Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Moni, meinen Bembel, wann kann ich den abholen?“
„Huch, hab ich in all der Hektik ganz vergessen. Komm morgenNachmittag einfach vorbei. Brauchst auch nix zahlen. Nicht dass du mich wesche deiner kaputten Hose noch verklagst.“
Kein Wölkchen trübte den Himmel, als Herr Schweitzer seinen Morgenkaffee genoss. Sein störrisches graues Haar strebte nach allen Himmelsrichtungen. Einen Blick in den Spiegel hatte er noch nicht riskiert.
Bei der dritten Tasse kam seine Liebste, Maria von der Heide, vom Brötchenholen zurück. „Oh, sieh an, sieh an. Ich dachte schon, deine Schlafkrankheit sei wieder ausgebrochen.“
Schlafkrankheit? Eine derartige Diagnose nach lediglich zehn Stunden im Bett? Herr Schweitzer sah das etwas anders, schließlich war das Wort Schlaf mit Schönheitsschlaf positiv besetzt. Von wegen Krankheit. „Ich schlafe nicht immer, wenn ich im Bett liege. Das sieht nur so aus. Oft denke ich auch mit geschlossenen Augen.“
„Klar … daran, wer dich jetzt zu deiner Hängematte trägt.“
„Nix da“, verteidigte er sich. „Unten haben sie einen Schrumpfkopf gefunden und ich muss rauskriegen, wer das ist.“
„Schrumpfkopf? In Sachsenhausen? Bei dir ist wohl eher der Inhalt vom Kopf geschrumpft. Oder mischen die jetzt halluzinogenes Pilzpulver in den Ebbelwoi?“
„Wenn ich’s dir doch sage, Schatz. In Bembel-Monis Brennofen. Ich schwöre. Außerdem war ich sozusagen live vor Ort.“
„Na dann. Was ist übrigens mit deiner Jeans los? Und kämmen könntest du dich auch mal wieder.“
Irgendwie wurde Herr Schweitzer das Gefühl nicht los, nicht ernst genommen zu werden. Trotzdem strich er sich seine Haare glatt. „Und meine Jeans hat auch was mit dem Verbrechen zu tun. Die Moni hat mich nämlich umgerannt, nachdem sie einen abgetrennten Finger gefunden hatte.“
Maria legte den Kopf schief und musterte ihn ausgiebig.
„Echt? Ein Schrumpfkopf?“, fragte sie, nachdem für sie feststand, ihr Freund habe gerade mal keine Flausen im Kopf.
Na also, geht doch. Herr Schweitzer nickte bedeutungsschwanger. „Exakt. Und Fernsehen war auch da.“
„Und du sollst der Kripo mal wieder zeigen, wie man solch einen Fall richtig anpackt?!“
„Na ja, ausdrücklich nicht, vielleicht. Aber Moni und Adam sind ja gute Bekannte. Und da kann man sich ja wohl ein bisschen … umhorche. Außerdem …“
„Was?“
„So ein Schrumpfkopf ist doch eine interessante Sache. Meines Wissens der erste derartige Fund in Sachsenhausen.“
„Dir ist langweilig, stimmt’s? Wundert mich nicht. Hab mich schon gefragt, wann du mit deiner Hängematte zusammenwächst. Und jetzt deck gefälligst den Tisch, ich hab Hunger.“
Oberkommissar Schmidt-Schmitt mischt mit
Von null auf hundert ist schwierig. Nach Tagen innigen Zusammengehörigkeitsgefühls seitens Herrn Schweitzer und seiner Hängematte, befand er nun, ein bisschen Bewegung könne nicht schaden. Zumal damit zu rechnen war, der Fall könne einen toppfitten Sachsenhäuser Detektiv benötigen. Ergo entsagte er dem 36er Bus und machte sich zu Fuß ins Dorf runter. Augenscheinlich war es mit Herrn Schweitzers Kondition nicht zum Besten bestellt, denn schon bei der Binding-Brauerei kam er ins Schwitzen, obwohl es ständig nur bergab ging. Wie sollte das erst in die andere Richtung aussehen? Das bisschen Arrhythmie konnte man dagegen vernachlässigen, es war normal für sein Alter. Okay, das Thermometer hatte sich zu seiner Entschuldigung bei rekordverdächtigen 36 Grad eingependelt, da konnte es mit dem Sauerstoffgehalt der Luft schon mal ein bisschen eng werden.
Zur vollen Stunde schlug Herr Schweitzer im Bembelparadies auf. Das Absperrband war weg, der Laden aber noch nicht wieder in Betrieb. Adam stand davor und rauchte.
„Gude wie, Adam. Ist die Moni auch da?“
„Drinnen. Die kratzen noch den Ofen komplett aus, danach können wir wieder öffnen. Der Schmidt-Schmitt war vorhin übrigens auch hier. Sieht so aus, als gehöre er zum Ermittlungsteam.“
„Und, was Neues?“
„Ja, keine Einbruchsspuren.“
Herr Schweitzer: „Das heißt …“
„Ich war’s net und Moni auch net, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“
„Lass mal lieber. Du weißt doch inzwischen, wie unappetitlich geschrumpeltes Fleisch aussieht.“
Erschrocken betrachtete Adam seine rechte Hand. „Ach Quatsch, wen sollten wir schon entsorgen? Außerdem kannste davon ausgehen, dass die Moni und ich das richtig gemacht hätten. Und die Polizei hätten wir dann wohl auch nicht
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