Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Riese ging auf ihn zu und sprach „sieht er wohl, Vater, was sein Sohn für ein Mann geworden ist.“ Der Bauer erschrack, und sagte „nein, du bist mein Sohn nicht, ich will dich nicht, geh weg von mir.“ „Freilich bin ich sein Sohn, lass er mich an die Arbeit, ich kann pflügen so gut als er und noch besser.“ „Nein, nein, du bist mein Sohn nicht, du kannst auch nicht pflügen, geh weg von mir.“ Weil er sich aber vor dem großen Mann fürchtete, ließ er den Pflug los, trat zurück und setzte sich zur Seite ans Land. Da nahm der Junge das Geschirr und drückte blos mit einer Hand darauf, aber der Druck war so gewaltig, dass der Pflug tief in die Erde ging.
Der Bauer konnte das nicht mit ansehen und rief ihm zu „wenn du pflügen willst, musst du nicht so gewaltig drücken, das gibt schlechte Arbeit.“ Der Junge aber spannte die Pferde aus, zog selber den Pflug und sagte „geh er nur nach Haus, Vater, und lass er die Mutter eine große Schüssel voll Essen kochen; ich will derweil den Acker schon umreißen.“ Da ging der Bauer heim und bestellte das Essen bei seiner Frau: der Junge aber pflügte das Feld, zwei Morgen groß, ganz allein, und dann spannte er sich auch selber vor die Egge und eggte alles mit zwei Eggen zugleich. Wie er fertig war, ging er in den Wald und riss zwei Eichenbäume aus, legte sie auf die Schultern, und hinten und vorn eine Egge darauf, und hinten und vorn auch ein Pferd, und trug das alles, als wär es ein Bund Stroh, nach seiner Eltern Haus.
Wie er in den Hof kam, erkannte ihn seine Mutter nicht und fragte „wer ist der entsetzliche, große Mann?“ Der Bauer sagte „das ist unser Sohn.“ Sie sprach „nein, unser Sohn ist das nimmermehr, so groß haben wir keinen gehabt, unser war ein kleines Ding.“ Sie rief ihm zu „geh fort, wir wollen dich nicht.“ Der Junge schwieg still, zog seine Pferde in den Stall, gab ihnen Hafer und Heu, alles wie sichs gehörte. Als er fertig war, ging er in die Stube, setzte sich auf die Bank und sagte „Mutter, nun hätte ich Lust zu essen, ists bald fertig?“ Da sagte sie „ja“ und brachte zwei große große Schüsseln voll herein, daran hätten sie und ihr Mann acht Tage lang satt gehabt. Der Junge aber aß sie allein auf und fragte ob sie nicht mehr vorsetzen könnte? „Nein“, sagte sie, „das ist alles, was wir haben.“ „Das war ja nur zum Schmecken, ich muss mehr haben.“ Sie getraute nicht ihm zu widerstehen, ging hin und setzte einen großen Schweinekessel voll übers Feuer, und wie es gahr war, trug sie es herein. „Endlich kommen noch ein paar Brocken“, sagte er und aß alles hinein; es war aber doch nicht genug seinen Hunger zu stillen. Da sprach er „Vater, ich sehe wohl, bei ihm werd ich nicht satt, will er mir einen Stab von Eisen verschaffen, der stark ist, und den ich vor meinen Knien nicht zerbrechen kann, so will ich fort in die Welt gehen.“
Der Bauer war froh, spannte seine zwei Pferde vor den Wagen und holte bei dem Schmied einen Stab so groß und dick, als ihn die zwei Pferde nur fort schaffen konnten. Der Junge nahm ihn vor die Knie, und ratsch! brach er ihn wie eine Bohnenstange in der Mitte entzwei und warf ihn weg. Der Vater spannte vier Pferde vor und holte einen Stab so groß und dick, als ihn die vier Pferde fort schaffen konnten. Der Sohn knickte auch diesen vor dem Knie entzwei, warf ihn hin und sprach „Vater, der kann mir nicht helfen, er muss besser vorspannen und einen stärkern Stab holen.“ Da spannte der Vater acht Pferde vor und holte einen so groß und dick, als ihn die acht Pferde herbei fahren konnten. Wie der Sohn den in die Hand nahm, brach er gleich oben ein Stück davon ab und sagte „Vater, ich sehe er kann mir keinen Stab anschaffen wie ich ihn brauche, ich will nicht länger bei ihm bleiben.“
Da ging er fort und gab sich für einen Schmiedegesellen aus. Er kam in ein Dorf, darin wohnte ein Schmied, der war ein Geizmann, gönnte keinem Menschen etwas und wollte alles allein haben; zu dem trat er in die Schmiede und fragte ob er keinen Gesellen brauchte. „Ja“, sagte der Schmied, sah ihn an und dachte „das ist ein tüchtiger Kerl, der wird gut vorschlagen und sein Brot verdienen.“ Er fragte „wie viel willst du Lohn haben?“ „Gar keinen will ich haben“, antwortete er, „nur alle vierzehn Tage, wenn die andern Gesellen ihren Lohn bezahlt kriegen, will ich dir zwei Streiche geben, die musst du aushalten.“ Das war der Geizmann von Herzen zufrieden
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