Die Rumplhanni
Es ist um den Abend des Tags, da man schreibt den fünften August eintausendneunhundertvierzehn. Die Sonn geht langsam hinter den alten Zwiebelturm der Kirche zu Öd, scheint noch eine Zeitlang auf die Bergwände da hinten, weit hinter Höhenrain und Kirchdorf, daß sie flimmern und brennen, und verschwindet dann gemach hinter den Wäldern vor Frauenreuth. Aus der Hufschmiede, die an der Straße gegen Ostermünchen steht, dringt noch beißender Rauch. Der alte Hufschmied schlägt fluchend und kreistend dem feisten Bräundl des Reiserbauern von Vogelried das letzte Eisen an den Huf; sein Gsell, der Pauli, löscht singend und pfeifend die Glut der Feuerung, und der Lehrbub räumt verdrossen die Werkzeuge auf.
»Soo!« sagt endlich der Schmied und strafft seinen Rücken zur Höh; »Herrvergeltsgood, dees hätt' ma wieder! – Jetz schaug nur, Reiser, daß er guat hintrekimmt auf Frankreich, dei Häuter!« Der Reiser verzieht das Gesicht zu einem halben Lächeln.
»Werd scho umifindn!« meint er dann und weist den Gaul gemächlich aus der Schmiede; »und jetz sag i dir halt no an scheen Dank und guat Nacht!«
»Es is scho recht!« sagt der Schmied und hängt sein Schurzfell an den Haken hinterm Tor; »guate Nacht aa!«
»I laß dein Kaschba a guats Hoamkemma wünschen, sagst!« – »I dank dir, Reiser.« – »Und an Franzl aa, balst eahm schreibst!« – »Der is scho dahi – anorts – gega Frankreich, moanet i.«
»Aha.« Der Reiser gibt seinem Bräundl einen Tatsch mit der flachen Hand und ruft: »Hüa, Alter! Zua, sag i. Mit dir geht's morgn aa dahi!« Und lenkt ihn in einem leichten Trab heimzu, indes der Schmied in die Werkstatt ruft: »Alsdann, Pauli, Bua, – Feiramd macha! – Für heunt glangts!« Worauf er zum Brunnen geht und sich wäscht.
»Feiramd! Daß 's Gott gsegn!« sagt der Pauli und reckt sich; »Kreizsakra, heunt hätt' i 'hn bald gspürt, mein Buckl! Zwoaradreißg ham mir heunt beschlagn!« – »Ah was!« brummt der Lehrbub; »dees is ja koa Arbat nimmer! Dees is ja a Schinderei!« Damit schließt er die Torflügel der Schmiede und schiebt die eiserne Sperrstange vor.
»Unsern Kaschba ham mir scho gspürt, heunt«, sagt am Brunnen der Schmied mit einem Seufzer; »der is uns scho recht abgangen! – San halt do zwee Arm weniger gwen!« Worauf er sich gegen das Wirtshaus drüben bei der Kirche wendet.
»Ja, dees is mir aa so vürkemma heunt«, murmelt der Pauli, indem er sich prustend seift und wäscht; »den ham mir freili gspürt, an Kaschba. – Ja, ja, heunt nacht geht's dahi damit; da muaß er fahrn.« Der Lehrbub zieht die Arme aus dem Hemd und pumpt sich einen Strahl Wasser über Hals und Kopf. »Der Wirtsjackl fahrt aa heunt nacht!« schreit er dazu laut und schüttelt sich das Wasser aus den Ohren; »und der Hausersimmerl aa; und der Knecht vom Wirt, und der Fritzl vom Staudnschneider aa.« – »Ja«, sagt der Pauli und wischt sich die Händ an den Hemdärmeln trocken; »i glaab, dreizehne san eahna von Öd und Voglried; i wollt, i waar der vierzehnt! Die ganz Arbat ko mi jetz bald gern habn!« Und geht gleich dem Schmied zum Wirt, dem Ödenhuber. –
Ist eine gute Einkehr, dem Ödenhuber seine Wirtschaft; ein saubers, geräumiges Haus, reinlich inwendig und auswendig, mit frischem Bier und gutem Koch, einer Metzgerei dabei und einem großen Höft mit feistem Vieh und reichen Stadeln. Dazu der Mathias Ödenhuber als Wirt; ein aufrechter Fünfziger, der gleich seinen Vorderen sich beizeiten eine riegelsame und werktätige Hausfrau genommen hat und nun seit zwanzig Jahren mit ihr, einer reichen Posthalterstochter aus dem Ebersberger Gau, die Wirtschaft samt dem Hofgut rechtschaffen hält und führt, dabei ihnen ihre beiden Kinder, der Jackl und die Leni, gutding dazu helfen. – Grad steht der Ödenhuber unter der breiten Haustür mit dem buntverglasten Oberlicht, als sich der Hufschmied in den kleinen Wirtsgarten mit den drei alten Kastanienbäumen und den zwei wurmstichigen Tischen setzt, auf denen ein grünlicher, moosiger Reif wuchert und darauf Ameisen und Fliegen geschäftig hin und her laufen.
»Grüaß di Good, Schmied!« sagt der Wirt. – »Grüaß di Good aa.« – »Kriagst a Maß?« – »A Maß bringst ma, ja.« – »Resl, der Schmied kriagt a Maß!« Der Wirt ruft's ins Haus, und die Schenkkellnerin läuft mit dem Krug. Der Ödenhuber setzt sich zum Schmied. »Hast Feiramd gmacht?« – »Jaa. – Waar mir a so bald liaber, es wurd für ganz Feiramd!« Die Resl
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