Das große Buch der Lebenskunst
mit ihm in Berührung kommst, kannst du in Freiheit deinen eigenen Weg gehen.
Nicht immer zeigen wir unser wahres Gesicht, wir kennen es oft nicht einmal. Dabei ist gerade dies unsere Lebensaufgabe: Entdecke dein wahres Gesicht!
Mach dich frei von allen krankmachenden Bildern, die du je in deiner Lebensgeschichte erfahren hast, von falschen Selbstbildern und von kranken
Gottesbildern. Wenn du durch Jesu Antlitz dein ursprüngliches Gesicht erkennst, dann wird durch dich eine heilende Wirkung auf deine Umgebung
ausstrahlen. Lerne in jedem Menschen das Antlitz Jesu zu entdecken. Wer das Antlitz Jesu in einem Menschen sieht, der hilft ihm, frei zu werden von den
Bildern, die ihm übergestülpt wurden und die sein wahres Wesen verstellen. Versuche, die Menschen in Berührung zu bringen mit ihrem unverfälschten Bild
und sie so zu ihrem wahren Selbst zu führen.
Hör auf die Träume
I n den Träumen spricht Gott zu mir, er weist mich auf die eigene Wahrheit hin, auf Seiten in mir, die ich
verdrängt habe. Und er zeigt mir immer wieder den Weg, den ich gehen muss. In den Träumen gibt mir Gott Weisung für meinen Weg. Und er verlangt meinen
Gehorsam seinen Weisungen gegenüber. Er zeigt uns, wie wir uns entscheiden sollen, und hilft uns so, eine Orientierung in unserem Leben zu finden. In der
klaren Weisung liegt etwas Befreiendes, Eindeutiges. Der Traum ist keine Gedankenspielerei, sondern er geht uns unbedingt an. Er hat Auswirkungen auf
unser Tun, er verwirklicht sich in konkreten Taten in dieser Welt, ja er bestimmt wichtige historische Entscheidungen und Entwicklungen. Er setzt ein
Geschehen in Gang, das Folgen hat. Es gibt Träume, in denen ich mit der eigenen Wahrheit konfrontiert werde, aber manchmal sind es auch religiöse und
numinose Träume, in denen ein Licht aufleuchtet oder Gott mich anspricht. Die Träume zeigen mir, dass es nicht nur darauf ankommt, korrekt zu leben,
sondern den Reichtum und die Weite meiner Seele zuzulassen, mich von Gott immer wieder auf meinen eigenen Weg führen zu lassen. Sie sagen uns, wann wir zu
neuen Ufern aufbrechen und wann wir wieder heimkehren sollen.
Manchmal zeigt sich uns im Traum auch eine ganz andere Welt, eine Welt voller Lebendigkeit und Buntheit. Gerade bei Menschen, die in einer sehr
eingeengten Umwelt leben, die von andern bestimmt und drangsaliert werden, eröffnet sich eine solche Weite, in der sich der Träumende frei und voller
Phantasie fühlt. Der Traum zeigt uns dann den inneren Schatz, den uns niemand rauben kann.
Blick nach Innen
W er nach außen schaut, träumt. Wer nach innen blickt, erwacht.« Kaum jemand hat so viel über den Sinn von
Träumen und über den Weg der Selbstwerdung nachgedacht, wie der Schweizer Tiefenpsychologe C. G. Jung, von dem dieser nur auf den ersten Blick paradoxe
Satz stammt.
In der Geschichte des Christentums gibt es zahlreiche Erweckungsbewegungen. Das sind Bewegungen von Menschen, die von sich behaupten, dass sie
aufgewacht sind. Paulus fordert die Römer auf: »Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.« (Röm 13,11) Er versteht christliches Leben als Aufwachen
aus dem Schlaf, sich bewusst dem Heil zuwenden, das Gott uns in Christus angeboten hat.
C. G. Jung hat ein eigenes Verständnis von Aufwachen entwickelt. Wer nur nach außen schaut, der lebt letztlich in einer Traumwelt. Er macht sich etwas
vor. Er sieht nicht das Eigentliche. Erwachen heißt, nach innen schauen, in die Seele schauen. Nach innen schaut, wer auf seine Träume achtet, auf die
Bilder, die im Traum aufsteigen und die ihm Wesentliches über seine Seele offenbaren. Nach innen schaut, wer auf die leisen Impulse achtet, die in seinem
Herzen ertönen, sobald er still wird und schweigend horcht auf das, was ihm das Herz sagt. Wir meinen oft, introvertierte Menschen würden träumen. Sie
hätten keinen Bezug zur Wirklichkeit.
Doch C. G. Jung beschreibt mit seinem Satz nicht introvertierte Menschen, die sich in sich selbst zurückziehen, sondern Menschen, die ganz in der
äußeren Wirklichkeit stehen, es aber dennoch wagen, nach innen zu blicken. Jung hat es am eigenen Leib erfahren. Als erfolgreicher Psychiater kam er
selber in eine tiefe Krise. Sie zwang ihn, nach innen zu schauen, denAbgründen seiner Seele nicht auszuweichen. Und gerade die Zeit, in
der er wenig nach außen wirken konnte, sondern sich den inneren Bildern stellen musste, haben ihn zu den wesentlichen Einsichten geführt und ihn zu
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