »Und er hat gesagt, falls du vorbeikommst, soll ich dir sagen, daß alles beglichen ist.«
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Der nächste Weg führte Bomilkar zu den Amtsstuben des Richters Budun. Dessen Schreiber, Hannibal, fing ihn schon auf dem Gang ab, wo er mit etlichen Rollen unter dem Arm zu einem anderen Raum unterwegs schien.
    »Dich will er nicht sehen«, sagte er. »Nicht jetzt, und auch nicht in den nächsten Tagen.«
    Bomilkar nickte. »Kann ich mir denken; ich muß aber mit ihm reden. Und ihm diesen Beutel geben.«
    Hannibal grinste. »Von einem Beutel weiß ich nichts, nur von sechshundert shiqlu .«
    »Die sind da drin.«
    »Ah, dann soll ich dir sagen, sie sind verfallen.«
    »Verfallen?«

    »Ja. Verfallen, unerwünscht, überzählig. Es gibt, sagt Budun, keinen feststellbaren amtlichen Vorgang über sie, also gibt es sie nicht. Und Geld anzunehmen, das es nicht gibt, käme ihm sinnlos vor.«
    »Dann will ich ein wenig über die Sinnlosigkeit des Nichtseins von Münzchimären nachdenken.«
    »Tu das. Tu es gründlich. Und wenn ich dir dabei helfen kann…« Er lachte und ging zu einer Tür.
     
    Der Stadtpalast Hannos des Großen am Fuß des Byrsahangs war bewacht wie eine Festung. Zwei Wächter ließen Bomilkar ein, übergaben ihn einem dritten, der ihn durch einen prächtigen Garten zum Haupthaus führte, wo ein vierter – alle waren bewaffnet – ihn nach kurzer Beratung mit einem Hausdiener treppauf führte.
    An diesem Tag trug Hanno ein anderes Seidengewand. Es war blau, mit roten Rändern und breiten roten Unterteilungen; auf den blauen Feldern dazwischen waren furchterregende Drachen zu sehen, die zu fauchen und zu kämpfen schienen, wenn Hanno sich bewegte.
    Ausgestreckt auf einer weichen, gepolsterten Liege las er in verschiedenen Rollen; neben ihm, auf dem Boden, mit einem tragbaren kleinen Pult, hockte ein Schreiber, dem er nun mit einer Handbewegung bedeutete, er solle den Raum verlassen. Das Zimmer war voll teurer Düfte, und Bomilkar bildete sich ein, salziges Wasser zu riechen.
    »Der Herr der Wächter.« Hanno stützte sich auf den linken Ellenbogen und hob die rechte Hand als Gruß. »Wie aufmerksam, meiner Einladung so bald zu folgen. Setz dich. Einen Trunk?«
    »Nein, danke, Rab Hanno. Es ist zu früh für Wein, und nach bloßer Flüssigkeit verlangt mich nicht.«
    Hanno musterte ihn mit einem zweideutigen Lächeln. »Wie ich hörte, gab es noch ein wenig Durcheinander.«
    »Es ist beendet. Titus Laetilius entbietet Grüße …«

    »… und ist abgereist; ich weiß. Von dem, was in der Stadt geschieht, entgeht mir kaum etwas.»
    »So sagt man.«
    »Ah, sagt man das?« Er hob eine Braue. »Gut, wenn man es sagt. Besser, wenn man es nicht vergißt.«
    »Ich werde mich hüten, es zu vergessen, Herr. Was willst du hören?«
    »Die ganze Geschichte.« Hanno schloß die Augen und ließ sich auf die Liege sinken. »Ohne zuvorkommende Umschreibungen.«
    »Es könnte sein, daß dir einige Teile mißfallen.«
    »Ich versichere dir, daß ich mein Mißfallen zügeln und keinesfalls auf dich wenden werde. Du besuchst mich an einem Tag, da mein Gemüt und meine Leber in behaglichem Frieden verweilen. An solchen Tagen wird mich nichts anfechten.«
    Bomilkar lächelte grimmig und begann, faßte sich zunächst kurz, da er Lavinius und den Prägestock bereits in Magos Schänke allzu ausgiebig erörtert zu haben meinte. Er schilderte, wie der Römer auf dem Landgut den Schreiber Hamilkar traf, diesen (vermutlich) in der Stadt besuchte oder sich von ihm sogar herumführen ließ. Der Schreiber, leidenschaftlicher Spieler und Wetter und immer in Geldnot, witterte die Möglichkeiten, den Prägestock zur Ausmünzung eigenen Wohlstands zu nutzen; gleichzeitig sah er sehr klar, daß dieses Spiel für ihn zu groß war. Hiyarbal, der Alten (zu denen des Schreibers Meister Arish gehörte) bevorzugter Bankherr, war die offensichtliche Folgerung.
    »Er nimmt Fühlung zu Hiyarbal auf, vielleicht mit Arishs Hilfe, denn der Bankherr wird nicht viel Zeit für einen bloßen Schreiber haben. Sie beraten, hecken den Plan aus, treffen erste Vorbereitungen. Arish war vermutlich beteiligt. Als Lavinius den Prägestock nicht verkaufen will, bringt Hamilkar ihn um.«
    Hanno verzog keine Miene. »Weiter.«

    »Am Abend des Mordes wollte Hamilkar ohnehin

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