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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Fall, nicht verschwindet; dann werde ich mich nicht an die heutigen Abmachungen erinnern können.«
    Hanno wies zur Tür. »Geh, Herr der Wächter. Heute ist heute. Morgen werden wir beide nichts mehr wissen.«
    In der Tür drehte Bomilkar sich noch einmal um. »Warum
hast du Hamilkar beauftragt, mir den Beutel, der von dir stammt, zuzuspielen, samt einem Zettel mit deinem Namen, und hinterher alles geleugnet?«
    »Wenn ich dies getan hätte«, sagte Hanno mit einem flüchtigen Lächeln, »dann zweifellos nur, um alle zu verwirren.«
    »Und wenn ich den Beutel annähme, wäre ich erpreßbar, nicht wahr? Du könntest dich erinnern.«
    »Traust du mir derlei schäbige Kleinigkeiten zu?« Hanno klang keineswegs empört, eher gelangweilt.
    »Nein, edler Hanno. Aber es ist besser, allen Versuchungen auszuweichen, außer jenen, die man liebt.« Er steckte den Beutel ein, der die hundert shiqlu für Aspasia enthielt; dabei zog er den anderen, schwereren aus der Tasche und legte ihn auf ein Rollengestell neben der Tür.
     
    Er fühlte sich wie nach einem langen Lauf. Oder einem Kampf. Und er hoffte, nie wieder mit dem mächtigsten Mann der Stadt die Klingen kreuzen zu müssen. Ehe er zurück zur Agora ging, stieg er zur halben Höhe des Byrsahügels hinauf und setzte sich auf die Stufen des Reshef-Tempels, lehnte den Kopf an eine Säule, schloß die Augen.
    Später begab er sich noch einmal zu den Amtsstuben des Richters Budun; dort erfuhr er, Hiyarbal habe an diesem Morgen ein Geschenk erhalten, einen besonders üppig duftenden Fleischkuchen. Etwas darin müsse verdorben gewesen sein; er sei unter Krämpfen, mit Schaum vor dem Mund, zusammengebrochen und werde den Tag wohl nicht überleben.
    »Und noch eines«, sagte der Schreiber des Richters. »Es wird dich überraschen. Budun, dieser Born der Gesetzestreue, hat die Anweisung gegeben, das echte Silber aus Sikka der Sandbank zu übergeben, die dafür alle Schuldeintragungen löschen wird.«
    »Ich weiß nicht, ob Hanno das zu schätzen weiß«, sagte Bomilkar. Dann kicherte er. »Habe ich dich nicht schon einmal gebeten, Budun von meiner Hochachtung zu berichten?«
    »Er will von dir nichts hören.«

    Schreibarbeiten, Kleinigkeiten, Gespräche hielten ihn in den Diensträumen der Wächter fest bis kurz vor Sonnenuntergang. Als er Aspasias Werkstatt erreichte, war sie bereits verschlossen.
    Bomilkar ging zum Innenhof des Wohnblocks, stieg die Treppe hinauf und sah, daß die Wohnung nicht versperrt war. Aus dem Vorraum rief er leise Aspasias Namen.
    »Hier.«
    Er folgte der Stimme in den Waschraum. Aspasia hatte sich nach der Arbeit gereinigt; nackt stand sie vor der spiegelnden Silberplatte, die an der Wand angebracht war, und verteilte duftende Salben und Öl auf der Haut.
    Bomilkar hob den Beutel hoch. »Von Hanno.«
    »Hat er die vierzig shiqlu bezahlt?«
    Er lächelte. »Rab Hanno hat nicht gezetert, als ich deinen Preis verdoppelt habe, und er hat mir diesen Beutel gegeben, der hundert enthält.«
    Aspasia quiekte leise. »Hundert shiqlu ! Hat ihm der Schmuck so sehr gefallen – oder liebt er dich?«
    »Ich möchte nicht von ihm geliebt werden.«
    »Verständlich. Weißt du was? Ich habe Hunger; soll ich uns einladen? In Magos Schänke?«
    »Wir sprachen eben von Liebe.« Bomilkar trat zu ihr und legte beide Hände an ihre Hüften. »Vorher oder hinterher?«
    »Hinterher sind wir träge.« Sie lachte, küßte ihn auf die Nase und legte die Hand vorn auf seinen kitun , ohne fest zuzupacken. »Ah. Dein Phoinix will fliegen?«
    Er ließ die Rechte von der Hüfte abwärts gleiten. »Fliegen, ja«, murmelte er. »Zu einem Traumbusch, in Tanits warme Pforte.«
    »Ich wüßte einen neuen Namen dafür«, sagte sie, als er sich auszuziehen begann.
    »Wofür? Tanits Pforte?«
    »Bomilkars Garten.«

ANHANG
    Z um Hintergrund: Die Geschichte spielt 230 v. Chr., d. h. zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Punischen Kriegs (264-241 v. Chr.); wer mehr wissen möchte, sei auf Nachschlagewerke verwiesen. Teile des historischen wie des fiktiven Personals finden sich auch im Roman Hannibal (Heyne TB 8628). Für spezielle Auskünfte zu im vorliegenden Roman behandelten Problemen konsultiere man, falls greifbar, vor allem folgende Werke:
    Werner Huß, Geschichte der Karthager , München, C. H. Beck, 1985 f.
    Michael Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt , Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1955/84
    Edward E. Cohen, Athenian Economy &

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